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Greizer Kirchgemeinde als großer Garten

Greizer Kirchgemeinde als großer Garten

Die Pfarrer der Kirchgemeinde Greiz Michael Riedel (l.) und Christian Colditz.

In den nächsten Jahren kommen große Herausforderungen auf die hauptamtlichen Mitarbeiter zu
GREIZ. Quo vadis, Greizer Kirche? – so hätte man die Gemeindeversammlung am Donnerstagabend im Bonhoefferhaus auch überschreiben können. „Stellen Sie sich vor, die Kirchgemeinde Greiz wäre ein großer Garten und die Stadtkirche, Pohlitz, Gommla/Kurtschau, Gottesackerkirche und Aubachtal die Beete“, führte Pfarrer Michael Riedel in die Thematik ein. „Wir wollen gemeinsam überlegen, wie es weitergeht“, nannte der Geistliche den Grund der Zusammenkunft. Es gelte nachzudenken, in welchem Beet jeder einzelne stehe und welche Rolle er im großen Garten spiele.
Anhand der Struktur der Kirchgemeinde, die vom Gemeindekirchenrat als Gremium, über die beiden Pfarrer Michael Riedel und Christian Colditz, Gemeindepädagogin, Kreisjugendreferent, Kantor bis hin zur Verwaltung, dem Hausmeister, den Präkanten und Lektoren reicht, erklärte Pfarrer Riedel, dass die Mehrzahl dieser Arbeiten das „gesamte Beet“ betreffen. Dass die Gemeindeglieder und Ehrenamtlichen meist für „ihr“ Beet denken, sei nicht von der Hand zu weisen, doch müsse man auch die Überlegung anstellen, was man gemeinsam nutzen könne. Um das herauszufinden, wolle man ins Gespräch kommen. In der Diskussion kristallisierte sich heraus, dass man einerseits für Verortung, andererseits auch für eine Öffnung sei. Kinder sollten in ihrem unmittelbaren Umfeld aufwachsen und gedeihen, so Christine Schulze; sie bräuchten ein „verlässliches Beet“. Die Welt sei „mobil“, setzte Kantor Ralf Stiller dagegen und nannte den Kinder-und Jugendchor mit seiner Vernetzung als Beispiel für gemeindeübergreifende und ökumenische Arbeit. Wichtig sei, wo und an welcher Stelle man Verantwortung trage, befand Seniorenpfarrerin Renate Galuba. Bemängelt wurde, dass die Kirchgemeinde Gommla/Kurtschau etwas im „Abseits“ liege. Man müsse nur einen „ersten Schritt“ aufeinander zugehen, so Kantor Stiller und „freundliche Einladungen aussprechen“, ergänzte Christine Schulze. Das gelte auch für den Aubachtaler Frauenkreis. „Es ist unsere Aufgabe, die acht Frauen freundlich zu begrüßen; schließlich sind wir eine Gemeinde“, so Christine Schulze in Bezug auf die Aufgabe des Aubachtaler Gemeindehauses. Sowohl das geschrumpfte Gemeindeleben, als auch die Finanzierung hatten diese Entscheidung unabdingbar gemacht. Apropos Finanzen: Pfarrer Michael Riedel ging auf die finanzielle Situation der Kirchgemeinde Greiz ein. Im Jahre 2013 habe man mit einer Haushaltssumme von 450000 Euro gearbeitet, wobei es ein „Skandal“ sei, was die Thüringer Landeskirche an Zuschüssen zahle: „Das reicht in keiner Form für die Strukturen hier vor Ort“, betonte der Geistliche, der hervorhob, dass man sich „Gedanken ums Geld“ machen muss. Der größte Teil der Kosten entfalle auf den Bereich Personal, ließ Michael Riedel dazu wissen und nannte die Möglichkeit der Bildung eines Förderkreises als Alternative. Gemeindeglieder würden sich zwei Jahre lang verpflichten, eine Summe aufzubringen, die dann punktuell für Projekte, wie Kirchensanierungen oder eben Personalkosten verwendet werden kann. Wenn die 2800 Mitglieder der Kirchgemeinde Greiz zwei Jahre lang monatlich 50 Euro zahlen würden, ergebe das eine Summe von 70000 Euro pro Jahr, rechnete Pfarrer Riedel vor. Den freiwilligen Gemeindebeitrag zu entrichten, forderte Renate Galuba auf; Kirchbüro-Mitarbeiterin Manuela Rau setzte diesen mit etwa 30000 Euro pro Jahr an – dazu kommen Einnahmen aus Kollekten, die bei etwa 20000 Euro liegen, Friedhofsgebühren und Mieteinnahmen. Diese Summen deckten zwar das Defizit ein wenig, würden aber das Problem nicht lösen. „Wir werden alles tun, die Mitarbeiterstellen zu halten“, versicherte der Geistliche und versprach, nicht „hoffnungslos“ zu werden.
In der abschließenden Diskussion ging es um Freuden und Wünsche, die im „großen Garten Kirche Greiz“ gedeihen oder noch gedeihen sollen. „Die Musik“ als Freude hörte man aus den Reihen rufen, „Hauskreise“ nannte Jörgen Larsen, die „Gottesdienste“ Dr. Ingeburg Müller, die „Gemeindefeste“ Conni Gebhardt. Pfarrer Riedel nannte als Freude die „Vernetzung mit der Stadt Greiz“, Christine Schulze die „funktionierende Ökumene“.
Auch Wünsche für die Zukunft wurden an diesem Abend laut: Den „lebendigen Adventskalender“ aufleben lassen möchte Oberpfarrer i.R. Friedrich Knoll, für eine „offenen Stadtkirche“ plädierte Wolfgang Gebhardt, die Wiedereröffnung des „Orgelcafés“ war ebenfalls mehrmals zu hören. Ein „Kaffee im Stehen nach dem Gottesdienst“ stand auf der Wunschliste von Christine Schulze, Literaturabende auf der von Dr. Ingeburg Müller. Renate Galuba sprach sich für ein „größeres Selbstbewusstsein der Gemeindeglieder“ aus, einen Besuchsdienst würde Friedrich Knoll gern wieder einrichten – stellte sich auch persönlich zur Verfügung. Einen ganz wichtigen Punkt nannte Pfarrer i.R. Helmut Warmuth abschließend: „Die Seelsorge kommt zu kurz, das muss sich unbedingt ändern.“

Antje-Gesine Marsch @01.11.2014

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