Greizer Stadtkirche »St. Marien« erhielt Denkmalschutzpreis 2013Superintendent Andreas Görbert und Dr. Inge Müller waren stellvertretend für die vielen Helfer bei der Sanierung der Stadtkirche St. Marien zur Auszeichnung nach Weida gefahren.

GREIZ. Gemeinsam mit Superintendent Andreas Görbert und Pfarrer Michael Riedel fuhren am Mittwochnachmittag auch Hartmut Geier und Dr. Inge Müller vom Kirchenbauverein Greiz e.V. mit nach Weida, um in einer Festveranstaltung den Denkmalschutzpreis 2013 des Landkreises Greiz entgegenzunehmen. Mit dieser Ehrung schließt auch der etwa zehnjährige Prozess der Sanierung des 1802 erbauten Gotteshauses ab. Insgesamt flossen 683600 Euro in die Maßnahme ein, „125000 Euro wurden durch den Kirchenbauverein erbracht“, wie Herr Görbert betonte. Mit unzähligen Aktionen, wie „Essen für die Kirche“, Benefizkonzerten oder Führungen habe der Verein einen überwältigenden Beitrag geleistet.
ereits im Jahr 1987 habe nach langen Verhandlungen und Auseinandersetzungen das Gerüst am Kirchturm gestanden. Die Arbeiten zur Rettung der Kirche begannen. Geldsorgen unterbrachen sie. Die Entdeckungen weiterer Bauschäden warfen zurück, schreibt Pfarrer i.R. Klaus Böhme im Flyer Die Emporen. Im Jahr 2006 wurde die Innenrenovierung der Kirche in Angriff genommen, nachdem sich zwei Jahre vorher der Kirchenbauverein Greiz e.V. konstituiert hatte. Bereits 2004 habe es einen Informationsabend in der Kirche gegeben, wobei den Interessierten eine erste Probeachse vorgestellt wurde, wie Herr Görbert ausführte. Die Sanierung der Decke verlief dann dramatisch, erinnert sich der Superintendent. Entdeckte Schwammschäden hätten Architekten und Bauschaffende vor große Aufgaben gestellt. Im Jahre 2009 wurden die Kanzel, der Altar und die Altarwand saniert. Auch hier sorgte der Schwammbefall für Ernüchterung. Das war die Sternstunde unseres Hausmeisters Reinhard Limmer. Von der Rückwand habe er in Präzisionsarbeit Stück für Stück der korinthischen Säulen abgenommen und den Altar mittels eines Gerüstes gestützt.

Greizer Stadtkirche »St. Marien« erhielt Denkmalschutzpreis 2013
Greizer Stadtkirche »St. Marien« erhielt Denkmalschutzpreis 2013

Fast ein ganzes Jahr musste die Kirche geschlossen bleiben; der Einbau eines neuen Fußbodens samt Heizung wurde Ende des Jahres 2011 abgeschlossen. Auch die aufgearbeiteten Kirchenbänke erstrahlen seither in neuem Glanz. Der dritte Bauabschnitt sah die Sanierung der Emporen vor. Die Holzbrüstung soll die ursprüngliche Ausmalung zurück erhalten; hinter fünf Farbschichten habe man den Urzustand wiederentdeckt. Die gesamte Sanierung erfolgt nicht nach Gutdünken, sondern soll den ursprünglichen Raumbestand widerspiegeln, wie er sich zur Eröffnung der Stadtkirche vor zweihundert Jahren offenbarte, unterstreicht der Superintendent. Eine angelegte Probeachse habe die phänomenale Gestaltung gezeigt. Man werde sich in die Zeit um 1800 zurück versetzt fühlen, meint der Geistliche, und führt als nächstgelegene Kirche die Leipziger Nikolaikirche an, die ebenfalls im Stil des Frühklassizismus erbaut wurde und alle Überzeugungen in ein Ganzes bringt. Greiz soll wieder eine Bürgerkirche bekommen offen für Veranstaltungen jeglicher Art, wie es Görbert vorschwebt. Gottesdienste, aber auch Konzerte, Vorträge oder Aufführungen werden die Greizer Bürger noch mehr mit dem sakralen Gebäude verbinden. So wie früher, als die Kirch- und die Bürgergemeinde der Stadt eine Einheit waren. Ein Wermutströpfchen bleibt allerdings: Die Königin der Instrumente bedarf einer besonderen Kur, bis sie wieder klanglich erstrahlen kann. Da werden wir im nächsten Jahr mit Überlegungen beginnen, wie wir die Sanierung der Kreutzbach-Jehmlich-Orgel gestalten, schaut Andreas Görbert bereits nach vorn. Der Geldpreis in Höhe von 750 Euro, den der Denkmalschutzpreis enthält, hat bereits eine Verwendung: Derzeit werden die Fenster und Türen der Kirche gestrichen.

Antje-Gesine Marsch @05.09.2013
Info:
Im Jahr 1225 wurde erstmals eine Kirche urkundlich erwähnt, um die der Friedhof lag. Das Gebiet wurde damals durch die Vögte von Weida regiert. Glocken, die in einem besonderen Glockenhaus vor dem Turm hingen, hat es auch bereits gegeben. Im Jahre 1533 wurde in Greiz die Reformation eingeführt und die Kirche wurde evangelisch-lutherisch. 1739 erhielt diese Kirche eine Silbermann-Orgel; durch den Stadtbrand im Jahre 1802 wurde die Stadtkirche schwer beschädigt, die Orgel fiel den Flammen zum Opfer. Der Wiederaufbau der Kirche erfolgte in den Jahren 1802 bis 1805. Die bisher letzte größere Umgestaltung und Renovierung des Innenraums fand im Jahr 1934 statt.