Kaffee-Vortrag im Unteren SchlossWolfram Schreiber hielt im Weißen Saal des Unteren Schlosses Greiz über ein "dunkles Vergnügen", den Kaffee. Museumsdirektor Rainer Koch bedankt sich beim Referenten.

Wolfram Schreiber gilt als absoluter Kaffee-Experte
GREIZ. Kaffee ist nicht nur das beliebteste Getränk der Deutschen, sondern bietet zudem ein Thema, über das man umfassend referieren kann. So verfolgten etwa zwei Dutzend Gäste am Sonnabendnachmittag die Veranstaltung „Kaffee-ein dunkles Vergnügen“ im Weißen Saal des Unteren Schlosses. Wolfram Schreiber, Jahrgang 1950, arbeitete nach seinem Studium in Leipzig bis 1990 im Lebensmittelgroßhandel der DDR. Danach wechselte er zu Jacobs Suchard und arbeitete dort in verschiedenen Funktionen, u.a. auch als Verkaufsleiter in Sachsen und Thüringen. Von 1996 bis 2008 war er in der Bremer Zentrale als Verkaufsdirektor tätig. Kein Wunder also, dass sich der Weißenfelser gut in der Materie auskennt. Kennengelernt haben sich Wolfram Schreiber und Museumsdirektor Rainer Koch in Vorbereitung der Sonderausstellung Kaffee – ein Genuss für Jedermann, die derzeit in der Beletage des Museums gezeigt wird. 130 Exponate steuerte der Kaffee-Experte bei. Angefangen hat alles mit einer Kaffeedose, wie Wolfram Schreiber preisgibt. Mittlerweile präsentiert er in seinem Refugium dem ehemaligen Kohlenkeller seines Hauses – auf 35 Quadratmetern 700 Ausstellungsstücke.
Stundenlang könnte er über den Kaffee erzählen, was man dem sympathischen Sachsen durchaus abnimmt: etwa aus der Historie, oder über den Weg eines original Kaffeezweiges, den er aus Brasilien mitbrachte, von der Ernte über die Trocknung bis hin zur grünen Kaffeebohne. Auch über die Geschichte der Kaffeerösterei: Wenn die grüne Bohne hinein- und die schwarze herauskommt, ist das eine Wissenschaft für sich. Schreiber weiß, von was er spricht; schließlich ist ausgebildeter Kaffeeröster. Dabei erklärt er, dass es ein gewaltiger Unterschied ist, ob der Kaffee bei 900 Grad Celsius 2 Minuten oder 20 Minuten bei 200 Grad geröstet wird.
Er weiß auch, dass Kaffee gleich nach dem Erdöl zur zweitgrößten Handelsware der Welt wurde und als spekulatives Geschäft an der Börse gehandelt wird. Wer es noch nicht wusste, dem teilte Herr Schreiber mit, dass Finnland die Hitparade der Kaffeetrinker anführt Deutschland befindet sich lediglich auf Platz 7. Wolfram Schreiber ließ aber auch nicht unerwähnt, dass der eigentliche Erzeuger von Kaffee, ganz gleich, aus welchem der fünfzig produzierenden Länder, lediglich 10 Prozent des Verkaufspreises erhält. Der Kaffee-Experte hält somit einen Preis von 5 bis 7 Euro pro Pfund durchaus für gerechtfertigt. Verbrauchte der deutsche Durchschnittsbürger noch vor wenigen Jahren 1,5 Kilogramm Kaffee pro Jahr, sind es heute 6,5 Kilogramm pro Nase, Babys und Greise mit eingerechnet, so Herr Schreiber. Vergnüglich auch der kleine Exkurs in die Geschichte des DDR-Kaffees, zu dem Mona, Rondo, Kosta und auch der überaus beliebte Kaffeemix, ein Konglomerat aus gleichen Anteilen Bohnenkaffee und Roggenextrakt gehörte, das innerhalb kurzer Zeit alle Kaffeemaschinen des Landes entschärfte. Das Thema Kaffee war in den 1970er Jahren ein heißes Thema in der DDR, wie Wolfram Schreiber sagte und einen Brief von Günter Mittag an Erich Honecker verlas.
Mit herzlichem Applaus bedankten sich die Gäste für diesen interessanten Ausflug in die Welt des dunklen Vergnügens nicht ohne aus einer der bildschönen Sammeltassen des Fördervereins ä Schälchen Heeßen getrunken zu haben.

Antje-Gesine Marsch @10.11.2013