Wollen mit Jugendlichen ins Gespräch kommenSchüler des Staatlichen Berufsbildenden Zentrums "Ernst Arnold" haben für die israelischen Gäste ein Präsent mitgebracht.

Delegation aus Israel besucht für neun Tage das Vogtland

GREIZ. Auf Einladung von Berthold Schaller vom Verein Sächsischer Israelfreunde weilen derzeit zwölf Männer und Frauen, die den Holocaust – den Völkermord an etwa sechs Mio. Juden während der Zeit des Nationalsozialismus – überlebten, für neun Tage im Vogtland. Untergebracht sind die Männer und Frauen in Rebesgrün oder Wernesgrün, wie Schaller am Donnerstagnachmittag informierte, als die Gruppe auch das Obere Schloss Greiz besuchte. Finanziert wird die Reise aus rein privaten Mitteln. „Es sind Ukrainer jüdischer Abstammung, die in Jahren 1928 bis 1944 geboren wurden, heute in Israel leben und die schreckliche Zeit des Holocausts als Kind oder junger Erwachsener im Ghetto oder Konzentrationslager erlebten“, so Berthold Schaller. Begrüßt wurde die Delegation von Bürgermeister Gerd Grüner (SPD) und Museumsdirektor Rainer Koch, der zudem eine Veranstaltung mit Jugendlichen der Staatlichen Berufsbildenden Schule „Ernst Arnold“ organisiert hatte. „Wir wollen heute in einen generationsübergreifenden Dialog treten“, so sein Wunsch, als die Gäste im Großen Fürstensaal Platz genommen hatten. Zuvor erhielten die Gäste von den Schülern ein kleines Präsent zum Andenken überreicht. Veranstaltungen, zum Beispiel in Schulen gehören für die israelischen Gäste zum Programm – in Treuen, Rodewisch und Auerbach sprachen sie vor Schülern über ihre Erlebnisse. „Es ist gut, dass sich die Jugend für diese Thematik interessiert“, zeigt sich Berthold Schaller überzeugt.

Moshe Klein (86) berichtete von seinen Erlebnissen im April 1944, als er zunächst in ein Ghetto und dann nach Auschwitz verschleppt wurde. Es habe Jahre gedauert, bis er überhaupt von diesen Erlebnissen erzählen konnte, gibt der Mann zu. Unvorstellbares Leid, Verluste der nächsten Familienangehörigen, Hunger und Krankheiten bestimmten das Leben der Menschen im Lager. Die Frage nach dem „Warum“ stelle sich auch noch nach vielen Jahren. Doch habe er sich entschlossen, darüber zu reden; schließlich sei er einer der letzten Zeugen.
Alla Omelchenko-Werbitski, die als Dozentin tätig ist, bedankte sich für die herzliche Aufnahme in Greiz. „Wir sind die letzten Überlebenden, wer soll nach uns davon erzählen?“, so das Ansinnen der Gespräche. Das heutige Deutschland sei ein anderes, wie die Frauen und Männer wissen. „Auf uns liegt eine große Verantwortung – für die Jugend und die ganze Welt“, unterstrich die Dozentin.
Antje-Gesine Marsch @11.07.2014