Lebenshilfe Greiz feiert 25-jähriges Jubiläum

Mit einem großen Sommerfest bekunden Bewohner und Gäste ihre Lebensfreude

Lebenshilfe Greiz feiert 25-jähriges Jubiläum
Vorstand Bernhard Müller, Frau Schliebe und Frau Reinhold (v.r.) beim Anschneiden der Torte.
MOHLSDORF. Das Sommerfest der Lebenshilfe Greiz, das am Samstagnachmittag im Areal des Wohnhauses für Menschen mit geistiger Behinderung stattfand, war geprägt von Lebensfreude, Spaß, geselligem Beisammensein und dem Wissen, sich hier bestens aufgehoben und wohl zu fühlen. Bei herrlichem Sommerwetter hatten sich die Bewohner und viele Angehörige, Betreuer und Gäste im Innenhof versammelt, um gemeinsam ein besonderes Ereignis zu begehen: das 25-jährige Jubiläum der Lebenshilfe Greiz. Beate Heimerl, 2. Vorstandsvorsitzende des Vereins, blickte in ihrer Ansprache auf ein Vierteljahrhundert des Bestehens zurück und zog dazu ein Resümee. „Wohnen heißt, zu Hause sein – das war das Anliegen, als sich am 6. Oktober 1990 Eltern geistig behinderter Menschen, Freunde und Förderer zu einem selbständigen Verein zusammenschlossen, um gemeinsam dafür einzutreten, Menschen mit geistiger Behinderung einen Platz in der Gesellschaft zu schaffen.“ Zu DDR-Zeiten brachte man diese Frauen und Männer in Alters-und Pflegeheimen unter. Erklärtes Ziel des Vereins war nunmehr, ein eigenes Wohnheim zu errichten und eine Unterbringung unter Gleichgestellten zu ermöglichen. Doch ein geeignetes Objekt zu finden, erwies sich als schwierig, so dass man zunächst für sechs Menschen eine Wohnung in der August-Bebel-Straße 10 anmietete. „Als diese am 21. Dezember 1992 diese Räume bezogen, war die Freude riesengroß“, so Beate Heimerl. Ein Bewohner habe diese Begeisterung so zum Ausdruck gebracht: „Jetzt sind wir nicht mehr krank. Wir haben eine Wohnung.“ Wie schwierig die Zeit nach der politischen Wende war, zeigte Frau Heimerl noch einmal auf: „Es gab viele Grauzonen, vieles war rechtlich nicht geregelt.“ So habe man auch in den alten Bundesländern geschaut, wie man so ein Anliegen dort angehe. Nie habe man das Ziel aus den Augen verloren, ein Objekt zu finden, in dem viele Menschen gemeinsam und trotzdem eigenständig unter einem Dach leben können. Im Jahr 1993 fand man in Mohlsdorf ein Grundstück, das man kaufte und fortan um finanzielle Förderung kämpfte. An dieser Stelle bedankte sich Beate Heimerl bei Gottfried Wühr und Kerstin Grohmann, ohne deren Beharrlichkeit und persönliches Engagement vieles nicht erreicht worden wäre. Nun sollte es Stück für Stück vorwärts gehen: Am 13. Februar 1995 setzte man den ersten Spatenstich für das Wohnheim, am 4. Mai erfolgte die Grundsteinlegung und am 21. Juli das Richtfest. Die offizielle Einweihung des Wohnheimes in der Mohlsdorfer Bahnhofstraße fand am 21. Juli 1996 statt. „Von nun an füllte sich das Haus“, rief Beate Heimerl in die Erinnerung zurück. Bereits ein Jahr später fanden bereits 21 Menschen hier ihre neue Heimstatt; im Jahr 2001 war das Wohnheim mit 34 Bewohnern fast voll belegt. Viele Aktivitäten, die von engagierten Mitarbeitern begleitet werden, können die Bewohner nunmehr für sich verbuchen: Ausflüge, sportliche Aktivitäten, gemeinsame Feste und sogar Urlaubsfahrten. Im Jahr 2009 begann man mit diversen Anbauten, die nicht nur die Kapazitäten des Heimes erhöhten, sondern den Bewohnern auch mehr Individualität ermöglichten. „Es entstanden 28 Einzelzimmer“, betonte Frau Heimerl. Beim Sommerfest wurde den Interessierten sogar ein kleiner Blick ins „eigene Reich“ gewährt.
Nicht vergessen werden in der Historie eines Vierteljahrhunderts Lebenshilfe Greiz darf der Kindergarten „Neuer Weg“ in Greiz, der im Jahr 1994 in den Verein aufgenommen wurde. Damit wurde eine Möglichkeit geschaffen, behinderte und nichtbehinderte Kinder unter dem Leitbild „Es ist schön, dass wir so verschieden sind“ gemeinsam zu betreuen. Natürlich kamen auch die Erzieherinnen des Kindergartens, der sich derzeit einer kompletten Sanierung unterzieht, zur Jubiläumsfeier nach Mohlsdorf.
Gemeinsam verfolgten die Bewohner, Angehörigen, Mitarbeiter und Gäste bei Kaffee und hausgebackenen Kuchen das kunterbunte Programm im Innenhof des Wohnheimes und sparten nicht mit Applaus für die Beiträge. Der Wohnheimchor samt Trommelgruppe unter Leitung von Frau Steiner-Hering brachte einige Titel zu Gehör, in denen die Musiker beispielsweise jeden Wochentag besangen und welche Aktivität damit verbunden ist. Sehr zur Freude der Gäste wurden im Anschluss von Vorstand Bernhard Müller, Wohnheim-Leiterin Romy Reinhold und Kindergarten-Leiterin Jacqueline Schliebe zwei Torten – kreiert vom Greizer Café „Schwarzer Engel“ – angeschnitten, die nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich für Begeisterung sorgten.
Dem Fest statteten auch Landrätin Martina Schweinsburg (CDU); die Bürgermeisterin der Landgemeinde Mohlsdorf-Teichwolframsdorf, Petra Pampel (IWA); Mohlsdorfs Bürgermeister Michael Täubert (CDU) und der stellvertretende Greizer Bürgermeister, Ulrich Zschegner (CDU) einen Besuch ab. Ulrich Zschegner sprach der Lebenshilfe Greiz seinen großen Respekt aus: „Es ist nicht selbstverständlich, sich so einer großen Aufgabe zu stellen“, betonte er. Doch sei es gelungen, den Menschen mit geistiger Behinderung ein „großes Stück mehr Lebensqualität zu geben.“ Unter dem Beifall der Anwesenden lud Ulrich Zschegner die Bewohner im Dezember zum Weihnachtskonzert des Neuen Reußischen Sängerkreises, dessen Vorsitzender er ist, in die Vogtlandhalle Greiz ein.
Nach dem offiziellen Teil folgte der gemütliche bei viel Unterhaltung, Spiel, Spaß, Tanz und Musik. Die Fakir-und Schlangenshow „Robaria“ sorgte für exotische Atmosphäre, die Plauener „Spukteufel“ begeisterten mit ihren Liedern und die Line Dancer aus Greiz legten eine flotte Sohle auf das Pflaster. Auch an die Jüngsten wurde bei diesem großen Jubiläumsfest gedacht: Glücksrad, Dosenwerfen, kreatives Basteln oder das Spazierengehen mit zwei Alpakas aus dem vogtländischen Buchwald sorgten auch bei den jüngsten Festbesuchern für Freude und Begeisterung.

Antje-Gesine Marsch @13.07.2015