Lehrer treffen WirtschaftPflegedienstleiterin Christiane Jähnert (M.) führt die Pädagogen durch das Kreiskrankenhaus.

Soziale Berufe für Mädchen im Fokus – Dienstleistungssektor des Kreiskrankenhauses Greiz beleuchtet
GREIZ. Die Wahl des richtigen Berufes ist für jeden Schüler eine wichtige Entscheidung. Die zentrale Frage, mit der sich die Jugendliche auseinandersetzen müssen, ist, wie sie ihr Leben als Erwachsene gestalten wollen. Doch oft wissen viele junge Frauen und Männer noch nicht genau, welchen Berufsweg sie einschlagen sollten und welche Fähigkeiten, Vorlieben und Möglichkeiten sie überhaupt haben. Um Pädagogen zu befähigen, den Schülern – im Fokus standen diesmal besonders die Mädchen – wichtige Impulse zu geben und auch darüber zu diskutieren, lud der Wirtschaftsförderer des Landkreises Greiz, Steffen Täubert am Montagvormittag in das Kreiskrankenhaus Greiz ein. „Wir möchten heute den Dienstleistungssektor der Klinik näher beleuchten“, so der Anspruch der Vormittagsveranstaltung.
Pflegedienstleisterin Christiane Jähnert begrüßte die Anwesenden herzlich und führte in ihrem Vortrag zunächst in die Geschichte und Gegenwart des Hauses ein. Mit 589 Arbeitnehmern ist das Kreiskrankenhaus Greiz der größte Arbeitgeber des Landkreises. In sieben Zentren und neun Kliniken werden jährlich fast 14.000 Patienten stationär und über 13.000 ambulant behandelt.
Dass es eine Berufswahl „typisch Mädchen“ oder „typisch Junge“ gibt – dem widersprach Sebastian Hübner, der sich im dritten Ausbildungsjahr zum Gesundheits-und Krankenpfleger befindet. „Das ist definitiv nicht nur ein Beruf für Mädchen“, konstatierte der junge Mann, der zunächst Mechatroniker lernte und acht Jahre bei der Bundeswehr diente. Den Impuls, sich für eine Ausbildung im sozialen Bereich zu entscheiden, gab der Großvater, den es zu pflegen galt. Im Beruf sei man aufgrund der mitunter physisch und psychisch anstrengenden Tätigkeit oft „für eine helfende männliche Hand dankbar“. In seiner Ausbildungsklasse sind derzeit vier männliche Azubis, wie Sebastian Hübner informierte.
Dass die Kreiskrankenhaus Greiz GmbH ein etabliertes Gesundheitsunternehmen ist, hob Christiane Jähnert hervor, die seit sieben Jahren dem Pflegedienst vorsteht. „In unserer Klinik sind viele Berufsgruppen vereint“, nannte Frau Jähnert etwa den Wirtschafts-, Pflege-, Verwaltungs-und technischen Dienst als Beispiele.
Bei der Ausbildung zum Gesundheits-und Krankenpfleger steht das Kreiskrankenhaus Greiz begleitend im Bereich der Praxis zur Seite. „Es gibt neben der theoretischen Ausbildung in der Ernst-Arnold-Berufsschule ambulante und stationäre Einsätze im Blocksystem“, erklärte die Pflegedienstleiterin. Zum Berufsbild gehören neben dem Erfassen und Feststellen des Pflegebedarfs auch die Planung, Organisation und Dokumentation der Pflege. Für viele ein finanzieller Anreiz sind die Ausbildungsvergütungen, die von 800 Euro im ersten Lehrjahr bis 1000 Euro im dritten reichen. „Der Wille, die zum Teil sehr harte Ausbildung zu schaffen, ist dabei entscheidend“, bestätigte Sebastian Hübner aufgrund seiner Erfahrungen.
Auch eine Ausbildung zum Gesundheits-und Krankenpflegehelfer ist möglich. „Diese Möglichkeit bietet sich für Schüler mit einem schlechteren Schulabschluss, die aber sehr gute soziale Kompetenz besitzen“, so Frau Jähnert. Karrieremäßig könne man anschließend zum Gesundheits-und Krankenpfleger ausgebildet werden. Auch Studiengänge werden vom Kreiskrankenhaus Greiz unterstützt, bspw. im Bereich Pflegemanagment. Eine weitere Möglichkeit bietet sich auch für Bundesfreiwillige, sogenannte BuFDis. Sie unterstützen das Fachpersonal, begleiten Patienten zu Untersuchungen und sind bei Pflegeleistungen oder auch Botengängen einzusetzen.
„Berufe im Krankenhaus sind interessant und vielfältig“, zeigte Christiane Jähnert in ihrer Präsentation auf. Sehr zu empfehlen seien praktische Erfahrungen, die man sich bei freiwilligen Einsätzen in der Klinik erarbeiten kann. Waren es bei Tätigkeitsbeginn vor sieben Jahren 300 Bewerbungen, die jährlich eingingen, sind es nun noch etwa 70, wie die Pflegedienstleiterin bedauert. Im Vorstellungsgespräch als Argument für die Berufswahl zu sagen “Ich will helfen“ sei suboptimal. Lieber wäre ihr, eine „offene, ehrliche“ Antwort. Gesprächsbereit sei sie jederzeit, wie sie versichert.
Doris Marek und Ina Neupert – beide Pädagoginnen unterrichten an der Lessing-Regelschule auch Sozialkunde – nahmen das Angebot von Pflegedienstleiterin Christiane Jähnert dankend an, in einer Unterrichtsstunde vor den Schülern die verschiedenen Berufsbilder vorzustellen. „Wir haben bereits Termingespräche geführt“, so die beiden Lehrerinnen. Gerade die Möglichkeit, ein Jahr als Bundesfreiwilliger zu arbeiten, sei eine „wunderbare Möglichkeit“, wie es Frau Marek formulierte.
Eine Führung durch die Kinderklinik, die Geburtshilfliche Abteilung und die Physiotherapie stand anschließend auf dem Programm – nach einem gemeinsamen Mittagessen fuhren die Pädagogen ins BioSeehotel Zeulenroda, wo sie sich zu Ausbildungsmöglichkeiten im Dienstleistungssektor informierten.

Antje-Gesine Marsch @22.09.2015