Greizer Museum erhält wertvolle Playmobil-SammlungHeide Sauerbrey überreicht Rainer Koch, Chef der Museen der Stadt Greiz, ihre Playmobil-Sammlung, um das Andenken an ihren Onkel Hans Beck, dem „Vater der Playmobil-Figuren“, zu ehren, aber auch damit die Sammlung zusammenbleibt und bewahrt wird. Foto: Karsten Schaarschmidt

Heide Sauerbrey, Nichte des Playmobil-Erfinders Hans Beck (1929 – 2009), hat ihre Playmobil-Sammlung den Museen der Stadt Greiz gestiftet. Museumsdirektor Rainer Koch nahm die historischen Spielsachen in Empfang.
GREIZ. Es war eine Reise in die Kindheit und Jugend von Heide Sauerbrey, zu der Rainer Koch eingeladen war. In ihrem einstigen Kinderzimmer ihres Elternhauses am Stadtrand von Greiz übergab die Nichte des Playmobil-Erfinders Hans Beck ihre Playmobil-Sammlung dem Museumschef. „Mit der Schenkung kann ich das Vermächtnis meines Onkels ehren und zeigen, was er in den Playmobil-Anfangsjahren geschaffen hat, sowie zugleich die Familiengeschichte lebendig halten“, sagte Heide Sauerbrey zur Übergabe, für die sie eigens aus Gütersloh angereist war, wo sie seit gut zwei Jahrzehnten lebt.
Als die ersten Serien der 7,5 Zentimeter großen Plastikfiguren Mitte der 1970er Jahre im fränkischen Zirndorf nahe Nürnberg von der Firma geobra, Georg Brandstätter, gefertigt wurden, lag ein wesentliches „Testlabor“ für die Spielsachen im Osten Deutschlands, genauer gesagt in Greiz, der Geburtsstadt von Hans Beck, dem Chefentwickler und somit „Vater der Playmobil-Figuren“. Immer hatte er bei den regelmäßigen Besuchern in Greiz die neuesten Kreationen für seine Nichten Ute und Heide sowie seinen Neffen Stephan dabei. „Wir waren sozusagen die ersten Testspieler“, erinnert sich Heide Sauerbrey. Hans Beck habe die Kinder dann immer genau beobachtet, wie sie die Spielsachen annehmen, wie sie mit ihnen spielen, ergänzen Edgar und Annette Sauerbrey, die Schwester von Hans Beck.

Mitunter fanden auf diesem Weg sogar Prototypen und Vorserienmodelle den Weg nach Greiz. So zum Beispiel eine Schmiede, die anders als die spätere Verkaufsware bereits fertig zusammengebaut war. Dieses Haus, aber unter anderem ebenso Indianer, eine Feuerwehr, eine Raumstation oder ein Bauwagen erhalten nun einen bewahrenden Platz in den Greizer Museen. Der Bauwagen, bei dem sich Türen und Fenster öffnen sowie das Dach abnehmen lassen, war übrigens das erste Playmobil-Spielzeug, das Heide Sauerbrey von ihrem Onkel geschenkt bekam. „Am liebsten waren mir jedoch immer die Indianer“, erzählt sie. Einerseits in Ermangelung von raschem Nachschub, andererseits als Beweis, wie sehr Playmobil die Kreativität der Kinder fördert, überreichte Frau Sauerbrey auch einen ganzen Schwung an kleinen Indianerspeeren, die sie aus Trinkhalmen oder den Borsten von Straßenbesen als Kind für die Figuren gebastelt hat, sowie weitere von ihr liebevoll gefertigte Accessoires. Sehr gemocht habe sie außerdem die derzeit nicht mehr erhältliche Playmobil-Reihe „Color“, bei der menschliche und Tierfiguren einfarbig geliefert wurden und von den Kindern mit speziellen Filzstiften farbig gestaltet werden konnten.

Besonders die Verbindung von Familien- und Zeitgeschichte und nicht zuletzt die farbliche Individualisierung einiger Teile der Sammlung, die aus einem Zeitraum von 1975 bis 1986 stammt, sei etwas Außergewöhnliches, sagt Museumschef Rainer Koch. „So ist es neben dem materiellen vor allem der einmalige ideelle Aspekt, den wir dank der Schenkung gleichermaßen bewahren können wie das Andenken an Hans Beck“, sagt Koch.

Beck hatte seine Heimatstadt Greiz 1948 verlassen und zog nach Bayern. Ab 1958 war er als Mustermacher bei der Firma „geobra“ tätig und entwarf für das Unternehmen verschiedene, erfolgreiche Spielzeugprodukte. 1974 wurden schließlich die ersten Playmobil-Figuren der Öffentlichkeit präsentiert. Und seither erobern sie weltweit als Wikinger, Cowboys, Indianer, Polizisten oder Ärzte die Kinderzimmer. Mittlerweile wurden mehr als 2,8 Milliarden Figuren sowie dazugehörige Spielwelten hergestellt.

Die Playmobil-Produkte aus der Schenkung von Heide Sauerbrey sollen künftig in Teilen zu verschiedenen Ausstellungen in den Greizer Museen gezeigt werden, so Koch. Und natürlich dürfe Frau Sauerbrey die Spielsachen immer auch dann sehen, wenn sie Sehnsucht nach ihnen hat oder sie die kreativen Spielstunden ihrer Kindheit erinnern will, versichert der Museumschef.

Karsten Schaarschmidt @10.03.2016

Von Leserpost