Nahmmacher-Relief wieder in Greizer KinderklinikDie Schwestern der Kinderstation zeigen sich ebenfalls erfreut, dass das "Tierhäuschen" nun die Klinik ziert.

Kinder sollen sehen, fühlen, aber auch staunen und träumen können
GREIZ. „Es ist so schön, dass sich immer wieder etwas von meiner Mutti wiederfindet“, freute sich Silke-Viola Weißker, die Tochter der Bildhauerin Elly-Viola Nahmmacher (1913-2000) am Mittwochnachmittag. Grund des Besuches in der Kinderklinik des Kreiskrankenhauses Greiz war die Übergabe des Reliefs „Tierhäuschen“ nach erfolgter Restaurierung. Nachdem das Werk Mitte der 1970er Jahre vom damaligen Chefarzt MR Dr. med. Joachim Buhr in Auftrag gegeben wurde, erfolgte die feierliche Weihe im Jahr 1977. Dann schmückte es fast 30 Jahre den Eingangsbereich der Station K im Kinderkrankenhaus in der Irchwitzer Straße. Mit dem Umzug der Kinderklinik in die Wichmannstraße 12 verblieb das Relief in den alten Räumlichkeiten. Dank des Engagements der jetzigen Hausbesitzer, Peter und Martina Högger, konnte es im Jahr 2014 an die Kinderklinik der Kreiskrankenhaus Greiz GmbH zurückgegeben werden. „Ich freue mich so sehr, dass das Werk wieder dorthin kommt und bin so froh, dass sich Chefarzt Dr. med. Ulf Meyer darum gekümmert hat. Wir hätten es sonst auch nicht weggegeben, sondern für dieses Haus restaurieren lassen“, so Martina Högger zur Übergabe. Das Relief befand sich beim Fund im Keller in einem desolaten Zustand und musste aufwändig restauriert werden. Dies übernahm der Bildhauer und Maler Peter Rehr aus Scheibenberg / Erzgebirge der die Schäden am Relief und den aufgesetzten Glasteilen beseitigen konnte. „Der Elektro Firma Klaus aus Greiz gilt besonderer Dank für die kostenlose Montage der Hintergrundbeleuchtung“, bedankte sich Chefarzt Dr. Meyer. „Mit dem heutigen Tag wird das Relief seinen neuen, festen Platz in der Kinderklinik haben und den von der Künstlerin gewünschten Zwecke wieder erfüllen: den kranken kleinen und großen Kindern der Klinik Freude zu bereiten. Sie sollen sehen, fühlen, aber auch staunen und träumen können“, würdigte Dr. med. Ulf Meyer in seinen Worten. „Ich kann mich noch gut erinnern, als Mutti dieses Werk schuf“, fügte Silke-Viola Weißker hinzu. Damals habe die Mutter sämtliche Kinderbücher der Enkel eingesammelt, um die Abbildungen der Tier zu studieren. „Mit Tieren sind wir aufgewachsen“, sagte Frau Weißker und betonte, dass sie zu Liebe und Achtung vor diesen Lebewesen erzogen wurde. Begeistert zeigte sich die in Kromsdorf bei Weimar Lebende, dass sogar der Langhaardackel ihres Sohnes Alexander auf dem Relief wiederzufinden ist. Die Märchen habe die Mutter dazu im Kopf skizziert. Dass Elly-Viola Nahmmacher eine „ganz bedeutende Frau“ war, unterstrich MR Dr. med. Buhr. Oft hätten sie zusammen gesessen und im Vorfeld der Schaffung dieses Kunstwerkes viel darüber gesprochen. Auch Winfried Arenhövel, der sich dem Nachlass der bedeutenden Künstlerin verschrieben und etwa 3000 ihrer Werke katalogisiert hat, freute sich, dass dieses bedeutende Werk nun einen festen, werten Platz erhielt.
Im Mai 2013 hatte Silke-Viola Weißker eine wertvolle Sammlung mit Werken ihrer Mutter – 66 Skulpturen, 45 Aquarellen und Zeichnungen – an die Stadt Greiz übergeben. Nun hofft Frau Weißker, dass diese Werke in den Museen der Stadt Greiz einen würdigen Raum finden und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden: „Jeder Tag, an dem dies nicht geschieht, ist ein verlorener Tag.“

Info: Frau Elly-Viola Nahmmacher (1913-2000) kam am 27. Mai 1913 in Gera-Untermhaus zur Welt und arbeitete nach Schulende zunächst in einer Buchhandlung in Greiz. In den 1930-er Jahren absolvierte sie eine Ausbildung zur Bildhauerin, beschäftigte sich später auch mit dem Malen. Nach Stationen u.a. in Mainz, Freiburg, Chemnitz und Berlin wirkte sie ab Kriegsende als freischaffende Künstlerin in Greiz, das für ihr weiteres Leben der Mittelpunkt ihres Schaffens bleiben sollte. Ab 1950 widmete sie sich vorrangig christlichen Themen, so entstanden viele Werke für Kirchen, die heute noch einen Großteil ihres Nachlasses ausmachen (etwa 5000 Arbeiten). In den 1970-ern stellte sie auch in westlichen Ländern und den USA aus. Durch ihre Freundschaft zu dem bekannten Greizer Schriftsteller Reiner Kunze geriet sie schnell ins Visier der Stasi und wurde 1975 aus dem Verband Bildender Künstler der DDR ausgeschlossen.
In den folgenden Jahren wurde sie bei allen Arbeiten und bei jeglichen öffentlichen Auftritten massiv behindert. 1993 zog sie zu ihrer Tochter Silke-Viola Weißker nach Kromsdorf bei Weimar, wo sie bis zu ihrem Tod am 5. Mai 2000 lebte. Auf ihren Wunsch wurde sie auf dem Neuen Greizer Friedhof bestattet. Sie ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und der Bürgermedaille der Stadt Greiz, seit 2004 trägt auch eine Straße in Greiz ihren Namen.

Antje-Gesine Marsch @04.06.2015