Feierliche Eröffnung mit 800 Gästen und einem beeindruckenden Progamm-MarathonFreudig übernimmt Undine Hohmuth den Schlüssel

Herr Grüner, am 30. Juni 2018 endet Ihre Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Greiz.

Gerd Grüner: Ja, ich bekleidete zwölf Jahre das Amt des Bürgermeisters; war aber bereits seit 1. September 1994 in kommunalpolitischer Verantwortung als 1. Beigeordneter der Stadt Greiz. Von 1990 bis 1994 fungierte ich als 1. Beigeordneter des Landkreises Greiz.

Wie beurteilen Sie Ihre Zeit als Bürgermeister im Rückblick?
Gerd Grüner: Ich bin der Meinung, dass sich vieles im Greizer Stadtbild grundlegend verändert hat. Standen in den ersten Jahren vor allem Probleme des Arbeitsmarktes und der Industriebrachenbeseitigung im Mittelpunkt, rückte anschließend das große Thema Straßenbau in den Fokus. Ich bin 1990 in die Politik eingestiegen, um etwas zu bewegen. Resümierend denke ich: Das ist mir zu großen Teilen gelungen.

Was waren aus Ihrer Sicht die Schwerpunkte Ihrer Amtszeit?
Gerd Grüner: Da gibt es einige zu nennen. Auf das Thema Hochwasser werden wir sicher im Gespräch noch näher eingehen. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit war unter anderem der Bau der Vogtlandhalle Greiz. Der Einweihung im Jahr 2011 ging eine jahrelange Vorgeschichte voraus. Besonders wichtig waren mir immer die Modernisierungsarbeiten in den Greizer Kindergärten. In jedem Jahr meiner Amtszeit wurde gebaut und den ständig entwickelnden Anforderungen Rechnung getragen.

Stichwort Finanzen der Stadt Greiz
Gerd Grüner: Erinnern wir uns: Die Schlüsselzuweisungen wurden im Jahr 2013 um 1,7 Mio. Euro reduziert. Dieser Betrag fehlte bereits im Haushaltsjahr 2013. Auch die Kreis-und Schulumlage erhöhte sich deutlich. Im Jahr 2013 erhielt die Stadt Greiz für den Ausgleich des Verwaltungshaushaltes eine Unterstützung durch das Land in Höhe von 495.000 Euro als rückzahlbares Darlehen. Ebenso entfielen die noch im Jahr 2014 gezahlten Leistungen aus dem Garantiefonds in Höhe von 672.000 Euro. Nach den schweren Jahren 2013 bis 2017 steht der städtische Haushalt im Jahr 2018 nun solide da, so dass es für die nächsten Jahre die Chance gibt, in Ruhe haushalten zu können. Trotz der schwierigen Situation der letzten Jahre gelang es immer wieder, beispielsweise die Greizer Vereine zu unterstützen. Ich gebe also ein vernünftig bestelltes Haus in neue Hände. Es gilt nun, die Chance zu nutzen.

Bemängelt wurde oft der Umgang der Stadträte untereinander. Oft standen auch Sie in der Kritik.
Gerd Grüner: Für mich stand immer und bedingungslos eine sachbezogene Politik für die Stadt Greiz im Vordergrund. Ich hätte es sehr gern gesehen, wenn sich auch einige Stadträte noch mehr diesem Thema unterworfen hätten.

Nennen Sie bitte einige Leuchttürme Ihrer Arbeit!
Gerd Grüner: Da fallen mir spontan einige ein. Beispielsweise das Obere und Untere Schloss, die Vogtlandhalle Greiz, die Zweifeldersporthalle in Aubachtal, die Eissportfläche und natürlich das „Kinderhaus Am Elsterufer“.

Was war in Ihrer Amtszeit die schwierigste Entscheidung?
Gerd Grüner: Die schwierigste Entscheidung war, beim Juni-Hochwasser des Jahres 2013 die gesamte Greizer Neustadt evakuieren zu lassen. Alle schauten mich an und warteten auf mein Wort. In diesem Moment wurde mir die Tragweite dessen bewusst – schließlich ging es um 500 Menschen.

