IG Greizer Neustadt lud zum traditionellen Rundgang einAlexander Schulze (r.) bedankt sich für die Einladung.

Beim Rundgang durch die Greizer Neustadt stand in diesem Jahr vor allem das Thema „Abrisshäuser“ im Fokus

GREIZ. Jährliche Neustadtrundgänge gehören zum festen Bestandteil der kontinuierlichen Arbeit der Interessengemeinschaft „Greizer Neustadt“.
Dabei wurden stets interessierende Probleme mit dem Bürgermeister der Stadt Greiz, sowie den Verantwortlichen der Stadtverwaltung besprochen, Anregungen, Kritiken und Hinweise gegeben und dabei so manche Veränderung in der Neustadt erreicht beziehungsweise das Ziel verfestigt, das urbane Leben in diesem Stadtteil aufzuwerten.
In diesem Jahr standen die Abrisshäuser der Quartierecke ehemaliges Hotel „Thüringer Hof“/ Bahnhofstraße 2; das Baufeld zwischen dem Ulf-Merbold-Gymnasium und der Heinrich-Fritz-Straße sowie die Straßeninstandsetzungsarbeiten im Zuge der TAWAEG-Kanalsanierung in der Rosa-Luxemburg-Straße im Fokus – aber auch die allgemeine Ordnung und Sauberkeit des Stadtteils.
Der Vorstand des Neustadtvereins, Steffen Dinkler, begrüßte am Donnerstagabend neben der 2. Beigeordneten des Greizer Bürgermeisters, Ines Watzek (SPD), Bauamtsleiter Bertram Koch und Stadtplaner Dieter Obenauf auch den am 1. Juli seinen Dienst antretenden Bürgermeister Alexander Schulze (parteilos).
Dass die Vollsperrung der Bahnhofstraße auch für die Stadtverwaltung Greiz ein unhaltbarer Zustand sei, betonte Bertram Koch zu Beginn des Rundgangs. Doch sei die Kommune eines der letzten Glieder in der Kette. Man habe fast keine Möglichkeiten einzugreifen. Absperren sei das eine – nach Lösungen zu suchen, das andere. Hier sei die Untere Bauaufsichtsbehörde des Landkreises die verantwortliche Stelle.
Doch gab es in Bezug auf die Gebäude „Thüringer Hof“ und Bahnhofstraße 2 Neues zu vermelden. In zwei unterschiedlichen Verfahren wurde nun die Abrissverfügung erlassen. Ziel sei, die Absperrung dadurch so schnell wie möglich zu beseitigen, unterstrich der Bauamtsleiter, auf die neuralgischen Punkte und den dringenden Handlungsbedarf verweisend.
Für die Stadt stelle sich dann die Frage der Gestaltung des entstandenen Platzes, wobei es als Kommune grundsätzlich zu prüfen gelte: Was können wir? Wo sind Handlungen möglich? und Wie kann man sie anwenden?

Für Grundstückseigentümer gebe es Sicherungsmittel, die zu einhundert Prozent ausgereicht würden. „Der Eigentümer muss das aber auch wollen“, so Bertram Koch. Oft gebe es dahingehend kein Interesse und die Eigentümer reagieren nicht.
Beim Gebäude in der Oberen Silberstraße / Ecke Lindenstraße, dessen desolater baulicher Zustand seit Ende April eine Vollsperrung der Kreuzung zur Folge hatte, sei man schneller zum Handeln gekommen. „Die Sperrung gehört bald der Vergangenheit an“, avisierte Bertram Koch.
Viele weitere Lücken werden in den nächsten Jahren im Stadtbild entstehen. Doch die finanzielle Austattung zum Handeln und das Finden schneller Lösungen seien nach wie vor schwierig. „Das Haus in der Oberen Silberstraße wird nicht das letzte sein, was abgerissen wird“, so Koch. Er erwartet in den nächsten Jahren eine „Welle von Grundstücken, die das betrifft“. Das Problem wird die Stadt sehr beschäftigen.
Eine Bestandsaufnahne der Brennpunkte gelte es nun zu erstellen – die andere Frage sei: Wie positioniert sich dazu der Stadtrat?
Eine Bürgerversammlung einzuberufen und grundlegende Fragen zu diesem Thema zu beantworten, hatte anfangs Alexander Schulze vorgeschlagen – Bauamtsleiter Koch stimmte dem zu.
Was die Sache allerdings nicht leichter mache: „Grundbesitzer kann in Deutschland jeder werden“, betonte Dieter Obenauf. Beispielsweise sei der ehemalige „Thüringer Hof“ seit der Sperrung bereits zweimal wieder veräußert worden. Viele Recherchen waren notwendig, um den aktuellen Besitzer zu ermitteln. Die Eingriffsmöglichkeiten des Staates seien „sehr beschränkt“. Durchgreifende Lösungen seien hier eher nicht zu erwarten; das Problem sei bundesweit an der Tagesordnung. Die Verantwortung für jegliches Handeln liege nach wie vor beim Eigentümer.. Besitz ist in Deutschland das höchste Gut; behindere ab er oft die verantwortungsvolle Arbeit der Aufsichtsbehörden.
Lösungen, wie sich sich beim Haus Carolinenstraße 11 (Thälmann-Haus) aufzeigen, seien eher nicht die Regel. „Der Kauf des Gebäudes ist vollzogen“, bestätigte Dieter Obenauf. Nun gelte es für den Eigentümer, ein schlüssiges Sanierungskonzept vorzulegen. Prophylaktisch habe man im vergangenen Jahr bereits entsprechende finanzielle Mittel beantragt. „Mit dem Eigentümer stehen wir in engem Kontakt“, bekräftigt der Stadtplaner.

Antje-Gesine Marsch @02.06.2018