Nel stellt im Greizer Sommerpalais Karikaturen ausDer rumänische Künstler Nel zeigt im Greizer Sommerpalais die Ausstellung "Ãœber allen Zipfeln ist Ruh"

Nel stellt im Greizer Sommerpalais Karikaturen aus

GREIZ. In der Nacht vom 6. zum 7. September 1780 verfasste Johann Wolfgang von Goethe das Gedicht „Über allen Gipfeln ist Ruh“ und schrieb es auf die Wand des Bretterhäuschens auf dem Kickelhahn bei Ilmenau. Ein Plagiat!, wie Thomas T. Müller behauptet, der am Sonnabendvormittag die Laudatio zur Ausstellung des Künstlers Ioan Cozacu besser bekannt als NEL im Gartensaal des Sommerpalais hielt.

In Wirklichkeit hieße es Über allen Zipfeln ist Ruh“, was wiederum demonstriere, wie tief NEL sich in das Gedankengut von Schrebergärtners Stolz hinein gegraben habe. Die Gefahr, die von einer kleingeistig-hohlen Terrakotta-Armee ausgehe, sei nicht zu unterschätzen. Leider habe man dem Künstler durch die DDR-Misswirtschaft und in Ermanglung von Farben die rote und blaue Periode unterschlagen. Nach der politischen Wende und dem Einführen von Hartz IV habe NEL herausgefunden, dass man durchaus davon leben könne allerdings nur als Anwalt, der gegen die Bescheide klagt. NELs Karikaturen sind ihren Platz in den Zeitungen wert und würden sich positiv von den fotografischen Massenaufnahmen abheben, auf denen stecknadelgroße Köpfe die Menschen, die sich entdeckten, zum Kauf der Zeitung anregen, wie Müller einen Seitenhieb auf die heutige Pressestrategie gab.

NEL sei kein Revoluzzer, sondern er dokumentiere die Revolution scharf und trotzdem respektvoll. Der Kosake aus Klausenburg habe stets den Finger in der Wunde, ganz gleich, ob er den Benzinpreisausrufer eine völlig neue Berufsgruppe zu Papier bringe, der durch die Straßen zieht und schreit Hört ihr Leut“ und lasst euch sagen, die Multis haben wieder zugeschlagen oder den verstörten Kirchbesucher, der durch sein Navigationssystem irrtümlicherweise in ein Gotteshaus geleitet wurde. Was die frühen Graffitis von Goethe an die Jagdhüttenwand seien die Zeichnungen Nels an den neuen Stellwänden des Gartensaals hängend.

Nel selber zeigte sich überrascht, wie viele Gäste der Einladung zur Vernissage gefolgt waren. Nach wie vor zeigt sich der im Jahr 1953 in Rumänien Geborene davon überzeugt, dass die Karikatur auch weiterhin in der Presselandschaft wirken wird. Zwar hätten seine Blätter einen ganz anderen Charakter, weil er mehr am Computer als mit Papier arbeite, doch sei deren Wichtigkeit nicht wegzureden.
Bereits zu Beginn der Vernissage hatte die Direktorin des Sommerpalais, Eva-Maria von Mariassy darauf hingewiesen, dass in Erwartung des großen Fußballmatchs am Abend fast 14 Mio. Deutsche jährlich ein Ticket für ein Fußballspiel erwerben, achtmal mehr aber, nämlich 109 Mio. eine Eintrittskarte fürs Museum: Die Mehrheit kann nicht irren. Immerhin waren zur Ausstellungseröffnung 85 Karikaturenfreunde anwesend, die sich die 195 Arbeiten von Nel beschauten.

Die Veranstaltung wurde vom Duo Take Too musikalisch untermalt. Jürgen Adlung (Piano) und Bernd Fränzel (Saxophon) brachten mit ihren Swingtiteln richtig Schwung in den Vormittag.

Antje-Gesine Marsch @25.05.2013