Greizer bejubeln Silvesterkonzerte der Vogtland Philharmonie Greiz/ReichenbachJoachim Goltz brillierte auch als "Verliebter Bimbambulla".

Fast zweieinhalb Tausend Greizer und ihre Gäste erlebten schwungvolle Aufführungen

GREIZ. Mit musikalischem Schwung, einer großen Portion Heiterkeit und überschäumender Spielfreude bestritten die Musiker der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach unter dem Dirigat von David Marlow gemeinsam mit den Solisten Ani Taniguchi (Sopran) und Joachim Goltz (Bariton) die drei diesjährigen Silvesterkonzerte in der Vogtlandhalle Greiz. Fast zweieinhalb Tausend Zuhörer kamen zu den drei Aufführungen, die allesamt mit herzlichem Beifall bedacht wurden.

Seit vielen Jahren war es das erste Mal, dass die Konzerte nicht unter bewährter Leitung von GMD Stefan Fraas stattfanden, der zudem stets die Moderation der Veranstaltungen inne hatte. Doch Chefdirigent David Marlow brauchte nicht lange, bis er die Sympathien des Publikums auf sich gezogen hatte und durch sein temperamentvolles Dirigat, verschmitztes Lächeln und sogar eine solistische Einlage die Herzen der Besucher gewann.

Mit dem Vorspiel aus Bizets Oper „Carmen“ stimmten die bestens gelaunten Musiker auf das Konzert ein, gefolgt von einer der wohl berühmtesten Arien der Opernwelt: „O Mio babbino caro“ aus Puccinis „Gianni Schicci“ – innig interpretiert von Ani Taniguchi. Gemeinsam mit Joachim Goltz sang die zierliche Sängerin – beide Solisten mit einem großen Lebkuchenherz um den Hals – „Il core vi dono“ aus Mozarts „Cosi fan tutte“. Der Kusswalzer – „Il bacio“ von Arditi – wurde von Ani Taniguchi mit schönen Koloraturen intoniert. Aus dem Musical „Anatevka“ von Jerry Bock brachte Joachim Goltz Tevje’s Lied „Wenn ich einmal reich wär’“ zu Gehör. Während des Konzertes bewies der Sänger mit der kraftvollen, ausdrucksstarken Stimme einmal mehr auch seine humoristische Ader. Eine seit Jahren liebgewordene Tradition ist die Aufführung eines Werks von Fredo Jung, einem zeitgenössischen Thüringer Komponisten. Diesmal gaben die Musiker, einschließlich des Dirigenten, mit der „Auftrittsouverture für Orchester“ eine Kostprobe ihres heiteren musikalischen Wesens. Zu Beifallsstürmen ließ sich das Publikum beim Titel „Der verliebte Bimbambulla“ hinreißen, als Joachim Goltz als „unehelicher Sohn von Roberto Blanco, Albino Blanco“ auf die Bühne kam.

In einer eigens getexteten Strophe ging der Solist auf die aktuelle Flüchtlingsthematik ein und machte den Vorschlag, der „Schwarze“ möge den Leuten hier den Hula Hula zeigen und wir ihm den Walzerschritt, der vielleicht irgendwann im Urwald getanzt wird. Beschwingt ging es im Programm mit dem Lied „Lippen schweigen“ aus der Operette „Die Lustige Witwe“ von Franz Lehar weiter. Beim Titel „Was kann der Sigismund dafür“ aus Benatzkys Operette „Im Weißen Röss’l“ riss sich Joachim Goltz die Anzugjacke auf, um mit einem Konterfei des SPD-Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel zu überraschen – und in einer weiteren selbstverfassten Strophe einige Seitenhiebe an die Politik zu verteilen. „Ich spiel‘ mit dir“, ein heiteres Stück aus Schröters „Hochzeitsnacht im Paradies“ avancierte zum Höhepunkt des Konzertes, das von Falko Maiwald moderiert und mit einer Vielzahl von Anekdoten gewürzt wurde.
Bis zum klassischen Schlusspunkt – dem Radetzky-Marsch von Johann Strauß – hatten sich die begeisterten Zuhörer noch zwei Zugaben erklatscht. Herzlicher Applaus und Bravo-Rufe für Orchester, Dirigent und Solisten waren der Dank der Gäste für ein fast zweistündiges, mitreißendes Programm.

Antje-Gesine Marsch @02.01.2016