Die Greizer Blumenuhr   eine optische AugenweideSo kannten die Greizer den Zeiß'n-Willi. Foto: Archiv Brigitte

Am 29. Juni 1912 wurde Gärtnermeister Willi Zeiß geboren – Im Jahr 1954 gestaltete er zum ersten Mal die Blumenuhr am Parkeingang

GREIZ. Über sechzig Jahre ist es her, dass Gärtnermeister Willi Zeiß zum ersten Mal am Eingang des damaligen Lenin-Parks eine Blumenuhr gestaltete. Diese hielt in ihrer ganzen gartenkünstlerischen Schönheit leider nicht sehr lange, denn das verheerende Hochwasser, das die Stadt Greiz im Juli des Jahres 1954 heimsuchte, vernichtete nicht nur die Blumenuhr, sondern ganze Teile des Parks.

Nach Beräumung der Schäden bepflanzte man die Blumenuhr bereits im nächsten Jahr wieder mit 5000 leuchtenden Pflanzen.
Hatte sie zunächst ein mechanisches Laufwerk, das regelmäßig aufgezogen werden musste, folgte Jahre später ein gekapseltes elektrisches, das im Jahr 2013 von einem satellitengesteuerten Uhrwerk ersetzt wurde. Die „alte“ Blumeuhr war viereckig – die „neue“ ist rund und einige Meter in Richtung Lindenallee verrückt. Im Zuge der Umgestaltung des Parkeingangs als BUGA-Begleitprojekt im Jahr 2007 bekam die beliebte Blumenuhr hier ihren Platz.

Heute vor 105 Jahren wurde Willi Zeiß als siebtes von dreizehn Kindern in Greiz-Pohlitz geboren. Seine Eltern waren der Färber Hermann Zeiß und die Wäscherin Emma, geb. Jahn. Bis zur 6. Klasse besuchte Willi die Volksschule Pohlitz. Um seine Eltern zu unterstützen, verdingte er sich während der letzten beiden Volksschuljahre bei einem Bauern nahe Werdau. Dort schloss er auch die 8. Klasse ab.

Am 1. April 1926 trat er bei Parkgärtner Schreiner, der im Jahr 1923 das Amt von Rudolf Reineken, dem Schöpfer des Greizer Parks übernommen hatte, als Gärtnerlehrling ein. Die Berufsschule beendete er im Jahr 1929. Seit dieser Zeit arbeitete Willi Zeiß als Gärtner in den Greizer Parks und Grünanlagen.
Nach dem 2. Weltkrieg – er geriet in Gefangenschaft – nahm er im Jahr 1949 seine Arbeit als Parkgärtner wieder auf. Der Krieg hinterließ im Greizer Park keine allzu merklichen Schäden. Die arbeit von Zeiß umfasste auch die Pflege des Goetheparks, des Stadtparks, des Hirschparkes mit Teich, der Krümmeteiche, des Hainbergs, sowie weiterer städtischer Anlagen.

Mit großem Einsatz ging Willi Zeiß an die Gestaltung des Greizer Parks. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er den Gehölzen und deren notwendigem Ersatz. Die Modernisierung und Erweiterung des Gewächshauses im Jahr 1953 ermöglichte es, die Pflanzen für den Park selbst zu ziehen. Auch eine Baumschule wurde hinter dem Rosengarten eingerichtet. Zeiß’s Arbeit wurde durch Hochwasser und Sturmschäden, bspw. in den Jahren 1954 und 1955 oft wieder zunichte gemacht.
Seit 1958 durfte sich Willi Zeiß Gärtnermeister nennen. Zu erwähnen wäre auch sein Einsatz für den Parksee und dessen Fischbesatz. Es ist Willi Zeiß gelungen, in den 1960 und 70er Jahren die Einzigartigekit des Greizer Parks zu erhalten.

„Immer muss der Park den Charakter der freien Natur tragen.“ Diese Aussage von Rudolph Reineken (1846-1928), der als „Vollender des Greizer Parks“ gilt und als Hofgärtner in den Diensten von Fürst Heinrich XXII., Reuß ältere Linie stand, hat sich bis in die Gegenwart als Leitbild erhalten.

Während der intensive Bereich des Greizer Parks relativ komprimiert die florale Schönheit offeriert, ist der extensive Bereich mit Parksee und Orchideenwiese großzügig und weiträumig gestaltet. „Kunst und Natur haben sich die Hände gereicht zur Schaffung eines der köstlichsten Landschaftsbilder, das uns auch für die Zukunft erhalten bleiben wird und erhalten bleiben muss“, heißt es dazu in einem historischen Aufsatz von Franz Leber, Rektor in Ruhe. Auch diese Formulierung kann man getrost in das Hier und Heute übertragen.

Diesem Anspruch ist Gärtnermeister Willi Zeiß sein Leben lang treu geblieben.

Quelle: Dr. Franz Hauschild: Zum 50. Geburtstag von Willi Zeiß, Heimatbote 6/1962

Antje-Gesine Marsch @29.06.2017