Film „Tatort: Freiheit“: Jugendliche jagen GangsterpärchenSzene aus dem Film „Tatort: Freiheit“: Jugendliche jagen ein Gangsterpärchen

XXVII. Greizer Theaterherbst: Erster Greiz-Tatort feiert Premiere im Kino „UT99“

 Greiz. Köln, Berlin und München hat seinen, auch Weimar kann einen vorweisen – und nun hat auch Greiz seinen ersten, eigenen Tatort. Unter dem Titel „Tatort: Freiheit“ feierte der 75-minütige Krimi am Mittwoch im Greizer Kino „UT99“ seine umjubelte Premiere. Entstanden ist der Streifen in der von dem Berliner Filmeditor und Videokünstler Kai Wido Meyer und der Berliner Puppen- und Schauspielerin Franziska Dittrich geleiteten Filmwerkstatt für Jugendliche des 27. Greizer Theaterherbstes.
Gut, der rote Teppich fehlte zur Premiere ebenso wie das Blitzlichtgewitter. Aber schließlich zählt weder Glamour noch Glitzer, sondern das Ergebnis. Und das ist in diesem Fall beachtlich, spannend und fesselnd vom Vor- bis zum Abspann. Der auf den Ideen und Improvisationen der Mitwirkenden beruhende Film besitzt alles, was ein guter Krimi braucht: eine Leiche und einen Entführungsfall, Actionszenen, düstere Geheimnisse sowie mit Cleverness, Mut und Kombinationsgabe gesegnete Ermittler.
Auslöser für den vertrackten Fall ist der vermeintliche Suizid einer Jugendlichen. Emily, so hieß das Mädchen, hat sich vom Turm des Oberen Schlosses in Greiz in den Tod gestürzt. Ihre Clique, mit der das Opfer in den Sommerferien zusammen eigentlich einen Krimi drehen wollte, glaubt jedoch nicht an einen Selbstmord. Hat Emily etwas herausgefunden, was sie nicht wissen durfte? Die Jugendlichen beginnen mit eigenen Nachforschungen – und bringen sich selbst in Gefahr. Auf einem Foto entdecken sie schließlich das Pärchen, das als Projektleiter den Krimi mit der Clique dreht. Suspekt waren die beiden den Jugendlichen von Anfang an, haben sie doch nach Greizer Geheimnissen, den alten Stollen, die zur Sparkasse führen, und anderem seltsamen Dingen gefragt. Als ein weiteres Mädchen verschwindet, heißt es handeln. Die Jugendlichen durchsuchen die Unterkunft der Projektleiter und finden einen Plan, der Hinweise gibt, dass das Pärchen über die verborgenen Stollen zur Sparkasse Greiz vordringen und dort die Tresore knacken will. