Greizer Geplauder mit Uwe LieboldUwe Liebold (r.) spricht aus seinem interessanten Leben.

Am Freitagabend lud die Bürgerinitiative „Weil wir Greiz lieben“ zum Greizer Geplauder ein – Gast war Uwe Liebold

GREIZ. Zur siebzehnten Auflage des „Greizer Geplauders“ lud die Bürgerinitiative „Weil wir Greiz lieben“ am Freitagabend an einen besonderen Platz ein: Die Wiese an der Villa Gustav Wagner in der Greizer Neustadt. Besitzer des ehrwürdigen historischen Gebäudes ist seit fünf Jahren Uwe Liebold – den Greizern nicht nur als umtriebiger Getränkehändler, sondern auch Unterstützer und Mitwirkender in verschiedenen Vereinen bekannt.

Interessant vor allem, weil sich für Uwe Liebold mit dem Kauf des 1882 errichteten Gebäudes ein Kreis schloss: Er lebte als kleiner Junge schon einmal hier; die Eltern besaßen in der 1. Etage drei Zimmer. Als der VEB interform die Räume für Verwaltungszwecke nutzen wollte, zog die Familie in die Straße des 1. Mai (heute Thomasstraße), später nach Aubachtal.
Dort gründete Liebolds Mutter „auf Drängen der Nachbarn“ einen HO-Kommissions-Getränkestützpunkt.

Uwe Liebold erlernte den Beruf eines KFZ-Schlossers und war im Wendejahr 1989 einer der „Aktiven der ersten Stunde“, der zu Demonstrationen durch Greiz lief. Noch heute sei er der Kirche dankbar und zolle Respekt – obwohl er mit Glauben und Kirche im Allgemeinen „überhaupt nichts am Hut“ habe.
Die „wilden Jahre“ zogen ihn nach München – er arbeitete bei BMW und erlebte das „unbefleckte Kennenlernen“ der deutschen Landsleute untereinander live.
Im Jahr 1993 entschloss sich Uwe Liebold, den Getränkehandel seiner Mutter zu übernehmen. Noch heute sei er den damaligen Nachbarn dankbar, dass sie – sicher nicht ohne Eigennutz – die Mutter zu diesem Schritt überredeten, so Liebold augenzwinkernd.
War vor der Wende der Einkauf das Problem und nicht der Verkauf, wendete sich das Blatt nach 1990. So wurde ein Heim-Service aufgebaut, der die Bürger auch belieferte; ein Getränkestützpunkt in der Felschlösschenstraße entstand – seit über zehn Jahren ist die „Getränkequelle Liebold“ in der Zeulenrodaer Straße 6 ansässig.
Inzwischen ist Uwe Liebold, bei dem sieben Angestellte in Lohn und Brot stehen, nicht nur über die Stadt- sondern auch Landesgrenzen hinweg tätig. „Kostendeckenden Umsatz zu machen“ ist dabei erklärter Anspruch des 45-Jährigen.

Besonders gern erinnert er sich an eine Hochzeit, die von ihm im Fürstlich Greizer Park ausgerichtet wurde. Zunächst nicht wissend, dass die Anruferin Dorothea Castell die gleichnamige Gräfin war, fiel es Liebold bald wie Schuppen von den Augen. Das Fest der Blaublüter im Gartensaal avancierte zu einem Höhepunkt in Liebolds Unternehmerleben. Besonders überrascht zeigt er sich noch heute, dass die Nachfahren der Fürsten Reuß Jüngere Linie so „normale und nette Leute“ waren. Bis in die Gegenwart pflege er Kontakt zu dieser Familie.

Viele Greizer wissen um das ehrenamtliche Engagement Uwe Liebolds, bspw. beim 1. FC Greiz, dem Greizer Theaterherbst oder der Greizer Faschingsgesellschaft GFG. Wer die Faschingsveranstaltungen besuchte, kann sich mit Bestimmtheit an die umjubelten Auftritte von Uwe Liebold als „Kanzlerin“ mit typischer Merkel-Raute erinnern.

Dass er „Greiz-vernarrt“ ist, gibt der Unternehmer gern zu. „Ich freue mich, dass in Greiz so viel bewegt wird.“ Alles, was er mache, tue er gern für die Stadt.
Auch Kritik übte Liebold an diesem Abend: Als er Überlegungen anstellte, die Firma in seine Villa zu verlegen, hatte er nicht mit dem Verhalten der „Stadtverhinderer“ gerechnet. Die Villa stehe im Wohngebiet – also sei die Lärmbelästigung zu groß. Als man Liebold vorschlug, doch ein Hotel oder ein Fitness-Studio in die ehemalige Textilfabrik zu bauen, war es Liebold, der den Zuständigen erklärte, dass dies Lärm verursache. Danach habe er „ein wenig den Mut verloren“, gab er vor den Gästen zu. Man dürfe nicht immer nur „schwarz oder weiß sehen“ – oft gebe es mehrere Lösungswege. Früher hatte man sich gefreut, wenn es in der Fabrik „klapperte“. Die Villa sei seine „Lebensaufgabe“, auch wenn er im Grunde gar nicht „Herr seiner eigenen Immobilie“ ist. Pläne gebe es genügend, wie Uwe Liebold betonte. Das Wort „Fertig“ habe er dabei aus seinem Wortschatz gestrichen, bekannte er lachend.

Jedem Gast des Greizer Geplauders wurde bisher die Frage gestellt: „Wie sehen Sie Greiz in zehn Jahren?“ Moderator Thomas Hönsch, Vorsitzender des Vereins Bürgerinitiative „Weil wir Greiz lieben“ wollte diese auch von Uwe Liebold beantwortet wissen.
„Ich hoffe, dass dann an allen relevanten Stellen der Stadt, wie Politik, Sport, Kultur und Wirtschaft keine Verhinderer mehr sitzen.“
Das Kulturgut, was man habe, zu bewahren, zu nutzen und vor allem zu schätzen, sei das Wichtigste. Den bereits beschrittenen „seichten Weg“ weiterzugehen, bat er die Verantwortlichen, die nur an wenigen Stellschrauben drehen sollten.

Bei Rostern, Steaks und kühlen Getränken, deren Verkaufserlös der Bürgerstiftung zur Verfügung gestellt wird, kam man auch nach dem „offiziellen Teil“ gut ins Gespräch. Aufmerksamste Zuhörerin des Abends war Katze May, die mit gespitzten Ohren und auf samtenen Pfoten die Veranstaltung durchschritt.

Antje-Gesine Marsch @29.07.2017

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