Herztag im Greizer KrankenhausStan Fankhänel (r.) und Andre` Zippel bei seinen Ausführungen zur Wiederbelebung beim Herztag im Greizer Krankenhaus.

Herz in Gefahr
Fünfzig Gäste fanden am Montagabend den Weg in das Greizer Krankenhaus, um beim Herztag umfassend informiert zu werden

GREIZ. Die kleine Hürde, sich in der Adventszeit mit dem Thema Herz-Kreislauf-Erkrankungen auseinanderzusetzen, wich am Montagabend der großen, nämlich dem dichten Schneefall, der die Verkehrsbedingungen äußerst schwierig gestaltete. Trotzdem fanden fünfzig Interessierte den Weg in die Piazza der Kreiskrankenhaus Greiz GmbH, um den vom Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 1, Peter Walther und seinem Team organisierten Herztag zu besuchen.
Zunächst referierte Chefarzt Walther zum Thema Herzinfarkt erkennen, behandeln, verhalten; im zweiten Vortrag, den Oberarzt Norbert Hiemann hielt, kam die Thematik der Laien-Reanimation Wie kann ich helfen zur Sprache.
Noch immer seien die Herz-Kreislauferkrankungen die Nummer 1 der Todesursachen in Deutschland, wie CA Walther anfangs betonte. Dabei sehe er als Kardiologe die wichtigste Aufgabe darin, auf diese Thematik immer wieder aufmerksam zu machen und nicht müde zu werden aufzuklären.
Sieben Prozent der Patienten versterben an einem Herzinfarkt; häufig hätten sie allerdings im Vorfeld niemals Herzbeschwerden oder Schmerzen gehabt, wie der Mediziner weiß. Bei einem Notfall kommt es auf schnelle Hilfe an, unterstrich der Chefarzt. Zwei Millionen Frauen und drei Millionen Männer seien in Deutschland an der koronaren Herzkrankheit erkrankt achtzig bis neunzig Prozent in einem langen Prozess im Wesentlichen selbst dafür verantwortlich, wie der Mediziner zu bedenken gab. Dabei gebe es beeinflussbare und unbeeinflussbare Faktoren. Ein Raucher könne beispielsweise seine Herzkrankheit zum Stillstand bringen, wenn er sich entscheide, mit dem Rauchen aufzuhören. Oder Patienten mit hohem Blutdruck einem weiteren Risikofaktor sollten sich bemühen, diesen gut medikamentös einzustellen. Weitere Faktoren, wie Übergewicht oder die Zuckerkrankheit seien ebenfalls positiv zu beeinflussen. Nicht beeinflussbar hingegen sind Alter, Geschlecht oder die genetische Veranlagung. Wie aber merkt man, dass man herzkrank ist? Sechzig bis achtzig Prozent der Patienten hätten Schmerzen im Brustbereich, die sogenannte Angina pectoris; zwanzig Prozent dagegen würden keinerlei Schmerz verspüren. Auf jeden Fall solle man abklären lassen, woher die Beschwerden kommen, empfahl Chefarzt Walther dringend und mahnte, im Ernstfall sofort die Telefonnummer 112 zu wählen.
Im Krankenhaus gebe es eine Vielzahl von Möglichkeiten, den Patienten zu untersuchen und eine Diagnose zu stellen: beispielsweise mittels Blutentnahme oder einem EKG. Wir haben einige Möglichkeiten der nichtinvasiven Eingriffe, so Chefarzt Walther, etwa die Echokardiografie.
Am Ende der diagnostischen Reihe steht die Herzkatheteruntersuchung, dabei würde man als Mediziner allerdings immer wieder überlegen, ob diese notwendig sei, da sie auch gewisse Risiken berge.
Dabei könne das Einsetzen eines Stents das Risiko eines Herzinfarktes bzw. eines erneuten Herzinfarktes bedeutsam reduzieren. Der Stent hält die Blutgefäße offen und stützt sie, wie Chefarzt Walther erklärt.
Fünfzig Patienten des Greizer Krankenhauses seien im letzten Jahr an die Jenaer Universitätsklinik zu einer Herzklappen-Operation weitergeleitet worden. 45 Prozent der Patienten, also fast jeder zweite, erfahre durch den Herzkatheter eine Therapie. Auch die medikamentöse Therapie spiele eine wichtige Rolle bei der Behandlung des akuten Koronarsyndroms. Bedauernd äußerte sich Chefarzt Walther darüber, dass die traditionelle Schulmedizin und die alternativen Behandlungsmethoden bislang fast keine Zusammenarbeit eine.
