Greizer Hebammen fürchten um ihre ZukunftDie Beleghebammen der Hebammengemeinschaft im Kreiskrankenhaus Greiz GmbH. Juditz Schatz, (3.v.r.) spricht über die ängste der Geburtshelferinnen, da die Haftpflichtversicherung in horrende Höhen steigt.

Haftpflichtversicherung hat sich in letzten drei Jahren verdoppelt. Auch die Hebammengemeinschaft des Kreiskrankenhauses Greiz hofft auf eine Lösung
GREIZ. Sie sind die zuverlässigen Begleiterinnen während der Schwangerschaft, zur Geburt und dem Wochenbett die Hebammen. Seitdem die Diskussion um die horrende Erhöhung der Haftpflichtversicherung für Hebammen in den letzten Monaten die Gemüter in ganz Deutschland bewegt, fürchten auch die Beleghebammen im Kreiskrankenhaus Greiz GmbH um ihre Zukunft. „Eine Hebamme, die Geburtshilfe anbietet, muss ab Juli 2014 jährlich über 5000 Euro für ihre Versicherung aufbringen“, berichtet Judith Schatz, seit dem Jahr 1983 als Hebamme an der Greizer Klinik tätig. Im Jahr 2015 soll die Lage noch schlimmer werden: Der wichtigste Versicherer, die Nürnberger Versicherung, steigt ab Juli ganz aus. Zahlreiche Anfragen bei alternativen Versicherungsunternehmen im In- und Ausland blieben bislang erfolglos. Mit „Unverständnis“ beschreibt Frau Schatz auch die Situation für sich und ihre sechs Kolleginnen der Gemeinschaft, die am 1. April acht Jahre besteht. Die Versicherungssummen haben sich in den letzten drei Jahren verdoppelt“, weiß die Hebamme aus leidiger Erfahrung. Nicht auszudenken, wie man als Freiberuflerin existieren soll, urteilt Judith Schatz auch im Namen der Kolleginnen der Hebammengemeinschaft. Doch ohne die Haftpflicht dürfe man nicht arbeiten. Selbst die Versorgung in der Schwangerschaft, im Wochenbett und in der Stillzeit könne dann nicht mehr gewährleistet werden. Also trifft es alle werdenden Eltern in der ganzen Region, bringt es Judith Schatz auf den Punkt.
Grund der drastischen Erhöhung sei eine Zunahme von Gerichtsprozessen um Schadenersatz für geschädigte Kinder. Wenn wir als Hebammen für Geburtsschäden haften müssen, kann es schnell um einige Millionen Euro gehen, nennt Juditz Schatz den Grund, die Deckungssumme im Jahr 2003 von 2,5 Mio. Euro auf heute 6 Mio. anzuheben.
Letzte Woche fuhr die Hebamme zur Landestagung nach Erfurt. Auch dort stand die Thematik Haftpflicht auf der Tagesordnung. In einem Protestbrief brachten die Thüringer Hebammen ihren Unmut zum Ausdruck – nun hoffe man, das Thema auch in die nahenden Kommunal-und Landtagswahlen zu tragen.
Jetzt sind die Politiker gefragt, eine verträgliche Entscheidung auf den Weg zu bringen hofft Judith Schatz. In größeren Städten, wie Jena, fanden am vergangenen Wochenende Eltern-Demonstrationen statt, um auf die bedrohliche Situation aufmerksam zu machen.
Große Sorge trägt Judith Schatz, dass Hebammen aus existenziellen Gründen ihren Beruf aufgeben müssen. Doch dürfe die Problematik nicht auf dem Rücken der Frauen und ihrer Familien ausgetragen werden. Schließlich sind Kinder unsere Zukunft, weist Judith Schatz auf die Brisanz einer Lösung hin.
Info: 21000 Hebammen gibt es derzeit in Deutschland – etwa 3500 sind freiberuflich. 20 Prozent aller Geburten in Kliniken, Geburtshäusern aber auch Hausgeburten werden von Freiberuflerinnen betreut.

Antje-Gesine Marsch @12.03.2014