Fürstliche Schloss und Residenzstadt Greiz 2016Haupteingang zum Kreiskrankenhaus Greiz. Aufnahme von Ende April 2016.

Adhoc-Maßnahmen zeigen erste Erfolge

„Der Landkreis Greiz steht zu seinem Krankenhaus und unternimmt alles, um sowohl die Muttergesellschaft Kreiskrankenhaus Greiz GmbH als auch deren Tochterunternehmen Kreiskrankenhaus Schleiz GmbH und Medizinisches Versorgungszentrum der Kreiskrankenhaus Greiz GmbH – Poliklinik Greiz GmbH zukunftsfähig umzugestalten. Und wir sind auf einem guten Weg“, ist Landrätin Martina Schweinsburg überzeugt.
Bei all den Turbulenzen, die die Häuser in Greiz und Schleiz in den vergangenen Wochen und Monaten durchstehen mussten, habe eines nie infrage gestanden: Die umfassende, professionelle medizinische Betreuung der Patienten, so die Landrätin weiter.
Gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Kreiskrankenhaus Greiz GmbH und deren Tochterunternehmen, Ralf Delker, präsentierte Martina Schweinsburg heute (8. April) erste Ergebnisse und Planziele für die medizinischen Einrichtungen.

Rückblende: Im Spätsommer des vergangenen Jahres wurde deutlich, dass die Kreiskrankenhaus Greiz GmbH und die Kreiskrankenhaus Schleiz GmbH in finanzielle Schieflage geraten waren.
Die Ursachen dafür sind vielfältig. Das ist zum einen grundlegende Veränderungen in der Finanzierung der Krankenhäuser durch die Krankenkassen nach der Einführung der so genannten Fallpauschalen (vorher Abrechnung nach Bettenzahlen) sowie überbordende Bürokratie und Qualitätsvorgaben, wie etwa die nur in Thüringen geltende Vorschrift, dass pro Klinik (Abteilung) 5,5 Ärzte und davon drei Fachärzte zu beschäftigen sind. Die Greizer Landrätin wie auch der Thüringische Landkreistag hatten bereits im Juni 2016 in ihren Stellungnahmen zur Thüringer Verordnung über Qualitäts- und Strukturanforderungen nach dem Thüringer Krankenhausgesetz ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die in dieser Verordnung fest geschriebenen Qualitätsvorgaben weit über die personell in Thüringen verfügbaren Ressourcen und auch weit über die durch die Krankenkassen sichergestellte Finanzierung hinausgehen und damit für kleine und mittlere kommunale Krankenhäuser existenzgefährdend sind. 2019 wurde dies für die Krankenhäuser in Greiz und Schleiz bittere Realität.

Mit dem Amtsantritt von Ralf Delker zum 1. Dezember 2019 begann die Sanierung der finanziell angeschlagenen Häuser. Der Kassensturz ergab, dass umgehend Maßnahmen zur Stabilisierung der Liquidität eingeleitet werden mussten, die mittlerweile auch erste Erfolge zeigen. Hauptaugenmerk liegt jetzt darauf, ein neues Zukunftskonzept für die Standorte in Greiz und Schleiz zu finden, mit dem Ziel, eine interdisziplinäre, sektorenübergreifende Gesundheits- und Notfallversorgung weiter zu entwickeln.
Greiz soll auch in Zukunft ein regional etabliertes Krankenhaus mit breitem medizinischem Leistungsangebot bleiben, an deren effizienter Zentrumsstruktur mit interdisziplinärer wirtschaftlicher Organisation gegenwärtig gearbeitet wird. Insbesondere in der Verbesserung der interdisziplinären Zusammenarbeit sieht die Geschäftsführung ein großes Potenzial, aber auch die Einführung eines professionellen Bettenmanagements. Die Reduzierung der Gastarztkosten durch die Einstellung fest angestellter Mediziner, die Ausgliederung der Radiologie oder die Kostensenkung in der Medizintechnik durch Restrukturierung und Optimierung sind Maßnahmen, die gegenwärtig konkretisiert und umgesetzt werden.

Im Krankenhaus in Schleiz werden Chirurgie, Internistik und Notfallmedizin weitergeführt, allerdings mit einer dem tatsächlichen Patientenaufkommen angepassten Bettenzahl. Zukünftig soll dem demografischen Wandel entsprechend zusätzlich der Schwerpunkt auf Altersmedizin, Palliativ- und Alternativmedizin gelegt werden mit ergänzenden Pflegeangeboten. Aktuell ist man auf der Suche nach Partnern, mit denen dieses Konzept umgesetzt werden kann.

Die für Patienten sicht- und spürbarste Veränderung wird es mit der Neuausrichtung des Medizinischen Versorgungszentrums im Stadtzentrum von Greiz mit geplanten fünf Arztpraxen sowie der Poliklinik direkt im alten Haupthaus des Greizer Krankenhauses mit ebenfalls fünf Praxen geben.
Ende April wird die Geschäftsführung das fertige Sanierungskonzept den Aufsichtsräten der Gesellschaften sowie den Banken präsentieren und weitere Maßnahmen zur Sicherung der Liquidität vorstellen. Denn: „Wir sind noch lange nicht durch, aber auf einem guten Weg“, so Martina Schweinsburg.