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Landratskandidat und Bürgermeisterkandidat im Interview

Wahlkampf der IWA offiziell eingeläutet

Landratskandidat Dr. Jörg Geißler (l.) und Bürgermeisterkandidat Detlef Zietan beim Pressegespräch

Interview mit dem Landratskandidaten Dr. Jörg Geißler und dem Bürgermeisterkandidaten Detlef Zietan

GREIZ. 1. Das Wort „Transparenz“ wird in letzter Zeit immer häufiger als Schlagwort eingesetzt. Was verstehen Sie im lokalpolitischen Sinn darunter?
Detlef Zietan: Konkret heißt das beispielsweise für den Stadtrat, nicht erst einen Tag vorher die Vorlagen zu erhalten. Rechtzeitig an die Öffentlichkeit zu gehen, bzw. auch eine Veröffentlichung im Internet wäre ratsam. Auch die Sitzungen der Ausschüsse sind damit gemeint.
Dr. Jörg Geißler: Im Kreistag ist man da schon einen Schritt weiter. Man muss die Bürger einbeziehen und die getroffenen Entscheidungen auch erklären.

2.  Welche grundlegenden Veränderungen würden Sie im Falle Ihrer Wahl in puncto Wirtschaftsförderung anstreben?
Detlef Zietan: Der Wirtschaftsförderer muss mehr Kompetenz bekommen, damit er mehr bewegen kann. Die berühmte Besenkammer würde der Vergangenheit angehören.
Dr. Jörg Geißler: Das A und O der Wirtschaftsförderung im Landkreis Greiz sind meiner Meinung nach Gewerbegebiete, die ein gemeinsames Konzept aufweisen. Hier sind erst 57 Prozent der Gewerbeflächen und Immobilien vermietet; im Thüringer Durchschnitt sind es 74 Prozent.

3.  Gibt es Ideen für spezielle Industriebereiche/Betriebe, die Sie gezielt anwerben würden?
Detlef Zietan: Kleinere Betriebe mit der gebotenen Nachhaltigkeit zu fördern, scheint mir das Wichtigste.
Dr. Jörg Geißler: Eine Massenindustrie anzusiedeln, ist nicht möglich, das wissen wir. Kleine innovative Unternehmen, die sich langfristig entwickeln und langfristig Arbeitsplätze schaffen, das wird perspektivisch der Weg sein.

4. Denken Sie, dass man in Greiz den Zug verpasst hat, auf Investorensuche zu gehen?
Detlef Zietan: In der Tat, man hat die letzten Jahre versäumt, das Wachstum zu unterstützen. Für mich persönlich ist es Ansporn, das zu ändern. Beispielsweise mit der Schaffung eines Gewerbegebietes.
Dr. Geißler: Wir sollten nicht in die Vergangenheit zurückschauen, sondern gezielt als Landkreis Greiz gemeinsam auftreten. Eine Konkurrenz der Kommunen darf es nicht geben.

5. Sind Sie ein Verfechter des Leitbildes „Park-und Schlossstadt Greiz“?
Detlef Zietan: Der Name Park-und Schlossstadt hat sich durchgesetzt, ist ein bewährter Begriff geworden. Es wäre unklug, das zu ändern. Die Attraktionen, die diese Stadt bietet, müssen unter einem Schirm vereint sein.
Dr. Geißler: Greiz ist meine Heimatstadt. Ich habe dieses Leitbild schon in meiner Schulzeit kennengelernt.

6.  Welche Ideen/Anreize haben Sie, um die Jugend an die Stadt zu binden oder wieder zurückzuholen?
Detlef Zietan: Die Betriebe haben Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden. Ich möchte die Jugend mit einem ganz speziellen Förderprogramm fördern und gleichzeitig an die Betriebe binden. Das Berufsschulkonzept muss dringend überarbeitet werden dazu müssen alle Betriebe an einen Tisch, um sicherzustellen, wirklich alles getan zu haben.
Dr. Geißler: Wir haben im Kreis einige Lehrausbildungszweige verloren; gerade im Metallbereich. Ich finde Herrn Zietans Idee damit sehr gut.

