IG Technische Zeitzeugen: Umsetzung einer historischen StahlstichdruckmaschineMichael Held (r.) hebt die Maschine mit dem Kran an.

Relief- & Prägedruck GmbH Greiz-Pohlitz stellt IG Technische Zeitzeugen Stahlstichdruckmaschine zur Verfügung – Am Mittwoch wurde die 4,3 Tonnen schwere Maschine umgesetzt

GREIZ. Einst stand die Textil, – Papier – und Braukunst in der Stadt Greiz hoch im Kurs. Die Industrialisierung hielt Einzug und damit auch Maschinen, die den Angestellten nicht nur die Arbeit erleichterten, sondern auch die Produktionsergebnisse erheblich steigerten.

Heute stellen diese Maschinen lediglich Zeitzeugnisse da – viele sind mittlerweile funktionslos, wurden längst verschrottet oder dämmern in alten Lagerhallen und längst verlassenen Fabrikgebäuden vor sich hin. Diese technischen Zeitzeugen vor der endgültigen Vergessenheit zu bewahren und auch künftigen Generationen zu zeigen, wie in „alten Zeiten“ produziert wurde, hat sich der Greizer Konrad Wiedemann vom vor etwa anderthalb Jahren gegründeten, gemeinnützigen Verein “ IG Technische Zeitzeugen“ auf die Fahnen geschrieben.

Sein Domizil hatte der Verein in einem Gründerzeit-Gebäude in der Reichenbacher Straße 75 gefunden, wo bereits ein Kurbelzeugwebstuhl aus Einzelteilen wieder aufgebaut wurde. „Leider wurde uns der Mietvertrag durch den Verkauf des Gebäudes gekündigt“, bedauert der Vorstandsvorsitzende Konrad Wiedemann.

Ausschau nach einer neuen Möglichkeit haltend, wurde man bald fündig: Das Fabrikgebäude des ehemaligen VEB Interform in der Greizer Rosa-Luxemburg-Straße scheint ideal Bedingungen zu bieten, technische Zeitzeugen zu bewahren. „Dieses Gründerzeithaus ist das letzte erhaltene Industriegebäude der Stadt Greiz“, weiß der Geschichtsinteressierte. Die 800 Quadratmeter großen Räumlichkeiten im 2. Obergeschoss der Halle bieten nicht nur viel Platz, sondern auch die Möglichkeit der Schaffung eines Museums. „Sogar einen Lastenaufzug könnten wir benutzen; der Inbetriebnahme steht nichts entgegen“, so Konrad Wiedemann. Er verschweigt aber auch nicht, dass zum Kaufpreis in Höhe von 32.000 Euro noch Sanierungskosten von rund 200.000 Euro zu Buche stehen werden: „Fußböden, Decken, Elektroanschlüsse, Sanitäranlagen müssten erneuert oder geschaffen werden“, zählt Konrad Wiedemann auf.

Große Entscheidungen und viel Arbeit liegen also vor dem Vorsitzenden und seinen engagierten Mitstreitern.

Umso größer war die Freude, als am Mittwochnachmittag der erste technische Zeitzeuge Einzug in das Gebäude nahm. „Dr. Harald Frank, Geschäftsführer der Relief- & Prägedruck Greiz GmbH, hatte von unserem Aufruf gelesen und rief mich an. Er fragte, ob wir zur geschichtlichen Bewahrung eine englische Stahlstichdruckmaschine haben möchten“, erzählt Konrad Wiedemann. Natürlich wollte man, so der Vorstand lächelnd.

Durch die Firma Kran-Held wurde die 4,3 Tonnen schwere Maschine „Falkon – manufactured by the patentees Waite & Saville, Falkonworks Otley, Yorkshire“ in der Pohlitzer Straße aufgeladen und in die Rosa-Luxemburg-Straße verbracht, wo sie zunächst im Erdgeschoss des Fabrikgebäudes abgestellt wurde.

„Der Transport wurde jeweils hälftig von der Relief- & Prägedruck Greiz GmbH und der Firma Kran-Held gesponsert“, bedankt sich Konrad Wiedemann im Namen des Vereins für die Unterstützung.

In der Relief- & Prägedruck Greiz GmbH – die Firma spezialisierte sich in den letzten 25 Jahren besonders auf den Prägefolien- und Stahlstichdruck sowie auf weitere Sonderdruckverfahren – hatte man indes die historischen Unterlagen herausgesucht, die Konrad Wiedemann noch zur Verfügung gestellt werden. Kundenberaterin Heike Birkner konnte auch das Jahr nennen, in dem die Maschine gebaut wurde. „Sie stammt aus dem Jahr 1968 und war bis Mitte letzten Jahres in Funktion. Als die einzige Mitarbeiterin, die diese Maschine noch bedienen konnte, verrentet wurde, ging damit auch eine Ära zu Ende.“
Umso mehr freut sich das Unternehmen, dass die Stahlstichdruckmaschine nun als technisches Zeitzeugnis bewahrt bleibt.

Antje-Gesine Marsch @14.04.2018