Michael Czerwenka zu Gast beim Greizer GeplauderMonika "Omse" Zien und Michael Czerwenka haben viel Freude an der Veranstaltung.

Zur 14. Folge der Veranstaltung Greizer Geplauder war Michael Czerwenka Gast des Abends

GREIZ. Wer Michael Czerwenka kennt, weiß um seine Lebenslust sowie die Vorliebe für gutes Essen, Trinken, Reisen und das zarte Geschlecht. Doch vieles, was der Mann „im sechzigsten Lebensjahr“ beim Greizer Geplauder am Donnerstagabend vor zahlreichen Gästen in der pm-lounge offerierte, war selbst seinen besten Freunden bislang unbekannt. „Ich hätte noch Stoff für mehrere Stunden gehabt“, sagte Michael Czerwenka nach der zweistündigen Veranstaltung. Was man ihm unbestritten glaubt, zumal sein Leben so facettenreich verlief, dass es in seiner Polarität mitunter fast filmreif erscheint. Nicht umsonst ist Napoleon Bonaparte Michaels Vorbild und dessen Spruch „Eitelkeit macht die Revolution – Freiheit ist nur der Vorwand“ sein Lebensmotto.

Geboren in Greiz im Jahr 1957 ging Michael zunächst in die Pestalozzischule. Denkt er an seine Kindheit zurück, meint er: „Ich durfte nie so sein, wie ich wollte.“ Michael galt als „Muttersöhnchen“, hatte keinen Fußball zu spielen oder Fahrrad zu fahren – alles, was ein „richtiger Junge“ eben macht – sondern quälte sich mit Klavierspielen, zu dem er keine Lust hatte.

Der spätere Besuch der Goetheschule sollte allerdings zum Wendepunkt avancieren: Er wurde Mitglied des Fanfarenzuges, dem er bis zum heutigen Tag die Treue hält. Der langjährige Leiter und ehemalige Lehrer, Eberhard Andreä gehörte auch zu den Gästen des Abends und genoss es sichtlich, die an die Wand projizierten Aufnahmen zu sehen und die „alten Storys“ zu hören.

Für großes Interesse sorgten auch Bilder und Geschichten aus Michael Czerwenkas Militärzeit. Aus dem Studium zum Militärarzt wurde in letzter Minute nichts – so kam er an die Grenze. Nach der Armeezeit kehrte Czerwenka nach Greiz zurück, „wegen des Fanfarenzuges“, wie er gestand. Er nahm in Dresden ein Studium zum Diplomingenieur für Maschinenbau auf; arbeitete anschließend im VEB Greika. Hier fühlte er sich allerdings „chronisch unterfordert“. Er habe zwar „Hochachtung vor der Arbeit der Weber“, doch waren ihm als technischer Inspektor theoretisch und praktisch „die Hände gebunden“.

Die SED-Parteischule Bad Blankenburg, die er Ende der 1980er Jahre besuchte und von der er mit entwaffnender Ehrlichkeit berichtete, nahm ebenso einen Stellenwert im Geplauder ein. „Nein, ich war damals nicht mit auf der Straße. Für mich war die Wende ein Schlag ins Gesicht“, wie Czerwenka zugab. Den Diplomatenpass bereits fest in der Tasche, zog es den jungen Greizer eigentlich ins Ausland – Spanisch hatte er schon gepaukt.

Doch es sollte alles anders kommen. Michael Czerwenka schlug eine neue berufliche Laufbahn ein und gründete eine Einzelagentur der Deutschen Herold Versicherungs AG. Im Jahr 2003 entstand die Czerwenka Finanz-GmbH und er bezog in der Schwalbengasse am Greizer Markt sein Büro. Dabei gab Czerwenka zum besten, wie er zu Beginn seiner „Karriere“ als einziger „Ossi“ nicht nur durch seine Kleidung auffiel, sondern auch mit bunten Luftballons vor Greizer Kindergärten stand und Unfallversicherungen verkaufte. „In den nächsten Jahren kam ich dann mit Verträge-Schreiben kaum hinterher“, erzählt er lachend.

Vielseitigkeit hat bei Michael immer auch mit gesellschaftlichem Engagement zu tun: Er, der auch als Heroldsbläser ene gute Figur macht, ist Ehrenpräsident des Elsterberger Faschingsclubs, sponsert viele Sport-und Kulturvereine der Region – möchte dabei „einfach den Menschen etwas zurückgeben“.

Neben all den heiteren Episoden schlug Michael Czerwenka auch nachdenkliche Töne an. Beispielsweise, wenn er über seinen Vater Georg spricht, einen stadtbekannten Apotheker, Oberpharmazierat und durch Manfred Böhmes Kulturbund-Auftrag auch Mitglied der Volkskammer der DDR. „Er war ein Charmeur, lustig und immer gut drauf“, erinnert sich Michael. Dass im Familienkreis oftmals ein etwas anderer Ton herrschte, verschwieg er dabei nicht. Dennoch: „Mein Vater fehlt mir zweieinhalb Jahre nach seinem Tod wirklich sehr“, resümiert er traurig.

Auch, wenn er an das unfassbare Schicksal seiner Großeltern und Urgroßeltern zurückdenkt, fällt es Michael Czerwenka sehr schwer, darüber zu sprechen. Einige Stationen der langen Flucht, auf der die Familie fast verhungerte, nennt Michael sichtlich bewegt. Mittlerweile hat er die Familiengeschichte erforscht, war an vielen Lebensorten seiner Urahnen und wurde dort manchmal sogar durch seinen Namen identifiziert.

Wahrscheinlich ist seine Liebe zu Wien darin begründet, dass ein großer Teil der Familie dort ansässig geworden ist – der Wiener Opernball steht in Michaels Kalender wie in jedem Jahr ganz oben auf der Agenda. „Ich stelle mich dann immer direkt hinter ‚Mörtel‘, da kann man mich im Fernsehen sehen“, erzählt der Greizer, der nun in Coschütz beheimatet ist, unter herzlichem Lachen und dem Beifall der Geplauder-Gäste.
Die Veranstaltung wurde von Monika „Omse“ Zien moderiert.

Antje-Gesine Marsch @28.01.2017