Greizer Kinder feiern traditionelles MartinsfestDie berühmte "Mantelszene" wird nun vom Heiligen Martin (Maximilian9 und dem "Bettler" (Stefan) nachgestellt.

Mit einer Veranstaltung in der Herz-Jesu-Gemeinde und einem gemeinsamen Lampionumzug begehen die Greizer Kinder das traditionelle ökumenische Martinsfest

GREIZ. „Das Beste gegen Gewalt sind friedvolle Menschen“. Diese Aussage von Kerstin Czwienczek, Gemeindereferentin der Katholischen Herz-Jesu-Gemeinde, und Evi Nachtigall, Gemeindepädagogin der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde, war die wichtigste, die die zahlreichen Kinder und Eltern zur Veranstaltung in der Herz-Jesu-Gemeinde verinnerlichten.
Zuvor hatten die beiden Frauen als “Feinde” mit Schwertern gekämpft – kamen aber bald zu der Erkenntnis, dass es besser ist, einem Gegner eine Blume zu reichen und ihn anzulächeln. „So werden aus Feinden Freunde“, bewiesen sie den großen und kleinen Gästen. Die Kinder konnten indes ihre Vorschläge eines friedlichen Zusammenlebens in die Mitte von papiernen Sonnenblumen schreiben, die dann an einer Stellwand befestigt wurden. Wünsche wie „umarmen“, „lächeln“, „ein freundliches Wort“, aber auch „gemeinsam Eis essen gehen“ oder „keine Waffen mehr verkaufen“ standen auf der Wunschliste der Mädchen und Jungen ganz oben. “
Der Heilige Martin, dem das heutige Fest gewidmet wurde, wollte auch nicht mehr kämpfen“, wie Evi Nachtigall als Gleichnis beschrieb. Zum ersten Mal werden sich die an diesem Abend mitgebrachten, vor dem Altar abgelegten Präsente nicht nach Brest/Weißrussland auf den Weg machen, sondern kommen in der Kontaktstelle Siebenhitze den Kindern von Asylbewerbern zugute. „Die Menschen, die seit vielen Jahren den Hilfstransport nach Brest brachten, dürfen nicht mehr in dieses Land“, erklärte Kerstin Czwienczek.
Zum Schluss der mit vielen Liedern gewürzten Veranstaltung bildeten die Gäste Reihen, fassten sich an den Händen und lächelten sich an. „Werdet selbst zu Blumen“ hatten die beiden Gemeindepädagoginnen die Gäste ermuntert.

In der Nahmmacherstraße versammelten sich nach der gemeinsamen Stunde die Kinder mit ihren Eltern und Geschwistern, um mit ihren bunten Lampions und angeführt vom „Heiligen Martin“ (Maximilian Dziabel) in den Schlossgarten zu ziehen. Dort wurden sie von schönen Klängen des Posaunenchores der Evangelisch-Lutherischen Kirche empfangen.

Kerstin Czwienczek verlies wie in jedem Jahr die Geschichte vom Heiligen Martin:
In jener Zeit (etwa 371/372) berief man Martin auf den Bischofsstuhl von Tours. Martin aber wollte sich seinem Kloster nicht entreißen lassen. Er suchte sich zu verbergen, um der Bischofsernennung zu entgehen. Da er keinen geeigneter Ort fand, suchte er schließlich in einem Gänsestall Zuflucht. Als die Menge ihn suchte, fand sie ihn in diesem Gänsestall, weil die Gänse durch lautes Geschrei auf den heiligen Mann aufmerksam machten.

Auch in diesem Jahr wurde die legendäre Mantelteilung szenisch dargestellt. Vor über 1600 Jahren setzte Soldat Martin ein Hoffnungszeichen, als er die Hälfte seines Mantels einem frierenden Bettler gab.
Teilen war im Anschluss auch für die Martinsfest-Besucher angesagt.
Die Gemeindepädagoginnen ermunterten die Jüngsten, ihre Hörnchen mit Bruder, Schwester oder einem Freund zu teilen. Der Förderverein der Lessing-Grundschule bot zudem Roster an, die guten Absatz fanden.
Einen Dank sprach Kerstin Czwienczek auch in diesem Jahr an vier Bäckerein der Stadt Greiz aus, die die Martinshörnchen sponserten.

Antje-Gesine Marsch @13.11.2016