Filmenthusiasten trafen sich erstmals direkt

GREIZ. Offenbar finden sich in Greiz doch Filmenthusiasten, die sich vorstellen können, ihre Heimatregion über ein Filmprojekt positiv nach außen zu tragen. Im Internet, speziell im Social Network Facebook, fand die Idee schon länger Befürworter. Eine entsprechende Online-Gruppe umfasst aktuell 48 Mitglieder. Nachdem Ideengeber Torsten Röder für letzten Samstag zu einem realen Treffen eingeladen hatte, waren die Reaktionen bei Facebook eher verhalten. Umso mehr freute er sich, dass er zum Schluss doch nicht allein da saß. Dass der Anfang schwer werden würde, wusste er von Filmemacher Jürgen Wolf aus Zeulenroda-Triebes.Umso mehr freute sich Röder, dass Jürgen Wolf die Gruppe mit dem Wissen aus seinem Filmprojekt, das als Vorlage für die Greizer diente unterstützt. Ihr müsst ja nicht die Fehler machen, die wir bei unserem Filmprojekt gemacht haben begründete Wolf den Anwesenden, warum er dieses Projekt unterstützt. Neben Jürgen Wolf und Torsten Röder waren Pfarrer Christian Colditz, Renè Kramer und Michael Täubert, der Inhaber der gleichnamigen Werbeagentur, vor Ort, um sich näher zu informieren. Auch die OTZ zeigte durch die Anwesenheit von Praktikant Christian Kießling Interesse an diesem Projekt.

Jürgen Wolf korrigierte an diesem Vormittag einige Vorstellungen. Ihr braucht eine Leitidee, aber kein ausgefeiltes Drehbuch, das jede Szene und Kameraeinstellung vorgibt“, so Wolf. In seinem Film waren die Themen u.a. Multikulti, Tourismus und Doppelstadt. Das letzte Thema konnte definitiv nicht umgesetzt werden, da aus Triebes kaum Unterstützung kam, räumte Wolf freimütig ein. Er verwies darauf, dass im Zeulenrodaer Film vieles spontan gedreht wurde, sich aber immer an diesen Handlungsleitfäden orientierte. Beim Unterthema Ernte war z.B. bis kurz vor den Aufnahmen nicht klar, ob sich überhaupt ein Landwirt findet, der dies unterstützt. Klar muss man wissen, was man darstellen will und sich auch Gedanken zu Kamerapositionen machen, aber Ihr könnt nicht einen Betrieb lahmlegen, wenn Ihr dort dreht. Sprecht mit den Menschen, die ihr filmt. Natürliche Aufnahmen sind immer besser als gestellte. griff Jürgen Wolf tief in die filmische Trickkiste.
Röder verwies auf die Greizer Mentalität, erst einmal alles in Frage zu stellen oder abwartend bis negativ zu bewerten. Dies aufzubrechen, ist aus seiner Sicht die größte Herausforderung. Das ist woanders ganz genauso bestätigten Jürgen Wolf und Christian Colditz unisono. Trotz junger Jahre ist Colditz schon mehrfach umgezogen und erzählte von einem Erlebnis aus Neuhaus am Rennsteig. Dort war er gleich „vorgewarnt“ worden, dass die Menschen hier schwierig seien. „Nach dem Umzug wurde mir in Greiz 1:1 das Gleiche erzählt. Und dennoch habe ich dort wie hier liebenswerte Menschen getroffen, die sich sowohl für die Kirchgemeinde, die Stadt und ihre Menschen einsetzen“, zeigte Colditz Parallelen auf. Jürgen Wolf haute in die gleiche Kerbe: Du kannst zwar jede interessante Person fragen, aber Du wirst nicht jeden für so ein Projekt begeistern. Auch ich habe Absagen von Leuten bekommen, die ich eigentlich unbedingt im Film haben wollte. Setzt Euch ein zeitliches Limit für die Dreharbeiten, sucht Netzwerker und dann legt los. Es gibt Zeulenrodaer, die sich heute über ihre Absage ärgern.“

Dennoch bleibt solch ein Filmprojekt eine logistische und personelle Herausforderung, die man nur durch Mitarbeit vieler bewältigen könne. Diesen Lernprozess hat Röder schon hinter sich, denn er weiß jetzt, warum der Abspann beim Film so lang ist. „Man unterschätzt als Laie den Aufwand beim Filmen unheimlich.“Wolf verwies darauf, dass man neben den Menschen vor der Kamera auch viele aktive Helfer hinter der Kamera braucht. Bei der Suche nach Mitstreitern muss man fragen: 1. Wer filmt? 2. Wer schneidet? 3. Wer casted? Für viele andere Funktionen wie Licht, Tontechnik usw. gilt dies anlog. Auch etwaige Bedenken bezüglich fehlender professioneller Filmtechnik wies Jürgen Wolf zurück: Der Film ist kein Problem der Technik. Sondern ein Problem des Machens. Mit einer guten Idee und deren Umsetzung gelingt ein guter Film selbst mit Videoaufnahmen vom Handy oder modernen Spiegelreflex-oder Systemkameras, nur Full-HD-Format solltet Ihr nutzen, gab Wolf mit auf den Weg. Das war das Stichwort für Michael Täubert, den die kreative Herangehensweise der Macher in Zeulenroda beindruckte. Den Tipp von Jürgen Wolf wollte er am Wochenende zum Anlass nehmen, endlich einmal die bisher weitgehend ungenutzte Videofunktion seiner Spiegelreflexkamera zu testen.

Im nächsten Schritt wollen sich die Filmenthusiasten über die Leitideen Gedanken machen, die man in einem Film von ca. 3-5 Minuten Länge umsetzen kann. Mit sieben Minuten ist unser Film eigentlich schon zu lang. Und lasst die Finger von Interviews, das ist noch mal eine ganz neue Herausforderung“, empfahl Jürgen Wolf ein paar Leitplanken. Als erste Idee für den Film steht das Thema Tourismus, wo man Landschaft und Sehenswürdigkeiten von Greiz präsentieren will. Ganz nach der Leitidee der Bürgerstiftungen Bürger für Bürger regte Torsten Röder dennoch an, auch Menschen im Film darzustellen: Wir haben eine Vereinsvielfalt, wir haben engagierte Gewerbetreibende, wir haben ein breites Kulturangebot, z.B. Schüler- und Jugendbands. Jürgen Wolf griff den letzten Gedanken auf und empfahl, z.B. mit Jugendbands mal über die musikalische Untermalung des Films zu sprechen.

Von Leserpost