Junge Tradition der Jahresabschlusskonzerte fortgesetzt

Neugernsdorfer Schalmeienmusikanten von 1929 musizierten mit großem Erfolg im Weidaer Bürgerhaus

Junge Tradition der Jahresabschlusskonzerte fortgesetzt
Mit Parodien unterhielten die Neugernsdorfer in der Pause.
Foto: Peter Reichardt
WEIDA. Um es vorweg zu nehmen, die Weidaer haben sich mit ihrem Bürgerhaus aus einem alten Kino und Varietétheater ein Schmuckstück geschaffen, das für Veranstaltungen der unterschiedlichsten Art den passenden Rahmen abgibt, für die Bürger der Stadt und der Region Kultur erlebbar macht. Das konnte man am Samstagabend hautnah erleben. Hatten doch die Schalmeienmusikanten von 1929 SV Neugernsdorf e.V. zu ihrem traditionellen Jahresabschlusskonzert, dieses Jahr das vierte, eingeladen und sich mit den Schalmeienfreunden Stadt Falkenstein e.V. sowie den Milkauer Schalmeien e.V. musikalische Gäste der Sonderklasse eingeladen.
Rappelvoll und ausverkauft das Bürgerhaus Weida, hatten doch die Neugernsdorfer Schalmeienmusikanten von 1929 nicht nur ihr 85-jähriges Bestehen in diesem Jahr feiern können, sondern auch schon vor mehreren Jahren versprochen, eine musikalische Tradition zu begründen. Wie sagte schon André Güther, der Leiter der Neugernsdorfer Schalmeienmusikanten, bei der Begrüßung der Gäste: „Eine Tradition muss sich entwickeln, doch wir, die Musiker und Sie, die Schalmeienfreunde aus der Region, sind auf einem guten Weg dazu, wie es der Besuch dieses 4. Jahresabschlusskonzertes beweist.“ Um 18 Uhr Einlassbeginn, bereits 17 Uhr die ersten Gäste vor Ort, die Einlass begehrten. Aus der engeren und weiteren Region des Vogtlandes (Weida ist ja bekanntlich der Stammsitz der Vögte um Weida und Plauen), aber auch aus dem gesamten Mitteldeutschen Raum mit Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, ja selbst aus Bayern, Hessen, Brandenburg und Niedersachsen konnten Gäste willkommen geheißen werden. Eine Ausstrahlungskraft der Schalmeienmusik, wie sie in der Region nicht selbstverständlich ist, aber auch Ansporn für die Neugernsdorfer Schalmeienmusikanten von 1929, mit Vollgas das abendliche Programm zu eröffnen. Und da hatte wohl das ungewöhnlichste Instrument einer Schalmeienkapelle, das Sousaphon, gespielt von Jürgen Weiser, mit dem Titel „Stand by me“ seinen großen Auftritt. Damit war die Stimmung schon zum Auftakt dieses Abends gezündet, das Publikum ging jedenfalls vom ersten Ton an mit Begeisterung mit. Schalmeienmusik vom Feinsten, nicht traditionell mit Märschen aus der Arbeiterbewegung, sondern mit Rock und Pop mischten die Neugernsdorfer Schalmeienmusikanten von 1929 das Publikum auf, das diesen Auftakt mit begeisterten Beifall belohnte. Doch auch die 15-jährige Zugehörigkeit zum Klangkörper von Wilfried Staps, einer der Drummer an der Pauke, wurde mit viel Beifall und Blümchen vom Vereinsvorstand bedacht. Wie sangen die Gäste im Saal am Ende des ersten Blocks dieses Abends „Wir woll’n euch schwitzen sehn“, worauf die Neugernsdorfer Schalmeienmusikanten von 1929 um ihren Leiter André Güther von der Bühne aus erwiderten „Ihr könnt uns schwitzen seh’n“. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Anlass für die Schalmeienfreunde Stadt Falkenstein e.V., mit ihrem Programmteil den Neugernsdorfern etwas Luft und eine Verschnaufpause zu verschaffen. Erstaunlich viele Damen und Mädchen im Klangkörper aus dem Vogtland, die mit ihrer schmucken Vereinskleidung manch begehrlichen Blick auf sich lenkten. Doch nicht nur die Kleidung war ein Knüller. Nein, das was sie an musikalischen Einfällen und stimmungsvoller Melodien boten, das ließ die Herzen der Freunde der Schalmeienmusik höher schlagen. Kein Wunder, ist doch der Musikwinkel um Markneukirchen und Klingenthal nicht weit entfernt von Falkenstein. Volkstümliche Melodien luden zum Schunkeln ein, was das Publikum im Saal sofort tat. Doch auch Feuer hatten die Musiker aus Falkenstein im Blut, was einige der Damen des Klangkörpers dazu verleitete, auf die Tische zu steigen und damit unter dem Publikum zu musizieren. Großer Applaus war ihnen sicher.
