Vom Irrsinn deutscher SportwaffenNeuntklässler Sebastian Zwilling im Gespräch mit Autor Roman Grafe.

Plakatausstellung von Roman Grafe in der Aula der Lessing-Regelschule eröffnet
GREIZ. In Deutschland gibt es legal 5,5 Millionen private Pistolen und Gewehre; 1,4 Millionen Menschen dürfen tödliche Sportwaffen besitzen, darunter Pumpgun, Berette und Glock – Waffen, die auch bei den Amokläufen von Erfurt (2002), Winnenden (2009) und Utøya (2011) verwendet wurden. „Unvorstellbar“ befand Dieter Linke zur Eröffnung der Plakatausstellung „Tödliches Spielzeug. Vom Irrsinn deutscher Sportwaffen“. Der Schulleiter der Lessing-Regelschule sagte vor Neuntklässlern in der Aula, dass er sich noch genau an den 26. April 2002 erinnern kann, als ein Amokläufer am Erfurter Gutenberg-Gymnasium sechzehn Menschen ermordete und dann sich selbst richtete.
Die Plakatausstellung, die am Freitagvormittag eröffnet wurde, rege anhand von 30 Bildern zur „Konfrontation mit dem Waffenrecht“ an. Anwesend war auch der Organisator der Exposition, der Autor und Journalist Roman Grafe, der die Schüler in die Thematik einführte. Wie er unterstrich, diene die Ausstellung der Aufklärung über die anhaltenden Gefahren des Schießsports mit seinen scharfen Waffen. Nach dem Amoklauf in Winnenden hatte sich in Deutschland die Initiative „Keine Mordwaffen als Sportwaffen“ gebildet, in der Persönlichkeiten wie Stephan Krawczyk, Freya Klier oder Clueso mitwirken. Die Initiative, deren Sprecher Roman Grafe ist, brachte diese Ausstellung auf den Weg. Wie er informierte, sei diese bereits auf Hiddensee gezeigt worden – dort sahen sie 5000 Besucher – , im Ratskeller Mühlhausen oder der Lutherkirche Rudolstadt. Die Regelschule „Gotthold Ephraim Lessing“ sei die erste Schule, in der man sie besichtigen kann. Die Ausstellung setze zudem ein deutliches Zeichen gegen die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2013, dass „Waffenrecht verfassungsgemäß“ sei, so Roman Grafe. Das Risiko sei unvermindert – jeden Tag könne es wieder an jeder Schule passieren. Obwohl in Deutschland unter anderem ein Raucherschutzgesetz oder ein Kampfhundegesetz beschlossen wurden, sehe es mit dem Waffengesetz anders aus. Der Wille der Bürger müsse größer sein, sich gegen diese Entscheidung aufzulehnen – doch hier herrsche eher Gleichgültigkeit vor. „Ihr seid mitten in eurer Entwicklung“, wandte sich Roman Grafe an die Schüler. „Es liegt an Euch, ob Ihr in Eurem Leben als Spießer und Egoisten oder politisch Engagierte unterwegs seid.“
Nach dem Besichtigen der Ausstellung, zu der sich die Neuntklässler eine Reihe von Aufzeichnungen machten, kam es auch zu Diskussionen. „Warum wenden sich Menschen ab?“, wollte Sebastian Zwilling wissen. „Was ist, wenn Waffen verboten werden, man sie aber illegal gleich um die Ecke in Tschechien kaufen kann?“, fragte ein anderer Schüler. Natürlich gebe es für die Sportschützen die Möglichkeit, mit weniger gefährlichen Waffen, wie Druckluft-oder Laserwaffen zu schießen, doch die Mehrzahl lehne dies schlichtweg ab“, wie Roman Grafe erklärte. Seit 1992 wurden in Deutschland nachweislich mehr als 150 Menschen mit Waffen von Sportschützen getötet. Mit der Ausstellung sollen Gespräche und Diskussionen über das „lasche Waffenrecht“ herausgefordert werden, so der Anspruch des engagierten Journalisten.

Antje-Gesine Marsch @07.11.2014