GREIZ. Als ich telefonisch die Nachricht bekam, Günter Ullmann sei tot, dachte ich: So also fühlt es sich an, wenn das Blut in den Adern gefriert.“ Es war doch erst wenige Tage her, als wir uns in seinem gemütlichen Wohnzimmer trafen, plauderten und über das neue Kinderbuch sprachen, das eben herausgekommen war: „Die Vögel sind musikalische Leute“. Wie immer war Ullmann in Erwartung des Besuchs am Morgen zur Bäckerei in der Beethovenstraße gelaufen, um ein paar Stück Kuchen zu holen und diese – ich muss es gestehen – zum Rührkaffee zu kredenzen.
Wir sprachen über dies und das und Ullmann fiel ein, dass man für das geplante Foto unbedingt die Illustratorin des Büchleins anrufen müsse. Sie wohne gleich in der Nähe sprach“s und eilte zum Telefon, um die Freundin zu bitten, schnell zu kommen. Evelyn Lackner-Drosdeck ließ auch nicht lange auf sich warten, zwar monierend, dass die Frisur nicht richtig sitze, ließ sie sich von Günter Ullmann für das gemeinsame Bild überreden. Es sollte das letzte Foto sein, das ich von Ullmann fertigen würde.
Als ich seine Frau Geli im August des Jahres 2011 besuchte, schenkte ich ihr eine Vergrößerung dieses Fotos zum Andenken an diesen besonderen Moment. Was ich da noch nicht wusste: es sollte auch der letzte Besuch bei ihr gewesen sein. Wenige Wochen später in der Adventszeit verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit auch Angelika Ullmann. Erst kürzlich hörte ich ein wunderschönes Gedicht, das Volker Müller, langjähriger Freund der Familie ihr widmete: Des Dichters Frau.
Antje-Gesine Marsch @09.05.2013