Musik und Lyrisches – dargeboten von Regine Horlbeck und ihren MusikschülernPoesie im Frühling: Laura Müller, Querflöte (l.) und Julia Müller (Bodhran)

Musik und Lyrisches – dargeboten von Regine Horlbeck und ihren Musikschülern

GREIZ. Ein Büchlein, das mit Sprüchen, allgemeinen Lebensweisheiten und Gedichten versehen ist, nennt man Poesiealbum. Wohl jeder besaß in seiner Kindheit so ein Album, in das Freunde, Klassenkameraden, oder Paten in Schönschrift einschrieben. Die Posesiealbenwelt der letzten einhundert Jahre studierte die Elsterberger Musikpädagogin Regine Horlbeck- das älteste der 35 ihr zur Verfügung gestellten Alben stammte aus dem Jahr 1903, das jüngste aus dem Jahr 2010. Dabei stellte sie fest, dass sich manche Sprüche viele Jahre hindurch wie ein roter Faden durch die Poesiealben ziehen; andere zeigen sich von den Zeichen der Zeit beeinflusst, etwa „Lernen, lernen, nochmals lernen“ von Lenin. Auch Dichterfürst Goethes Weisheiten fanden Einzug in die Poesiealben, z.B. „Wer mit dem Leben spielt, kommt nie zurecht; wer sich nicht selbst befiehlt, bleibt immer Knecht. “ Regine Horlbeck, die „Zeitloses“, Texte zu „Arbeit, Zeit und Pflichten“ oder „Poetische Kostbarkeiten“ vortrug, erntete nicht nur manches Kopfnicken der zahlreichen Gäste, die am Sonntagnachmittag in den Weißen Saal des Unteren Schlosses gekommen waren, sondern auch Schmunzeln oder sogar herzhaftes Lachen über die Stilblüten deutscher Alltagslyrik.

Auf ihre Frage, welches Wort wohl das am häufigsten verwendete sei, kamen aus dem Publikum die unterschiedlichsten Blumenvorschläge, wie „Rose“, Veilchen“ oder „Vergissmeinnicht“. Eine Besucherin wagte, das Wort „Liebe“ auszusprechen; auch „Glück“ war im Gespräch. Regine Horlbeck verlas daraufhin die „Hitparade“ der beliebtesten Poesie-Worte: Platz 10 belegte „Wahrheit“, es folgen „Gut“, „Welt“, „Liebe“ (immerhin Platz 7), „Pflicht“, „Glück“, „Herz“, „Gott“, „Mensch“ und auf Platz 1 das Wort „Leben“. Die Schlussfolgerung der Elsterberger Musikerin lautete, dass Poesiealben eben „lebensbejahende Bücher“ seien.

Nicht nur Poesie in jeglichen Variationen wurde an diesem Sonntag geboten. Regine Horlbeck brachte die Musikschüler Johannes Reuther (C-Flöte), Laura Müller (Querflöte), Sophie Schmidt (Querflöte), Nikola Beiler (F-Flöte), Sarah Reichardt (Gitarre/Bodhran), Julia Müller (Gitarre/Bodhran), Lena Kautsch (Gitarre) und Tien Nguyen Thanh (Gitarre) mit, die die Poesie mit Melodien untermalten. Eine besondere Idee hatte Regine Horlbeck außerdem: einige der Poesie-Sprüche ließ sie in die Sprachen Englisch (vorgetragen von Nikola Beiler), Französisch (Sophie Schmidt), Russisch (Julia Müller), Latein (Lena Kautsch) und Spanisch (Sarah Reichardt) übersetzen. Die Schülerinnen lasen die Texte, nachdem man sie zuvor in Deutsch gehört hatte, in perfekter Phonetik. Dazu interpretierten die sechs Mädchen und zwei Jungen solistisch, im Duett oder Trio Stücke wie „St. Patrick“, ein irisches Volkslied, den „Happy Rag – Ragtime“ oder den „Cancan“ von Jacques Offenbach.

Mit herzlichem Applaus bedankten sich die Zuhörer für die vergnügliche Stunde. Und: liebe Regine, auch wenn Du selbst (leider) kein eigenes Poesiealbum besessen hast – Deine Zusammenstellung dieser literarischen Köstlichkeiten verlangt unbedingt nach einer Fortsetzung.

Antje-Gesine Marsch @20.04.2014