Günter Ullmann

Der beigefügte Text entstand, als ich eine Zeit lang mit ihm nach Hohndorf fuhr.

GREIZ. Dort betreute er drei Katzen auf dem Gehöft einer Bäckerei. Ich schrieb daraufhin diesen Artikel, der seinen Gefallen fand.
Antje-Gesine Marsch @04.08.2013

Mit Katzen scheint Günter Ullmann kein Glück zu haben.

GREIZ. Mit Katzen scheint Günter Ullmann kein Glück zu haben. Obwohl er sie doch so innig liebt.
Präsentierte er noch vor einem Jahr seinen schwarz-weiß gescheckten Purzel-Tiger fröhlich auf einem Foto, das man zu Ehren des 60.Geburtstages des Greizer Dichters machte, wurde der Kater kürzlich überfahren. Wie Mohrle vor ihm und Bandi, den Ullmanns erst zum Jahreswechsel aus dem Tierheim holten, nach ihm. Man leidet schrecklich“, gesteht Ullmann.
Glaubt man der Legende, haben Katzen sieben Leben: eines zum Streunen, eines zum Jagen, eines zum Verlieben, eines zum Kämpfen, eines zum Faulenzen und eines mit der Garantie, wann immer man will, nach Hause zu kommen. „Unsere Katzen hatten nur eines“, mutmaßt der Dichter.
Doch Ullmann wäre nicht Ullmann, wenn er nicht aus der Not eine Tugend machen würde.
Im nahe gelegenen Hohndorf betreut er seit einiger Zeit einmal wöchentlich drei Katzen: den anschmiegsamen Charlie Brown, den achtsamen Maxl und die aufgeweckte Minki. Die Beschäftigung mit den drei Tieren wird von einer Tasse Kaffee und einem Stück Heidelbeerkuchen gekrönt. „Meine Mutter stammt von diesem Gehöft und mit den Bäckersleuten Leithold, die hier seit Jahren eine Konditorei betreiben, bin ich über hundert Ecken verwandt“, behauptet Ullmann dabei.
„Wir sind doch Cousin und Cousine, Günter!“, fällt ihm Christine Leithold, die nette Bäckersfrau, ins Wort. „Mein Vater und Deine Mutter waren doch Geschwister!“. Auch gut, scheint der Dichter zu denken, denn endlich schreitet, lang erwartet, Charlie hoheitsvoll am Tisch vorbei, schaut majestätisch nach rechts, reckt den Schwanz mit der weißen Spitze steil nach oben, als wolle er sagen – so, ich bin jetzt da, Ihr könnt mich streicheln! Dichtern wird ja im Allgemeinen eine besondere Beziehung zu Katzen nachgesagt; man denke nur an Sarah Kirsch’s „Katzenleben“. Auch sagt man, Katzen verstünden alles und kennen alle Geheimnisse; können gleichzeitig kratzbürstig oder anschmiegsam sein, pflegen Freundschaften – doch nur zu Menschen, die sie sich selbst aussuchen. Dabei geht die Liebe oft durch den Katzenmagen und medizinisch gesehen, würde eine Katze auf dem Schoß sogar den Bluthochdruck senken, heißt es. Und die Liebe zu Unabhängigkeit und Freiheit sei fast sprichwörtlich. Sagt der Dichter und streichelt Charlie Brown, seinen getigerten Favoriten, der es ihm mit wohligem Schnurren dankt. „Bis nächste Woche“, kann der Dichter gerade noch flüstern, da stolziert Charlie gemächlich vom Hof.
Ein bisschen Katze schlummert wohl in jedem von uns.

Antje-Gesine Marsch @18.August 2007/ Freie Presse Plauen