Müssen Kriege zum Leben dazugehören?

Sonderausstellung „Ende des II. Weltkrieges in Greiz“ im Museum im Unteren Schloss eröffnet
GREIZ. Kriege sind wahrlich kein Schicksal – sie können und müssen verhindert werden. Das gilt für den 2. Weltkrieg, der im vergangenen Jahrhundert etwa 60 bis 80 Mio. Menschen das Leben kostete und gleichsam für die zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen, die derzeit das Weltbild prägen. Flüchtlingswellen sind die Antwort darauf. „Wenn den Menschen wirklich am Schicksal der Flüchtlinge gelegen ist, darf es keine Kriege geben“, zeigt sich Johann George Ohanian überzeugt. Der 47-Jährige Zahnarzt ist mit seiner Frau und seinem Bruder, einem Chemieingenieur, vor zwei Jahren aus Syrien geflohen. Der Christ verließ sein Land, weil es seit Kriegsbeginn im Jahr 2011 „keine Sicherheit“ mehr gab, wie er anlässlich der Ausstellungseröffnung „Ende des II. Weltkrieges in Greiz“ am Sonntagvormittag im Weißen Saal des Unteren Schlosses vor den Gästen sagte. Er dankte für die Hilfe und Unterstützung, die ihm und seiner Familie gewährt wird. „Niemand wird freiwillig ein Flüchtling“, unterstrich auch Museumsleiter Rainer Koch, der in die Exposition einführte.
„70 Jahre ist es her, dass der zweite Weltkrieg vorbei ist.“ Die Frage „Müssen Kriege zum Leben dazugehören“ stellte er genauso in den Raum, wie die Tatsache, dass Kriege von Menschen gemacht und auch nur von Menschen verhindert werden können. „Wir hatten in Europa das Glück, siebzig Jahre Frieden zu erleben.“
Der Einmarsch der Amerikaner am 17. April 1945 habe vor sieben Jahrzehnten in den Krieg auch in Greiz beendet – zurück blieben viele unbeschreibbare Ängste, Trauer und Schmerzen. Doch allmählich sei die Scheu einer gewissen Offenheit gewichen; es begann die Zeit des Neuaufbaus. Am 1. Juli 1945 marschierte die Rote Armee in Greiz ein. Es folgte eine Zeit, die durch die Integration der kriegsbedingten Flüchtlinge und Heimatvertriebenen geprägt war, schlug Rainer Koch den Bogen in die Gegenwart. „Die Menschen kamen als Fremde und wurden wahrlich nicht willkommen geheißen.“ Etwa ein Viertel der Thüringer haben einen Migrationshintergrund, wies der Museumsleiter hin. Das Flüchtlingsthema habe also nichts an Aktualität verloren – im Gegenteil. Solange Menschen an Wirtschaftskriegen verdienen, wird sich das nicht ändern.
Die Sonderausstellung „Besetzung – Befreiung – Integration: Das Ende des II. Weltkrieges in Greiz“ fokusiert die Greizer Ereignisse in den letzten Kriegstagen bis zum Einmarsch der amerikanischen Truppen und beschreibt den Neuanfang in Greiz. Akribisch zusammengestellte Daten und Fakten, Fotos, Unterlagen und verschiedenes Anschauungsmaterial machen das Thema mehr als bewusst. „Ein friedliches Europa und eine friedliche Welt sind das Ziel“, betonte Rainer Koch. Damit die Kinder und Kindeskinder eine Zukunft haben. Sicher sei es nicht einfach, auf Fremde zuzugehen, „doch sollten wir diesen Schritt wagen“, forderte Rainer Koch die Greizer auf.

Antje-Gesine Marsch @21.09.2015