7. Die demographische Entwicklung macht um Greiz keinen Bogen. Wie werden ältere Menschen/Menschen mit Behinderungen in Greiz unterstützt?
Detlef Zietan: Dazu sollten wir einen runden Tisch organisieren und selbst Vorgaben erarbeiten. Das dürfen wir nicht vom grünen Tisch aus entscheiden.
Dr. Geißler: Die Senioren wollen nicht zum alten Eisen gehören. Sie wollen in die Politik einbezogen werden.

8. Dem Parteienfilz zu Leibe rücken – ist eine der Aufgaben, denen Sie sich stellen wollen. Wie würde das konkret aussehen?
Detlef Zietan: Die politische Arbeit ist stark fraktionsbildend geprägt. Ich würde die Sacharbeit in den Vordergrund rücken. Die Probleme müssen auf den Tisch gelegt und für Greiz die bestmögliche Lösung gefunden werden. So würde sich auch der Parteienfilz automatisch auflösen.
Dr. Geißler: Ich sehe das ähnlich, bin unabhängiger Kandidat und Neuling auf dem politischen Feld. Ich kann absolut nicht nachvollziehen, dass die anderen beiden Volksparteien nicht in der Lage sind, eigene Kandidaten für das Amt des Landrates und des Bürgermeisters zu stellen. Zum anderen bin ich erschüttert über den Greizer Wahlkampf. Wahlplakate abreißen und in die Papiertonne zu stecken ist kein guter Stil.

9. Wenn Sie drei Ihrer wichtigsten Aufgaben für die Zukunft nennen sollten, welche wären das?
Detlef Zietan: Wie gesagt: die Stelle des Wirtschaftsförderers wäre besetzt. Ansonsten habe ich zwei Straßenausbauprojekte vorgeschlagen; das ist zum einen die Sanierung der Cloßstraße und der zweispurige Ausbau der Marstallstraße. Und es wird ein Gewerbegebiet geben.
Dr. Geißler: Mir fällt dazu ein: zunächst die Abwanderung der Jugendlichen zu stoppen, dann die Schaffung von Gewerbegebieten, die zentral vermarktete werden und die änderung des Berufsschulkonzeptes.

10. Wie würde Greiz nach Ende Ihrer ersten Amtszeit, also im Jahre 2018 aussehen?
Detlef Zietan: Nach Ende der 1. Legislaturperiode wird Greiz ein attraktiver Wirtschaftsstandort sein und die Abwanderung der Bürger wäre gestoppt. Man wird hier gut leben können.
Dr. Geißler: Das sehe ich für den Landkreis Greiz ähnlich.

11. Glauben Sie, dass die Greizer Bürger politikverdrossen-/müde sind und wenn ja, wie würden Sie dem konkret entgegenwirken wollen?
Detlef Zietan: Dass die Greizer Bürger politikverdrossen sind, lässt sich unschwer an der Wahlbeteiligung erkennen. Diese lag bei unter 50 Prozent. Wir müssen die Bürger mehr am Gemeinwesen beteiligen, die Transparenz aufgreifen und einen politisch nachvollziehbaren Bürgerhaushalt erarbeiten.
Dr. Geißler: Das ist natürlich ein großes Thema. Aber Politik kann auch Spaß machen; also eine Politik zum Anfassen.

12. Am 12. April wird in Caselwitz zur Veranstaltung „Bürgerhaushalt“ eingeladen. Bislang hörte ich den Termin lediglich zur Vorstellung der CDU-Landratskandidatin vor zwei Wochen. Warum wird dieser Termin nicht publik gemacht; womit wir wieder bei der ersten Frage nach Transparenz angekommen wären.
Detlef Zietan und Dr. Geißler: Die Idee einer solchen Veranstaltung ist gut; aber reiner Wahlkampf. Wir durften zum Beispiel nicht in die Greizer Altenheime gehen, das beschloss der Aufsichtsrat. Das heißt, wir werden massiv in unserem Wahlkampf behindert.
Das Interview führte Antje-Gesine Marsch für Vogtlandspiegel @11.04.2012

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