Joe Bausch liest im Greizer KinoDer als Dr. Joseph Roth bekannte Tatort-Pathologe, Joe Bausch las im Greizer Kino UT99 aus seinem Buch "Knast", in dem er Einblicke in seine 25-jährige Tätigkeit als Gefängnisarzt gibt.

Welt mit eigenen Regeln. Joe Bausch stellt im Greizer Kino UT99 sein Buch Knast vor
GREIZ. Als Hermann-Joseph Bausch Hölterhoff im Jahre 1987 in der Justizvollzugsanstalt Werl seine Tätigkeit als Gefängnisarzt begann, war es bereits sein dritter Versuch in den Knast zu kommen. Der durch seine Nebentätigkeit als Pathologe Dr. Joseph Roth im Kölner „Tatort“ und als regelmäßiger Talkshowgast besser bekannte Joe Bausch war am Dienstagabend auf Einladung der Stadt-und Kreisbibliothek ins Greizer Kino UT99 gekommen, um seinen im März erschienen Band Knast vorzustellen und natürlich aus seinem bewegten Leben zu erzählen. Bauschs erster Versuch scheiterte daran, dass seine Mutter die Geldbuße bereits entrichtete hatte, die Bausch zehn Tage Erzwingungshaft einbrachten und er nach einer heftigen Abschiedsparty mit den Kumpels den Knast recht schnell wieder verlassen musste; der zweite war ein Vorstellungsgespräch, das seiner Meinung recht gut verlief, er aber vom Gefängnisdirektor abgelehnt wurde er sei dem Klientel, das er zu versorgen hätte doch ziemlich ähnlich.
Diese und andere Geschichten trug der Autor und Schauspieler in der über zwei Stunden dauernden Lesung vor, die in keiner Sekunde an Faszination, Spannung und Erwartung verlor. Alle Facetten des Gefängnisalltags den er als Mikrokosmos bezeichnet – beleuchtete der Experte, der immer wieder im Lesen innehielt und kleine Geschichten oder Informationen zum Thema einstreute. Manchmal begegnen sich Fiktion und Realität, wie Joe Bausch bekannte. So flossen in das Buch auch autobiografische Züge mit ein und oft frage er sich, wie er es 25 Jahre dort ausgehalten habe. Als Jugendlicher wollte er als Flying Doctor nach Australien gehen; nun sein es so, dass Menschen aller Länder bei ihm einfliegen, wie Bausch sagte. Aus 47 Nationen hatte er bereits Patienten behandelt, wobei die größte Barriere die Kommunikation sei. Oft sei es schwierig oder gar unmöglich, eine Sprache zu finden, die Arzt und Patient gleichermaßen verstehen.
Zu den Kapiteln des Buches gehören unter anderem Ausführungen über das Phänomen Zeit, Die Frauen der Gefangenen oder eine Typologie der Verbrecher. Fast schon makaber erscheint die Rankingliste, auf der die Bankräuber im Knast das größte Ansehen genießen. Desweiteren gehören zu den Spezies der Verbrecher Zuhälter, Betrüger, Totschläger und Mörder mit langen Haftstrafen, die Bausch die liebsten sind.
Präventionsarbeit zu leisten, ist für den Mediziner von höchster Priorität. So hält er beispielsweise Vorträge in Kindergärten und Grundschulen, um so dem Hänschen zu vermitteln, was beim Hans nicht mehr möglich ist.

Antje-Gesine Marsch @20.11.2012