Greizer Verein the.ARTer führt in Freier Schule Elstertal Daniel Haws Stück »Antoinette« aufIn der Freien Schule Elstertal fand das Stück "Antoinette" von Daniel Haw seine Aufführung. Der Verein the.aRter (Regie Stephan Marek) begeisterte mit seinem Spiel. Hier die Königin (Michela Kurt) und der Koch (Stephan Marek)

Das eigene Volk ist eine stete Gefahr
The.aRter-Verein begeistert in Freier Schule Elstertal mit Daniel Haws Stück Antoinette

GREIZ. Wie funktioniert eigentlich eine Revolution? Ist sie mehr als ein Sommergewitter, wobei es lediglich ein bisschen donnert und blitzt und dann doch alles beim Alten bleibt? Und warum gibt es nur noch Hühnerschenkel statt Schweineschnitzel zu essen? Diese und weitere Fragen standen im Zentrum des Stückes Antoinette, von Daniel Haw, das der Verein the.aRter am Freitagabend in der Freien Schule Elstertal zur Aufführung brachte.
Ein überdimensionaler Thronstuhl, auf dem die ewig (fr)essende Königin Antoinette prangt, stellt das einzige Requisit des Stückes dar. Überhaupt ist in dem Land, das die Monarchin regiert, alles nur schwarz oder weiß. Die politische Farce zeigt sich verwoben von Intrigen, Plänen und Tyrannei. Und das, obwohl Antoinette eigentlich nur eines im Kopf hat. Die Gefräßige (hoheitsvoll und authentisch: Michela Kurt) regiert mit Absolutismus über ihr Land und das vor allem zum Wohle ihrer gepflegten Wampe. Diese wiederum verdankt sie dem Koch (charmant schlau und gewitzt: Stephan Marek), der sie mit Köstlichkeiten nur so verwöhnt. Das Volk, das im Tiefland in Armut lebt, plant den mehr oder weniger dilettantischen Aufstand, was wiederum die Herrin antreibt, sich am gegenseitigen Ausspielen der Regierung und Untertanen zu ergötzen. Bis Koch Poldi den Mocca serviert€€¦
Daniel Haws Stück enthält dabei mehr als einen parallelen Bezug zur Gegenwart und besticht durch geschliffene Dialoge und Lebensweisheiten, etwa die des Kochs: Jaja, so ist das mit der Weltgeschichte, die Ohnmächtigen fressen den Dreck der Mächtigen solange, bis sie stark genug sind, die Mächtigen zu fressen! – Und dann geht`s wieder von vorn los und so weiter und so fort und so weiter und so fort.
Mit Geschick und Feinsinn inszenierte Stephan Marek das Stück, wobei neben dem Minister (Clarissa Hopf), dem Studenten (Sandro Bernhardt), der Studentin (Susanne Kurt), Claudia Winkler, Tonton (Nathalie Vogel) besonders der Hofnarr (zart und verschlagen: Maximilian Lätzsch) und Manfred (ungestüm und sehr revolutionär: Matthias Pohle) mit ihren schauspielerischen Leistungen überzeugten.
Dass die zahlreichen Zuschauer nicht nur kulturell sondern auch kulinarisch mehr als verwöhnt wurden, soll nicht unerwähnt bleiben. Viele fleißige Hände hatten mehrere Gänge schmackhaften Essens zubereitet, das in den kleinen Spielpausen gereicht wurde. Hühnerkeulen, Gemüsesüppchen, Schnittchen, Obst und Gemüse sowie eine Mousse au chocolat fanden reißende Abnahme.
Ines Hohmuth, die sich für die Organisation des traditionellen Kulturwinters an der Freien Schule Elstertal verantwortlich zeichnet, bedankte sich bei den Akteuren des the.aRter-Vereins, dass dieses Stück bei ihnen Premiere feiern durfte. Stephan Marek wiederum lobte die Gastlichkeit der Einrichtung. Wer das Stück noch einmal sehen möchte, wird dazu demnächst in der Vogtlandhalle, dem Bürgerhaus Cossengrün und dem Elsterberger Burgkeller Gelegenheit finden.
Stephan Marek ist mit dem Autor des Stückes, Daniel Haw – der in Hamburg lebt und arbeitet – in Verbindung. Er wird zu einer Aufführung nach Greiz kommen, ließ Marek bereits wissen.

Antje-Gesine Marsch @15.03.2013