Was war die schönste Entscheidung?
Gerd Grüner: Der Neubau des Kinderhauses Am Elsterufer war der beste Entschluss.

Ein ganz besonderer Höhepunkt Ihrer Amtszeit war das 800-jährige Jubiläum der Ersterwähnung der Stadt Greiz
Gerd Grüner: Genau. Im Jahr 2009 begingen wir nicht nur die 800-Jahrfeier, sondern luden auch zum Thüringentag ein. Rund 210 000 Gäste aus allen Landesteilen besuchten die Schloss-und Residenzstadt, um bei der dreitätigen Superparty dabei zu sein. Zwölf Bühnen, zwölf Themenmeilen und 32 Aktionsflächen verwandelten die Innenstadt in eine riesige Partymeile. Mit einem brillanten Höhenfeuerwerk über dem Oberen Schloss, das tausende Nachtschwärmer von der Innenstadt aus verfolgten, klang dieser Thüringentag stimmungsvoll zu fulminanter klassischer Musik aus. Zum Festumzug am Sonntag ließen sich weder Teilnehmer noch Besucher vom Regen schrecken. Knapp 3.000 Teilnehmer stellten in 145 Bildern einen Streifzug durch die Geschichte der Stadt Greiz dar. Außerdem präsentierten sich in dem knapp zweistündigen Umzug die verschiedenen Thüringer Regionen. Zusammenfassend möchte ich sagen: Der 12.Thüringentag ist in die Geschichte der Stadt Greiz eingegangen.

Vielleicht ein Wort zum „Marstall“?
Gerd Grüner: Ein oft bemühtes Thema, vor allem der Opposition. Wir haben nun die Gelegenheit und Chance, das Ganze mit einem soliden Investor in die Hand zu nehmen und vor allem zu nutzen. Die Bebauung des Komplexes steht dabei genauso im Mittelpunkt wie das Schaffen von Wohn-und Gewerbeeinheiten. Der Marstall soll zu einem Zentrum für die Stadt Greiz und einem Zentrum für Handel und Gewerbe werden.

Das Thema Hochwasser bewegt die Stadt auch im Jahr fünf danach.
Gerd Grüner: Im Nachhinein und in Dankbarkeit, dass es keine Verletzten oder Toten zu beklagen gab, war das Hochwasser nicht nur ein Fluch, sondern auch eine Chance. Vieles konnte in den letzten Jahren nur gebaut werden durch Hilfe „von außen“, etwa das gesamte Areal des Aubachs inklusive Sanierung. Drei Mio. Euro Flutmittel konnten zudem im Oberen Schloss verbaut werden. Das setzte allerdings entsprechende Ideen voraus. Aus Ideen entstehen oft neue Wege. Dennoch war das verheerende Hochwasser für mich ein gravierendes und einschneidendes Erlebnis. Ich habe dabei aber auch gesehen, wer bereit ist, über Grenzen zu gehen und über seinen Schatten zu springen. In dieser schwierigen Zeit habe ich manche Charaktere deutlich erkannt: Wer die Gemeinschaft voranbringen wollte – oft im Grenzbereich des menschlichen Lebens – oder nur in eigener Sache unterwegs war.

Wie sieht Ihr letzter Tag als Bürgermeister aus?
Gerd Grüner: Eine interessante Frage. Natürlich wird es ein Abschied sein, aber auch der Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Ich werde mehr Zeit für meine Familie finden, mir aber auch die Zeit nehmen zu rekapitulieren. In diesem Zusammenhang bedanke ich mich herzlich bei allen, die mich stets unterstützt haben. Vor allem aus der Verwaltung, den Vereinen und dem öffentlichen Bereich. Ein Dank an die Menschen, die immer bereit waren, auch schwierige Entscheidungen mit mir gemeinsam durchzusetzen.

In einem Satz: Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger?
Gerd Grüner: Alles Gute und dass die Interessen der Stadt Greiz immer im Mittelpunkt stehen.

Herzlichen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Antje-Gesine Marsch @02.06.2018