Peter Walther appellierte noch einmal an die Anwesenden, mit einer gesunden Lebensweise aktiv dazu beizutragen, das Risiko einer Herz-Kreislauferkrankung zu minimieren.
Anschließend sprach Oberarzt Norbert Hiemann über die Laien-Reanimation, die in der Überlebenskette als wichtigstes Glied gilt.
Bei etwa 150000 Menschen in Deutschland würde es jährlich zum Herzstillstand kommen. Drei Viertel erfahren eine Reanimation, so Oberarzt Hiemann. Typische Anzeichen für den Herzstillstand seien Bewusstlosigkeit, Schwindelgefühl, Herzstolpern, Sinken der Leistungsfähigkeit oder die Angina pectoris-Symptomatik, sowie das Kammerflimmern. Die Mehrzahl dieser Notfälle passieren zu Hause, wie der Mediziner weiß. Dabei gelte es nachdem als erstes der Notruf 112 gewählt wurde die Zeitlücke der Zerstörung des Gehirns bis zum Eintreffen des Notarztes zu schließen. Laienreanimation gelte als effektivste Hilfe und lasse die Chance ansteigen, ohne neurologische Schäden zu überleben. Lautes Ansprechen, schütteln, kneifen seien durchaus legitim, so Oberarzt Niemann. So könne man feststellen, ob eine Bewusstlosigkeit vorliege oder bereits ein Atemstillstand eingetreten sei. Bei einer Bewusstlosigkeit bringe man den Patienten in die stabile Seitenlage, empfahl der Mediziner. Bei Atemstillstand müsse sofort mit der Wiederbelebung begonnen werden. Zunächst sollten die Atemwege freigelegt werden, so etwa, in dem man den Kopf nach hinten überstreckt. Beatmen gehöre zu den lebensrettenden Maßnahmen ebenso wie die Herzdruckmassage, die im unteren Drittel des Brustbeins durchgeführt werden muss. 100 Druckmassagen in einer Minute, die etwa vier Zentimeter tief in den Brustkorb eindringen müssen, sei das Maß, so der Mediziner. Dies sei zwar schwere körperliche Arbeit, aber absolut wichtig. Wiederbelebung sei eine relativ einfache Sache, aber zur Lebensrettung von gravierender Wichtigkeit.
Da alle Theorie bekanntlich grau ist, fand im Anschluss zum einen ein Rundgang durch die Abteilung Innere Medizin 1 und die Besichtigung des Herzkatheterlabors statt, zum anderen demonstrierten Andre` Zippel und Stan Fankhänel von der Greizer Rettungsambulanz Sommerfeld & Fritzsche GmbH die Wirkungsweise eines AED Defibrillators, auch Schockgeber genannt. Diese kompakten Geräte findet man nicht nur in Operationssälen, Notaufnahmen oder Rettungsfahrzeugen, sondern zunehmend auch auf Bahnhöfen, in Einkaufszentren oder öffentlichen Gebäuden. Medizinische Laien werden dabei sprachlich angeleitet, die Wiederbelebung durchzuführen. Die AED-Geräte werden in den nächsten fünf Jahren sicher flächendeckend vorzufinden sein, so Oberarzt Niemann, der aber auch nicht verschweigt, dass die Akzeptanz dieser Geräte ein Prozess ist; zu hoch seien noch die Schwellenängste der Bürger, damit umzugehen. Geschultes Personal in den Einrichtungen wird dazu beitragen, dass sich dieses Gerät durchsetzen wird, wie Stan Fankhänel betont. Auch in der Greizer Altstadtgalerie oder der Vogtlandhalle sollte man seiner Meinung nach diese Geräte platzieren.
Der Dank von Chefarzt Walther ging an das gesamte Team, das diese Veranstaltung vorbereitete und durchführte, sowie an das Ehepaar Pampel von der Deutschen Herzstiftung, die mit einem Informationsstand den Herztag bereicherten.

Antje-Gesine Marsch @10.12.2012