Greizer zeigen Gesicht für ein friedliches MiteinanderUm die 200 Teilnehmer zeigten Solidarität mit den Flüchtlingen, die derzeit auf dem Zaschberg untergebracht sind. Bürgermeister Gerd Grüner (SPD) bei seinem Statement.

GREIZ. Flüchtlinge sind Menschen, die durch politische Zwangsmaßnahmen, Kriege oder Notlagen veranlasst wurden, die Heimat vorübergehend oder dauerhaft zu verlassen. Im März dieses Jahres hatte die Bundesregierung beschlossen, 5000 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien aufzunehmen; am 11. September wurden die ersten nach Deutschland eingeflogen. Zunächst für zwei Jahre sollen sich diese Menschen hier in Deutschland aufhalten können.

Auch die Stadt Greiz nahm 53 Syrier auf und quartierte sie im ehemaligen Internat des Staatlichen Berufsbildenden Zentrums in der Theodor-Storm-Straße 1 auf dem Zaschberg ein. Das rief in der vergangenen Woche einen besorgten Bürger auf den Plan, der bei den Anwohnern des Neubaugebietes Handzettel verteilte ( Das Asylheim muss verschwinden) und im sozialen Netzwerk Facebook eine Bürgerinitiative gegen das Asylheim initiierte, die in kürzester Zeit eine große Anhängerschar gewann. Die erste Demonstration vor dem Heim fand am vergangenen Freitag, den 13. September statt, die zweite wurde für den gestrigen Freitag angemeldet, um dem Volksbegehren einen Schritt näher zu kommen, wie es im Aufruf hieß. Im gleichen Netzwerk gründete sich zeitgleich die Gruppe Solidarität mit den Flüchtlingen aus Greiz, die ebenfalls für Freitag eine Demonstration anmeldete. Während sich die Gruppe, die die Flüchtlinge willkommen heißen wollte, an der Wendeschleife traf, versammelten sich die Flüchtlingsgegner wenige Meter unterhalb am REWE-Einkaufszentrum.

Nächstenliebe statt Angst und Gespräche statt Vorurteile stand auf den Plakaten, die Pfarrer Christian Colditz und seine Ehefrau Ricarda zur Kundgebung mitbrachten, die vom Bunten Bündnis Greiz organisiert wurde. Zahlreiche Unterstützer darunter auch Bürgermeister Gerd Grüner (SPD), fast alle SPD-Stadtratsmitglieder, einige Vertreter der IWA-Fraktion und der LINKEN folgten dem Aufruf zur friedlichen Demonstration und bekundeten ihr bürgerschaftliches Engagement.

Willi Brüssel-Mautner begrüßte die Flüchtlinge in der Stadt und sprach den Wunsch aus, dass sie hier angenommen werden trotz der Unterschiede in Sprache, Kultur und Glauben. Man müsse sie vor denen schützen, die ihren Rassismus überdeutlich zeigen. Die Sorgen und Bedürfnisse der Bevölkerung zu verstehen gehöre dazu doch die würden sich als unbegründet erweisen, wenn man mit den Menschen in Kontakt trete und mehr über sie erfahre und wisse. Eine Frage der Menschlichkeit, gab Brüssel-Mautner zu verstehen und: Sie verdienen unseren Respekt und eine Chance. Es ist ein klares Zeichen gegen Rechtsradikalität und gegen den braunen Mob, dass wir heute hier stehen, sagte Bürgermeister Gerd Grüner. Wir wollen eindeutig Zeugnis ablegen, dass diese Flüchtlinge für eine bestimmte Zeit unsere Mitbürger sein werden. Das habe nichts mit den bevorstehenden Wahlen zu tun, sondern man muss mit Wort und Tat gegen den braunen Sumpf angehen. Auch ein Umdenken im Stadtrat forderte der Bürgermeister mit Entschiedenheit an und erinnert an das völlig deplatzierte Klatschen, als das NPD-Stadtratsmitglied im Mai letzten Jahres einen Redebeitrag leistete.

Auch Martina Högger von der Bürgerinitiative Weil wir Greiz lieben ergriff das Wort: Man kann nichts verbessern, wenn man Hass schürt. Lasst uns den Reichtum, den wir in Greiz haben, mit allen Menschen teilen, forderte Stadtrat Holger Steiniger (Die LINKE). Sie sind nicht allein, geben sie Nazis keinen Raum, unterstrich Madeleine Henfling, Geschäftsführerin des Landesfrauenrates Thüringen. Der Greizer Superintendent Andreas Görbert sagte, er wolle sich nicht an die Stimmung einer Stadt gewöhnen, die ihr nicht gut tut. Die kleinste Erwartung der Flüchtlinge liege darin, menschlich behandelt zu werden.

Antje-Gesine Marsch @20.09.2013