Herrmannsgrüner StraßeHerrmannsgrüner Straße

Jüngst berichtete der Autor für den Vogtlandspiegel, dass nach dem Abriss des Kulturhauses Pohlitz (nebst Turnhalle) in der Herrmannsgrüner Straße seitens des betreibenden GeWoG-Geschäftsführers Frank Böttger und des Aufsichtsratsvorsitzenden BM Alexander Schulze zunächst die Ausrede „Wir bauen dort ein Pflegeheim“ herhalten musste. Die GeWOG sollte bauen und die stadteigene GSP gGmbH anschließend das Objekt mieten. Nach dem Abriss des Kulturhauses war davon plötzlich keine Rede mehr. Der Facebook- Buschfunk berichtete (offenbar aus verlässlichen Quellen), dass dieses Vorhaben wegen exorbitanter Baukosten aufgegeben wurde. Vogtlandspiegel hatte lediglich die Sinnhaftigkeit eines Abrisses hinterfragt, ob man sich nicht vorher über Folgekosten klar war.
Das Ergebnis dieses ersten Artikels: Ein Shitstorm erster Güte. Dem Vogtlandspiegel wurde vorgeworfen, Gerüchte zu verbreiten und nicht recherchiert zu haben. Man warf dem Medium bzw. Autor vor, man hätte „bei der OTZ oder dem Bürgermeister nachfragen können“. Vogtlandspiegel als Mitbewerber im medialen Geschäft ist der OTZ seit jeher ein Dorn im Auge. Die hätte ganz sicher keine Auskunft erteilt. Das ist auch nicht ihre Aufgabe. Der Bürgermeister beantwortet nicht mal Anfragen von Stadträten zeitnah. Nach mehreren Tagen dröhnender Stille reagierte Bürgermeister Alexander Schulze auf eine Anfrage der OTZ. In ihrem Artikel vom 14.4.2021 kommt OTZ-Redakteurin Katja Grieser zum Ergebnis: Wegen explodierender Baukosten und fehlender Fördermittel wird es kein neues Pflegeheim am Standort des alten Kulturhauses geben. Also zum exakt gleichen Ergebnis wie wir. Das wusste man beim Gesellschafter Stadt Greiz nicht vorher? Die Shitstorm-Treiber sind nach diesem Artikel bei Facebook plötzlich alle in der Versenkung verschwunden.
Zugleich berichtet die OTZ, dass die GSP nun das Pflegeheim „Anna Seghers“ sanieren will. Das ist löblich und den Bewohnern zu wünschen. Die GeWoG GmbH dagegen will an einem Neubau in der Herrmannsgrüner Straße festhalten und dort ein barrierefreies Wohnhaus errichten. Unstreitig gibt es angesichts der Alterspyramide von Greiz auch dafür Bedarf. Die folgenden Fragen sollte sich der geneigte Leser stellen. Erstens: Wieso sollen die Baukosten für dieses Gebäude plötzlich geringer sein – außer man baut mit Lego-Steinen? Vor allem aber zweitens: Wieso will nun plötzlich die stadteigene GmbH barrierefreien Wohnraum schaffen? Wo doch die Stadtplanung gerade jeden nur denkbar möglichen Kieselstein in den Weg wirft, um dem Mitbewerber Wohnungsgenossenschaft „Textil“ deren gleiches Bauvorhaben in der Goethestraße zu torpedieren? Die WG Textil plant seit Monaten (nach Abriss bisheriger Wohnungen in der Goethestraße), dort einen Neubau zu errichten. Geplant sind dort – jetzt kommt´s – barrierefreien Wohnungen sowie eine integrierte Begegnungsstätte der „Volkssolidarität“. Statt Unterstützung aus dem Rathaus gibt es dort Blockadehaltung. Nun kommt die stadteigene Wohnungsgesellschaft mit der exakt gleichen Idee um´s Eck. Will man Wettbewerber behindern, um der eigenen GmbH einen Standort- und Wettbewerbsvorteil zu verschaffen? Daher Drittens: Wer wird wohl den GeWoG- Neubau errichten, so er dann kommt? Die gleichen Handwerker wie sonst? Hier sollte die Greizer Handwerkerschaft mal munter werden und sich der Stadträte bedienen, damit diese auf Ausschreibung und Vergabe ein waches Auge werfen.
Fazit: Der gesamte Vorgang wirft ein fades Licht auf die Verbindungen zwischen Rathausspitze und stadteigenen Gesellschaften. Man darf und muss ob solcher Entscheidungen auch fragen: Mit welcher „Weitsicht“ gehen Bürgermeister und Geschäftsführer an Abriss- bzw. Neubaumaßnahmen heran? Wo sind eigentlich die Stadt- und Aufsichtsräte, die dies einmal kritisch hinterfragen? Wer ist dafür verantwortlich, dass die Baukosten nicht vorher durchgeprüft wurden? Oder steckt hier – getreu dem Motto „follow the money“ (CDU-Maskenskandal lässt grüßen) – sogar noch mehr dahinter? Fragen über Fragen. Aber der Bürgermeister ist der Meinung, es gibt derzeit keine Probleme. Und deshalb gibt es auch keine Stadtratssitzungen. Und wenn es mal eine zufällig gibt, schottet man sich ab und verhindert die öffentliche Übertragung in Pandemiezeiten. „Gemeinsam für Greiz“ und Transparenz gehen anders.

René Kramer

Von René Kramer

Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt (Chinesisches Stichwort)