Herztag im Greizer Krankenhaus zog einhundert Besucher anChefarzt Peter Walther (l.) bedankt sich bei Prof. Thomas Doenst aus Jena.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Frage „Zu alt für eine Herzoperation?“
GREIZ. Einhundert Interessierte folgten am Dienstagabend der freundlichen Einladung der Kardiologen der Klinik für Innere Medizin 1 des Kreiskrankenhauses zur Veranstaltung „Herztag 2015“ in die „Piazza“.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand thematisch die Frage „Zu alt für eine Herzoperation?“ In seinen einführenden Worten ging der Chefarzt der Kardiologie, Dipl.-Med. Peter Walther auf die ärztlichen Aufgaben der Mediziner ein – auch unter der Betrachtungsweise der sich ändernden Altersstruktur der Patienten. Gab es in der Stadt Greiz im Jahr 1989 15 Prozent Einwohner über 65 Jahre, waren es zwanzig Jahre später bereits 25 Prozent. Im vergangenen Jahr wurden im Greizer Krankenhaus 42 Prozent Patienten behandelt, die zwischen 70 und 79 Jahre alt waren; über 80-Jährige kamen zu einem Prozentsatz von 15 Prozent zur Behandlung. „Wir sind mit unserem Denken und den medizinischen Möglichkeiten so weit vorangekommen, dass wir auch älteren Patienten ein ganzes Spektrum von Behandlungsmöglichkeiten mit gutem Gewissen anbieten können“, betonte Chefarzt Walther. Doch viele Fragen würden die Senioren umtreiben, etwa „Überlebe ich den Eingriff?“, „Welche Erfahrungen kann der Kardiologe aufweisen?“ oder „Gibt es Alternativen?“. Wenn die Greizer Kardiologen mit ihrem „Latein am Ende“ seien, würde die seit fünf Jahren hervorragende Zusammenarbeit mit der Klinik für Herz-und Thoraxchirurgie der FSU Jena zum Tragen kommen, so der Mediziner. Über 250 Patienten aus der Stadt und dem Landkreis Greiz habe man Prof. Dr. med. Thomas Doenst in den letzten fünf Jahren zu einer Herzoperation empfohlen, die zu sehr guten Ergebnissen führten, vor allem im minimal invasiven, also schonenden Verfahren.
Der Universitätsprofessor, der zum wiederholten Mal als Referent gewonnen werden konnte, benutzte als Sinnbild ein Auto. „Was tut man nicht alles, damit es bis zum Schluss gut fährt?“ stellte der Herzchirurg als Frage in den Raum. Das Herz sei quasi der Motor – die Herzklappen die Ventile. Nun gebe es drei Möglichkeiten, Herzerkrankungen zu behandeln: die medikamentöse, interventionelle und die chirurgische. Welche Entscheidung letztlich die beste ist, sei Sache der Evidenz basierenden Medizin, die sich in ihren Empfehlungen nach Ergebnissen klinischer Studien richtet. Dabei dürfe es kein „Gerangel“ zwischen dem Kardiologen und dem Kardiochirurgen geben, sondern man müsse „ohne Befindlichkeiten“ miteinander reden – immer zum Wohle des Patienten. Zusammenfassend unterstrich Prof. Doenst, dass kein Patient zu alt, am ehesten zu krank für eine Herz-OP sei. Positiv sei, dass die Operationstechniken immer schonender werden und mit minimal invasiven Eingriffen das Thearapiespektrum erweitert werden konnte. „Viele Patienten können mittlerweile ohne Öffnung des Brustbeins behandelt werden“, nahm der Professor den Interessierten auch diese Angst.
Am Fallbeispiel der Greizer Patientin Helga Koepke – die persönlich zur Veranstaltung anwesend war – schilderte der Leitende Oberarzt der Greizer Kardiologie, Norbert Hiemann, den Krankheitsverlauf der mittlerweile über 81-jährigen Frau. Luftnot bei Belastung und Schmerzen im Brustkorb, die in den linken Arm ausstrahlten waren die Symptome, weswegen die Frau in das Kreiskrankenhaus Greiz gebracht wurde. Bluthochdruck und Diabetes waren als Begleiterkrankungen zu verzeichnen. Zur Untersuchung mittels EKG wurde festgestellt, dass diese unauffällige Werte erbrachte; auch der Ultraschall bescheinigte eine gute Herzleistung. Was allerdings erkannt wurde: „Eine Herzklappe war hochgradig verengt“, so Oberarzt Hiemann. Eine Ultraschalluntersuchung über die Speiseröhre und eine Herzkatheteruntersuchung bestätigten diesen Befund – die rechte Herzkranzarterie zeigte einen chronischen Verschluss; auch die linke wies Engstellen auf. Nun habe man die verschiedenen Möglichkeiten abgewogen – die Patientin entschied sich für die interventionelle mittels Herzkatheter. In zwei Sitzungen seien die Engstellen versorgt worden, wie Oberarzt Hiemann sagte. Als Frau Koepke nach Jena verlegt wurde, stellten sich Fieber und eine Entzündung der erkrankten Herzklappe ein. Eine vierwöchentliche Gabe von Antibiotika schloss sich an, doch die Auflagerungen verschwanden nicht. So beschloss man, Helga Koepke eine biologische Klappe einzupflanzen. „So musste der Brustkorb nicht eröffnet, sondern konnte minimal invasiv behandelt werden.“ Heute zeige die Herzklappe eine „prima Funktion“, zeigte sich der Mediziner sehr erfreut und begrüßte Helga Koepke herzlich. „Vieles ist möglich, letztlich zählt das Ergebnis und dass man alles gemeinsam bespricht und entscheidet“, betonte der Oberarzt. Ihr gehe es „ganz gut“, bescheinigte die aufmerksame Seniorin den Ärzten. Sie würde ihre Entscheidung immer wieder genau so fällen, versicherte sie.
Da viele Herzpatienten zum Teil auch an weiteren Krankheiten, beispielsweise Diabetes leiden, brachte im Anschluss die Greizer Internistin Dr. med. Annette Fischer ihr Wissen und ihre reichhaltigen Erfahrungen zum Thema „Der herzkranke Diabetiker“ zu Gehör.
Zudem bestand nach den offiziellen Vorträgen die Möglichkeit, von Stan Fankhänel von der Rettungsambulanz Greiz einfache Wiederbelebungsmaßnahmen vermittelt zu bekommen und mit den anwesenden Ärzten ins persönliche Gespräch zu kommen. So wie Horst Roder aus Neuärgernis, der Chefarzt Peter Walther bescheinigte, mit diesem Thema genau den Nerv getroffen zu haben. „Wenn Sie zufrieden waren, bin ich es auch“, so der Kardiologe, der ankündigte, dass es fortan jährlich eine Informationsveranstaltung dieser Art geben werde.

Antje-Gesine Marsch @18.11.2015