Greizer Jugend nimmt Angebot des Wahlforums nicht anv.l. Sven Weber, Holger Steiniger, Alexander Schulze, Dr. Jörg Geißler, Detlef Zietan, Torsten Röder und Ines Wartenberg zur Veranstaltung im Jugendclub Spektrum.

Fünf Bürgermeister – und zwei Landratskandidaten wollten sich am Donnerstagabend den Fragen der Greizer Jugendlichen stellen

GREIZ. Woran liegt es, dass die Jugendlichen der Stadt Greiz das Angebot nicht annahmen, die Bürgermeister-und Landratskandidaten mit Fragen zu löchern? Finden sie sich in der Politik nicht wieder? Sie sind politisch nicht interessiert oder versagen die Schulen, die Jugend für das Thema Politik zu begeistern? Ist die Jugend wirklich nur noch Konsument – ohne Interesse, sich einzumischen oder gehört zu werden. „Kein Bock“ auf Politik?

Diese Fragen mussten sich am Donnerstagabend fünf Bürgermeister-und zwei Landratskandidaten im Jugendclub „Spektrum“ stellen.

Nur eine einzige Jugendliche hatte den Weg zum Wahlforum gefunden.

Svea Wunderlich von der „Partnerschaft für Demokratie in Stadt und Landkreis Greiz – VIELFALT Leben“ hatte aber auch schon andere Veranstaltungen erlebt – am Vortag waren etwa sechzig Schüler in der Zeulenrodaer Dreieinigkeitskirche zusammengekommen.
Bereits Ende Februar hatte sich die Projektkoordinatorin an alle Schulen des Landkreises Greiz samt Schulleitern und Schülersprechern gewandt.

„Schade, dass die Resonanz hier so gering ist“, meinte Landratskandidat Detlef Zietan (IWA), der an der Zeulenrodaer Veranstaltung teilgenommen hatte.

Dass vielen der Jugendlichen gar nicht bewusst ist, mit sechzehn Jahren bereits wählen zu dürfen, vermutet Bürgermeisterkandidat Holger Steiniger (Die Linke). Deshab habe er einen „Erstwählerbrief“ verschickt, um „aufzuklären und anzuschieben“. „Die Info des in Thüringen heruntergesetzten Wahlalters ist bei vielen noch nicht angekommen“, so seine Meinung.

Auch daran zu denken, dass die Jugendlichen aus den Greizer Ortsteilen „noch nicht so mobil sind“, am späten Nachmittag eine Veranstaltung auf dem Reißberg zu besuchen, zog Bürgermeisterkandidatin Ines Wartenberg (SPD) ins Kalkül. „Bei den nächsten Wahlen müssen wir das besser machen.“ Per Whats App mit den Jugendlichen zu kommunizieren, sei auf sehr große Resonanz gestoßen. Viele Ideen und Anregungen hätten sie erreicht – nach Meinung von Frau Wartenberg sei das Interesse der Jugendlichen an kommunalpolitischen Dingen „durchaus vorhanden“.

„Die Jugend ist unsere Zukunft“, betonte Bürgermeisterkandidat Dr. Jörg Geißler (IWA), der aber auch zugab, dass es schwierig ist, sie zu erreichen. Man wisse mitunter nicht, was die Jugendlichen eigentlich wollen. „Wir müssen es schaffen, dass die Jugend zu uns kommt“, so das Credo.

Alexander Schulze (parteilos – unterstützt von der CDU) spürte an seinen Wahlständen und bei Gesprächen das „große Interesse“ der Jugendlichen – zumal eine der Wahlveranstaltungen auch per Livestream über Facebook gesendet wurde.

Dass er auch kein „Patentrezept“ habe, gestand Bürgermeisterkandidat Torsten Röder (parteilos). Zwei Versuche, ein Jugendparlament zu etablieren, seien gescheitert. Dennoch wolle er das Thema „nicht abhaken“. Bei seiner Vorsprache im Seniorenbeirat der Stadt Greiz wurde über einen Jugendbeirat geredet, in dem kraft ihres Amtes die Schülersprecher der in Greiz ansässigen Regel-und Berufsschulen und des Gymnasiums agieren und mit den gleichen Rechten und Pflichten ausgestattet werden. Durch „kurze Dienstwege, Vernetzung und ohne Parteipolitik“ werde man wieder „Lust auf Politik wecken“.

Für Jugendliche einen festen Sitz im Stadtrat zu schaffen, favorisiert Landratskandidat Sven Weber (Die Linke). Damit steige auch ein Stück weit die Verantwortung und wirke der Politikverdrossenheit entgegen.

Man brauche sich nicht zu wundern, die Jugend verloren zu haben, führte Holger Steiniger als Argument ins Feld und nannte die „Zerschlagung des Kreis-und Stadtjugendrings“. Nun müsse man aus den Fehlern lernen.

Wieder stärker auf die Schulen zuzugehen, schlug Detlef Zietan vor; beispielsweise, zu einem gemeinsamen Gespräch in die Aula einzuladen. Diese Möglichkeit blieb den Kandidaten in Greiz bislang verwehrt.

Das Vertrauen der Jugend zurückzugewinnen hält Dr. Jörg Geißler für das Wichtigste. Man dürfe zudem „nicht über die Köpfe der Jugendlichen hinweg diskutieren“. Oft fehle es an der Kommunikationskultur untereinander. Er würde, um mit den Jugendlichen in Kontakt zu kommen, „auch ‚mal in den Schlossgarten gehen“, versprach er.

Im Leben ist „alles politisch“, was aber vielen Jugendlichen noch nicht bewusst sei, befand Torsten Röder. Die Themen „Schule“ und „Leben“ würden dabei oft auseinanderklaffen.

Dass die Kandidaten viele ähnliche Dinger auf ihrer Agenda stehen haben, stellte Alexander Schulze fest. Daran sehe man, dass es in der Stadt Greiz viel zu tun gebe.
Als er den Jugendclub „Spektrum“ sah, den er noch aus seiner Jugend kannte, „war ich erschrocken“, so Alexander Schulze. Nicht nur die Graffitis am Haus, sondern auch die ungenügende Einrichtung des Clubs seien ihm negativ aufgefallen. „Der Jugendclub muss auf jeden Fall besser ausgestattet werden“, so Alexander Schulze in Richtung des Jugendclubleiters Christoph Schwertling.

Antje-Gesine Marsch @14.04.2018