Und dann dröhnte der Saal und die Wände wackelten, als die Milkauer Schalmeien e.V. mit ihren rund 50 Musikern in den Saal des Weidaer Bürgerhauses einmarschierten. Vornweg die Vereinsfahne und dann neun Drummer, welcher der anwesenden Schalmeienfreunde sollte da ruhig bleiben? Mitreißend und schmissig in ihrer musikalischen Darbietung, die Milkauer Schalmeien e.V., die aus der Nähe von Mittweida stammen. Sie hatten nicht nur Rhythmus und Schmiss in ihrer Musik. Nein, ihnen muss der Rhythmus und die Freude am Musizieren in den Adern und in den Beinen stecken, denn der Saal stand und die Gäste forderten mehrfach „da capo“. Ein toller Auftritt der Milkauer Schalmeien, der einen ihrer Drummer – genannt Matze – sicher lange in Erinnerung bleibt. Hatte er doch an diesem Tag Geburtstag und wurde mit einem kräftigen „Happy Birthday to You“ von seinen Musikkameraden und dem ganzen Saal gefeiert. Da waren schon fast zwei Stunden Konzert vorbei, so dass eine Tanzpause allen etwas Luft verschaffte. Apropos – Tanzpause ! Da hatten sich die Neugernsdorfer Schalmeienmusikanten von 1929 auch noch etwas einfallen lassen. Ihre Parodiefähigkeit und komödiantische Ader zeigten sie im Programmauftakt Teil zwei mit einer tollen Tanzeinlage von Dirty Dancing, über YMCA bis Sister Act. Dass sich dabei das Publikum im Weidaer Bürgerhaus vor lauter Lachen bog, war bezweckt und trieb die Stimmung im Saal weiter nach oben.
Dann noch einmal die Schalmeienfreunde Stadt Falkenstein, die ihre Rock- und Popader zeigten und spielten, so daßssdie Polonaise durch den Saal schwappte. Übrigens, die spielten sie auch. „Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät“ erklang es von ihnen gegen 22 Uhr bei ihrem Ausmarsch. Doch da war noch nicht Schluss, denn auch die Milkauer Schalmeien machte noch einmal ihre Aufwartung. Die Besucher dieses Konzerts standen sogar auf den Bänken und die neun Drummer auf den Tischen – es gab kein Halten mehr. Donnernder Applaus und mehrfaches „da capo“ waren der Lohn für die Milkauer Schalmeien.
Doch den letzten Höhepunkt dieses 4. Jahresabschlusskonzertes der Neugernsdorfer Schalmeienmusik von 1929 lieferten die Gastgeber mit ihrem zweiten Programmteil selbst. Ohrwürmer, flotte Melodien und Rock vom Feinsten, und das auf Schalmeien, es riss die Konzertgäste von den Sitzen. Da hörte man „Mamma Mia“ von Abba, genau so wie „La Bamba“ (eine der Neugernsdorfer Erkennungsmelodien), oder „Wieder alles im Griff“ mit dem lautstarken Einsatz des Publikums. Auch hier wurde natürlich „Zugabe“ gefordert und auch gespielt. Über 4 Stunden Konzert im Bürgerhaus Weida – das 4. Jahresabschlusskonzert der Neugernsdorfer Schalmeienmusikanten von 1929 war ein voller Erfolg, sowohl für die Gastgeber, als auch die rund 600 Schalmeinenfreunde, die diesem Konzert beiwohnten. Ein Erfolg, der die Neugensdorfer Schalmeienmusikanten von 1929 dazu veranlasste, auch das 5. Jahresabschlusskonzert im Jahr 2015 bereits jetzt fest zuzusagen. Die Proben dazu laufen jedenfalls jetzt schon an.
Peter Reichardt @02.11.2014

Von Peter Reichardt

Seit einigen Jahren ist der Greizer Peter Reichardt in Gommla ansässig. Der sportlich engagierte Pensionär ist vielseitig interessiert, nicht nur im sportlichen, sondern auch im Jugendbereich und dem Vereinsleben der Stadt Greiz.