Interessanter Rundgang durch WaldhausHistorisches Material lockert den Vortrag auf.

Bei einem Rundgang durch Waldhaus erfuhren die Gäste viel Interessantes zur Geschichte der einstigen Siedlung

WALDHAUS/GREIZ. Das Naherholungszentrum Waldhaus ist bei vielen Gästen der thüringisch-sächsischen Region bekannt und als Ausflugsziel für Groß und Klein beliebt. Wie aber entstand der Ort und auf welche Historie kann er verweisen? Darauf gab es beim Rundgang durch die Siedlung am Samstagnachmittag umfassende Antworten. Stadtführerin Marlies Jugel hatte eingeladen, Interessierte von der einstigen Kalkgrube über das Forsthaus, das Tiergehege, Mausoleum bis zur ehemaligen Gaststätte und Ida-Waldhaus zu führen.

Muschelkalkgrube im Fokus

Der Weg führte zunächst zur alten Muschelkalkgrube, unweit der Hauptstraße, die in den Ort Waldhaus führt. Die Kalkhütte steht auf einer Scholle aus Muschelkalk und Buntsandstein – die Grundmasse wechselt mit 20 Zentimetern bis 20 Meter mächtigen Muschelkalkblöcken. Die Scholle belegt zudem, dass Thüringen bis über Greiz hinaus vom Muschelkalk-Meer bedeckt war. “Der Kalk musste hier in Fronleistung gebrochen werden”, so Marlies Jugel. Die Kalkhütte gleiche einer Schatzgrube in puncto Fossilien- selbst der Wirbel eines Nothosaurus wurde vom Greizer Lehrer und Forscher Leander Macht gefunden.

Selbst eine eigene Vegatation in Form von Orchideen oder Christophskraut entstand auf diesem kalkreichen Boden. Im Jahr 1903 wurde die Kalkproduktion eingestellt – bis auf das Jahr 1911 – da wurde letztmalig Kalk an die Greizer Gaswerke geliefert. Besonders in den Zeiten nach großen Stadtbränden, wie etwa 1610 oder 1802, erlebte der Kalkabbau seine “Hoch-Zeit”, erklärte Marlies Jugel den Gästen. Die Kalkhütte ist in ihrer ursprüngöichen Form leider nicht mehr erhalten, Gebäude und Kalkofen wurden abgerissen. Das einzige noch stehende Haus ist heute in Privatbesitz, nachdem es zwischendurch dem Naturschutzbund ein Domizil gegeben hatte. Die alte Grube kann man noch heute sehen, schroff geht es hinab zum Ort, der heute mit Wasser gefüllt ist.

Wanderung geht weiter in Richtung Umgebindehaus und Mausoleum

Das Umgebindehaus, wahrscheinlich das älteste Haus von Waldhaus, beherbergt heute die Töpferei und wird durch seinen Besitzer, Töpfermeister Ralf Naundorf zu einem Schmuckstück restauriert. Einen Abstecher machte die Besuchergruppe zum Platz des vom Verein für Naturfreunde Greiz errichteten Denkmals für Prof. Dr. Friedrich Ludwig (1851-1918), das in den letzten Jahren ein kümmerliches Dasein führte. Bis sich im Jahr 2011 fünf Zwölftklässler des Ulf-Merbold-Gymnasiums dem Thema widmeten: Das Leben und Wirken von Prof. Ludwig zu erforschen und die Denkmalanlage in Waldhaus wieder herzurichten. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, leider nur für kurze Zeit, weil der Dornröschenschlaf bereits im Folgejahr wieder auf die Anlage fiel, während sich die Natur Stück für Stück alles zurückholte.

Weiter ging der Weg in Richtung Forsthaus, dem alten “Fürstlichen Kammergut”. Das Tiergehege der Stadt Greiz mit dem berühmten „Hirsch Heinrich“, sowie Zwergziegen, Sittichen, Häschen, Meerschweinen, Damwild und Uhus bereichert das Naherholungsgebiet. In der Einsamkeit des Waldes wollte auch der letzte regierende Fürst Heinrich XXII., Reuß Ältere Linie seine Ruhestätte finden. Die Grabstätte wurde vom Architekten Eduard Oberländer von 1878 bis 1883 errichtet. Am 2. Oktober 1891 wurde die 39-jährige Fürstin Ida in der Grabkapelle beigesetzt. Elf Jahre später, am 25. April 1902, folgte im Mausoleum die Beisetzung des Fürsten. Auch Heinrich XXIV., der einzige Sohn der letzten Fürstenfamilie fand 1927 hier seine letzte Ruhe. Das Mausoleum wurde in den Jahren 1994 bis 1997 liebevoll restauriert und kann heute einmal monatlich sonntags besichtigt werden.

Antje-Gesine Marsch @03.07.2016