Neuer Reußischer Sängerkreis: Deckel des Buches wurde geschlossenUlrich Zschegner begrüßt die Gäste in der Stadtkirche St. Marien.

Festkonzert des Vereins Neuer Reußischer Sängerkreis am Samstag sollte das letzte in seiner Geschichte sein

GREIZ. Beim Festkonzert des Neuen Reußischen Sängerkreises, das am Samstagabend in der Stadtkirche St. Marien stattfand, schloss sich ein Kreis, der vor sechzig Jahren mit dem 1. Kreissängertreffen begann, sich mit der Gründung des Neuen Reußischen Sängerkreises vor 25 Jahren fortsetzte und nunmehr seine Vollendung findet. “Mir blutet das Herz, dass ausgerechnet ich den Deckel des Buches zuschlagen muss, das mein Vater Fritz einst öffnete”, sagte der Vorstandsvorsitzende, Ulrich Zschegner, in bewegenden Worten.
Organisierten sich vor sechs Jahrzehnten noch 1500 Sänger in 38 Chören, waren es zur Übernahme des Vorsitzes von Zschegner vor 23 Jahren 13 Chöre mit 450 Aktiven. “Heute vereinen sich noch acht Chorgemeinschaften im Sängerkreis; nicht alle sind mehr singfähig”, bedauert der Vorsitzende von Herzen.
Mit Freude erinnerte er an die großen Auftritte des Neuen Reußischen Sängerkreises, beispielsweise an das achtstündige Non-Stopp-Programm im Jahr 2009 oder an die insgesamt 76 “großen Konzerte”, unter anderem mit der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach.
Der starken Dezimierung respektive Auflösung der Chöre – die übrigens landesweit imTrend ist – müsse man “betrübt Rechnung tragen”.
“Wir müssen dazu stehen, auch wenn es weh tut”, bat Zschegner alle Choristen.
Jüngstes Beispiel trauriger Wahrheit sei der unerwartete Tod des Chorleiters der Singgemeinschaft Gommla/Irchwitz, Ulrich Jung: “Noch wissen wir nicht, wie es mit dem Chor weitergeht”, konstatiert Ulrich Zschegner.
Obwohl er sich stets als “Optimist und Motivator” sah, müsse er einsehen, dass nach 25 Jahren Schluss ist. Er bedankte sich sehr emotional bei allen Sängern des Neuen Reußischen Sängerkreises, die eines eint: Treue, Engagement und die große Liebe zum Chorgesang.
“Haltet durch, solange es geht”, gab er den Choristen mit auf den weiteren Weg. Ein Sportler beende die Laufbahn auf dem Höhepunkt seiner Leistungen – der Zenit der Sänger war “schon lange überschritten”. Doch sei es der “richtige Zeitpunkt und unabwendbar”, dieses Ende erhobenen Hauptes und in Würde zu bestreiten.

Ulrich Zschegner wünschte den Chören, dass sie fortan in “kleinen feinen Konzerten” ihr treues Publikum begeistern – wenn auch nicht mehr unter der Regie des Neuen Reußischen Sängerkreises.
Der Vorstand bedankte sich vor allem bei den Chorleitern, die “wahrlich rar gesät” sind.
Gemeinsam mit seiner Stellvertreterin, Sabine Dietzsch, sowie dem Vorsitzenden des Kulturauschusses im Greizer Stadtrat, MdL Christian Tischner (CDU) und dem Ehrenmitglied des Vereins, Eva-Maria Großwig nahm Ulrich Zschegner zahlreiche Ehrungen vor. Für langjährige, verdienstvolle Chorarbeit wurden folgende Sängerinnen und Sänger geehrt: Wolfgang Schmidt, Hans Frigo, Werner Krause, Monika Zipfel, Marlies Jugel, Brigitte Weber, Irene Burkhardt, Hans Müller, Erhard Zöhke, Wolfgang Schneider, Udo Brandt, Helmut Würker, Gerd Fleischer, Gerhard Geyer, Bernd Lange, Karl-Heinz Arzt, Dr. Michael Sturm, Klaus Jung, Jürgen Ott, Ullrich Oefler, Hans Steudel sowie die langjährigen Chorleiter Andreas Held, Markus Dietzsch und Helmut Colditz. Natürlich wurde auch Ulrich Zschegner, der langjährige Chorsänger und Vereinschef mit herzlichen Worten, großem Dank und einem Blumengruß geehrt.

Im letzten Festkonzert des Neuen Reußischen Sängerkreises wuchsen die Choristen noch einmal über sich selbst hinaus. Titel, wie “Der Jäger Abschied”, Lieder, die Quellen der Freude”, “Das Dörfchen”, oder abschließend der berühmte Gefangenenchor aus “Nabucco” , den alle Chöre gemeinsam interpretierten, berührten die Gäste, die sich mit herzlichem Applaus von “ihren” Sängern – zumindest in dieser einmaligen Konstellation – verabschiedeten.

Antje-Gesine Marsch @26.09.2016