Informationstag des Frauenschutzhauses im Diakonieverein Carolinenfeld auf dem Greizer KirchplatzDie Leiterin des Frauenschutzhauses Greiz, Heidrun Linke (l.) und Mitarbeiterin Hildegard Wegricht betreiben auf dem Kirchplatz einen Info-Stand.

25. November ist Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
Greiz. Am 25. November ist „Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen“. Auch das Greizer Frauenschutzhaus im Diakonieverein Carolinenfeld nahm am Montag die Gelegenheit war, mit einem Infostand auf dem Kirchplatz auf die Thematik aufmerksam zu machen. Der Aktionstag geht zurück auf die Schwestern Mirabal, die gegen die Diktatur in der Dominikanischen Republik politischen Widerstand leisteten und vom militärischen Geheimdienst des Landes nach monatelanger Folter am 25. November 1960 ermordet wurden. Seitdem wird dieser Tag genutzt, um die verschiedenen Formen und das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen aufzuzeigen, auf Erreichtes hinzuweisen, aber auch auf Handlungsdefizite aufmerksam zu machen. Gewalt an Frauen hat viele Gesichter, weiß Heidrun Linke, die Leiterin des Frauenschutzhauses Greiz. Laut Angaben der UNO wird jede dritte Frau einmal in ihrem Leben geschlagen, vergewaltigt oder anderweitig missbraucht.
Frau Linke unterscheidet dabei nach globalen Problemen, wie Zwangsprostitution, Sextourismus oder Vergewaltigungen in Kriegsgebieten und der häuslichen Gewalt, die auch in Deutschland zu verzeichnen ist. Obwohl Frau Linke seit fast zwei Jahrzehnten dieser verantwortungsvollen Arbeit nachgeht, zeigt sie sich doch immer wieder erschüttert über Zahlen, die für den Moment gar nicht nachvollziehbar sind: Rund 25 Prozent der Frauen im Alter von 16 bis 85 Jahren haben körperliche oder sexuelle Gewalt  – auch beides – durch Beziehungspartner  mindestens ein- oder auch mehrmals im Leben erlebt. Zwei Drittel der von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen haben schwere oder schwerste körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlitten.
Beim Informationstag wollen Heidrun Linke und Mitarbeiterin Hildegard Wegricht mit Menschen ins Gespräch kommen. Noch ist das Thema größtenteils tabuisiert es ist nicht gesellschaftsfähig, wie Heidrun Linke einräumt. Dass Formen häuslicher Gewalt in allen Bevölkerungsschichten vorkommen, ist ein weiterer Gesichtspunkt, der zum Nachdenken anrege. Dabei gehe es nicht um den gewöhnlichen Streit, sondern um verbale Demütigungen, massiver Kontrolle bis hin zu körperlicher Gewalt.
Der Notruf ist immer geschaltet, so Heidrun Linke, die mit ihrer Kollegin ambulante Betreuung rund um die Uhr anbietet. Entsprechend der demographischen Entwicklung seien es zunehmend ältere Frauen, die das Schutzangebot annehmen, wobei sich eine Verschiebung von stationärer also die Aufnahme im Frauenschutzhaus zur ambulanten Betreuung abzeichne. Natürlich ist es für die Frauen eine hohe Schwelle, die sie überschreiten, weiß Heidrun Linke. Oft seien es auch Dritte, die das Geschehen ins Rollen brächten. Wir vermitteln den Frauen, dass sie nicht allein gelassen werden, so Frau Linke, die aber auch bittet, dass Freunde, Bekannte und Nachbarn die Augen offen halten. Die betroffenen Frauen müssen verstehen, dass es Unrecht ist, was ihnen widerfährt.
Service:
Rufnummer Frauenschutzhaus (24 Stunden): 03661 3168


Antje-Gesine Marsch @25.11.2013