Adam Sobieraj

Adam Sobieraj
Zsombor Gulyas (rot) hält selbst beim Angriff auf Adam Sobieraj respektvollen Abstand.
GREIZ. Mit vier Siegen in Folge haben die Greizer Zweitbundesligaringer einen fantastischen Saisonstart hingelegt. Die Tabelle nimmt nach vier Runden langsam konkrete Formen an. Doch von den nackten Zahlen sollte man sich nicht täuschen lassen, die Ausgeglichenheit der Mannschaften ist so groß wie seit Jahren nicht mehr. Jeder kann jeden schlagen. Oftmals entscheiden Kleinigkeiten über den Kampfausgang. Ausfälle auch nur eines Ringers aus der Stammformation sind kaum zu kompensieren. Unter diesen Umständen ist es das große Plus für den RSV Rotation Greiz, über einen großen Kader zu verfügen. Bei Ausfällen konnte bisher immer adäquater Ersatz gefunden werden.
Die Greizer Anhänger, die zum Kampf nach Werdau gepilgert waren, kamen durch zehn interessante Kämpfe voll auf ihre Kosten. Der Sprecher der Werdauer Bernd Schröder, ein ehemaliger Turner aus Greiz, begrüßte die Greizer Fans auf das herzlichste und interviewte Trainer Tino Hempel. Nach dem Kampf wurden die Sportler mit den besten Leistungen auf beiden Seiten mit einem Geschenk geehrt. Bei Greiz entschieden sich die Werdauer Verantwortlichen für Vladimir Codreanu, bei ihrem Verein sahen sie den sehr stark verbesserten Nachwuchssportler William Stier vorn. Der ausgezeichnete 30-jährige Schiedsrichter Nikolai Schum aus Münster in Hessen, hatte keine Probleme mit beiden Mannschaften. Sportlern, Funktionäre und Zuschauer gingen sehr fair miteinander um. Letzteres scheint,von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, in der Staffel zur Regel zu werden. Ein Zuschauer meinte aber bezüglich des Kampfes in der 84 kg-Klasse des freien Stils: Von dem Kampf bin ich enttäuscht! Dem ist nur zu zustimmen. Von der Papierform her war es der Spitzenkampf. Greiz bot den langjährigen polnischen Auswahlringer Adam Sobieraj auf, der in der Olympiaqualifikation London knapp verpasste, für Werdau startete Zsombor Gulyas, der gerade dem Juniorenalter entwachsene Sohn des langjährigen ungarischen Nationaltrainers. Chancengleichheit auch beim Gewicht, beide starten normalerweise im 74 kg-Limit, trafen sich aber hier jeweils 76 kg wiegend in der 84 kg-Klasse. Doch wer Weltklasse Freistilringen erwartet hatte, wurde enttäuscht. Die Taktik bestimmte den Kampfverlauf. Beim Kinderringen gewinnt meist der, der zuerst angreift. Bei den Männern und vor allem dort, wo das Niveau am höchsten ist, besteht bei Attacken immer die Gefahr des Konterns. Folglich halten sich taktisch klug eingestellte, erfahrene Ringer mit Angriffen zurück. Ringkampfnostalgiker schwärmen noch heute von den Regeln Anfang der 80-er Jahre, als die Referees jede Passivität streng ahndeten. In dieser Zeit gab es aber nicht zu leugnende Probleme bei internationalen Meisterschaften. Einige Kampfrichter fällten nicht nachvollziehbare Entscheidungen, was selbst von Mitgliedern der höchsten Kreise des internationalen Verbandes zugegeben wurde. Man wusste sich nicht anders zu helfen, als dass die Bestrafung wegen passiver Kampfesweise so limitiert wurde, dass die diesbezügliche Disqualifikation praktisch abgeschafft wurde. Die Ringer stellten sich sehr schnell auf die neuen Umstände ein. Da speziell im griechisch-römischen Ringkampf noch einige nicht nachvollziehbare änderungen eingeführt wurden, verlor das Ringen immer mehr an Attraktivität. Auch das waren Gründe für den drohenden Olympiaausschluss. Nach London versucht man es mit neuem Regelwerk, das jetzt auch bei den Mannschaftskämpfen in Deutschland angewandt wird. Im 84 kg-Kampf in Werdau war davon leider wenig zu sehen. Der laut Bundestrainer Sven Thiele immer sehr clever ringende Greizer Sobieraj dominierte den Kampf ohne etwas zu riskieren. Der Werdauer ging selbst bei zwei 30 Sekunden-Strafen auf Sicherheit. Zwar bewegten sich beide schnell, doch mehr als Scheinangriffe kamen nicht heraus. Der Greizer führte und musste nicht mehr tun, der Werdauer hatte wohl zu viel Respekt. Erst als es 0:2 stand, 15 Sekunden vor Schluss (!) kam der erste (Bein)angriff des Ungarn. Dass sein Respekt vor Sobieraj nicht unbegründet war, zeigte die Tatsache, dass ihm wahrscheinlich nur der Schlussgong vor einer Schulterniederlage rettete. Den Zuschauern entging allerdings durch diesen Kampfverlauf ein ringerischer Leckerbissen. Ein härteres Durchgreifen des Kampfrichters hätte sicher Abhilfe geschafft.
Erhard Schmelzer @08.10.2013
Bilder vom Kampf in Werdau

Von Erhard Schmelzer

Der Mohlsdorfer Erhard Schmelzer ist nicht nur ein engagierter Trainer im Jugendbereich des RSV Rotation Greiz - er zeichnet sich auch durch interessante Berichterstattungen im sportlichen Bereich aus. Ebenso ist er als Vorsitzender des Vereins Reußische Fürstenstraße tätig. Mehr zu Erhard Schmelzer