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Intensivpflege: Dem Leben ein Stück näher

Intensivpflege: Dem Leben ein Stück näher

Gerhard Zaumseil (M.) mit dem Geschäftsführer der Rettungsambulanz Sommerfeld und Fritzsche und den Schwestern Kristin (r.) und Nicky.

Gerhard Zaumseil aus Leiningen gewinnt durch die ambulante Intensivpflege durch das Team der Life Star Intensiv- und Hauskrankenpflege GmbH, ein Unternehmen der Sommerfeld und Fritzsche Firmengruppe, ein großes Stück Lebensqualität zurück

GREIZ. Wenn Gerhard Zaumseil von seinem Haus und dem großen Garten in Leiningen spricht, leuchten seine Augen. Doch fast ein halbes Jahr hat er das Anwesen nicht sehen können. Als der Rentner im März dieses Jahres mit stark eingeschränkter Lungenfunktion und schwachem Allgemeinzustand aus dem Krankenhaus entlassen wurde, stellte sich die Frage nach dem Wohin.
Das Problem: Gerhard Zaumseil musste über eine Trachealkanüle beatmet werden. „Normale“ Pflegeheime können die invasive mechanische Beatmung nicht gewährleisten, der Pflegeaufwand ist zu hoch.
Was viele Menschen bislang nicht wissen: Seit drei Jahren bietet die Life Star Intensiv- und Hauskrankenpfleg GmbH „Betreutes Wohnen“ für Intensivpflegepatienten an. In der unteren Etage eines Neubaus auf dem Zaschberg sind bislang sechs Wohnungen belegt – sieben stehen zur Verfügung; fünf gibt es in der Prof.-Dr.-Schneider Straße.

„Jeder lebt hier in seiner eigenen kleinen Wohnung“, erklärt dazu Geschäftsführer Sebastian Sommerfeld – und vor allem: Die medizinische Versorgung ist 24 Stunden täglich durch das ausgebildete, examanierte Fachpersonal gewährleistet. „Wir ermöglichen damit eine 24-Stunden-Intensivpflege im eigenen Zuhause. Unser hochqualifiziertes Intensiv-Pflegeteam kümmert sich um die Patienten. Heim- und Langzeitbeatmung gehören ebenso zu unserem Aufgabenspektrum wie Sterbebegleitung“, umreißt Sebastian Sommerfeld das Portfolio.

Auch in der Intensivpflege arbeitet man nach ganzheitlichem Ansatz. „Das Personal fördert gemeinsam mit Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden die Fertigkeiten unserer Patienten.“ Mit großem Erfolg – wie man bei Gerhard Zaumseil sieht, der sich nicht nur körperlich erholte, sondern auch Stück für Stück von der künstlichen Beatmung weggeführt werden konnte.
„Unser Ziel ist es, dass Herr Zaumseil nur noch stundenmäßig beatmet wird, optional sogar nur über eine Maske. Seine Fortschritte sind groß, er kann bereits wieder einige Schritte laufen“, bescheinigt der Facharzt für Anästhesiologie und Palliativmedizin Mike Philipp, der eng mit der Wohngemeinschaft und dem Pflegeteam kooperiert.

Dass Gerhard Zaumseil, der früher als Schlosser im Kunstseidenwerk Elsterberg und später in der Wäscheunion tätig war, sogar schon wieder einige Treppen stieg, hatte dieser bislang verschwiegen. “Und das verraten Sie mir so nebenbei”, entgegnete der Arzt augenzwinkernd. „Mit kleinen Schritten und kleinen Versprechen“ habe man geschafft, dass der Patient ein großes Stück Lebensqualität zurückgewann, so Philipp. „Herr Zaumseil hat nie aufgegeben“, lobt auch Sebastian Sommerfeld das aktive Mittun. Was Mike Philipp dabei besonders wichtig ist: Patienten mit einer lebenslimitierenden Erkrankung so gut und umfassend zu versorgen, wie es der Patient selbst will. „Das geht nur in einem Konsens“, so der Intensivmediziner. Dazu gehört beispielsweise, den Patienten „nicht mit Samthandschuhen anzufassen“ und mit der Krankheit „relativ unbefangen“ umzugehen. „Man muss in jedem Fall authentisch bleiben; erst dann kann der Patient Vertrauen gewinnen.“
Versprechen zu geben, die nicht realisiert werden können, sei grundlegend falsch. „Jeder Mensch hat es verdient, ehrlich mit ihm umzugehen.“ Das weiß auch Gerhard Zaumseil: „Mir ist bewusst, dass ich sehr krank bin. Aber ich bin zufrieden.“

Am Samstagnachmittag sollte der langersehnte Wunsch in Erfüllung gehen, gemeinsam mit Sebastian Sommerfeld und Mike Philipp die etwa halbstündige Fahrt in den kleinen Ort nahe Elsterberg zu unternehmen. Der Geschäftsführer Life Star Intensiv- und Hauskrankenpflege GmbH, der Facharzt für Anästhesiologie und Palliativmedizin sowie zwei Schwestern vom Pflege-Team begleiteten den Senioren in die geliebte Heimat, wo bereits Tochter Petra mit dem gedeckten Kaffeetisch wartete.
„Dass Herr Zaumseil heute wieder in der Lage ist, diese kleine Reise anzutreten, ist bemerkenswert“, so Mike Philipp. Aus dem besonderen Anlass heraus hatte der fast 90-Jährige Rentner sogar eine kleine Rede vorbereitet. „Ich bin glücklich, heute hier zu sein. Mein Dank geht an die Menschen, die mich immer unterstützt haben: Meine Tochter Petra, die in Bad Brambach wohnt und mich ein-bis zwei Mal pro Woche besucht; meiner Schwester Irene, die auch, so oft es geht zu mir kommt. Ein Dank gebührt auch der Logopädin, dem Pflegedienst-Team; der Elsterberger Ärztin, Frau Spittel und ganz besonders dem Mediziner, Herrn Philipp.“

In seinem neuen Zuhause in Pohlitz hatte Gerhard Zaumseil die Sätze bereits den Schwestern Kristin Egner und Nicky Petzold vorgetragen.
In Leiningen wollte er die Rede dann an die Gäste richten: „Ich hoffe, sie gefällt“, so der sympathische Mann.

Antje-Gesine Marsch @13.07.2017

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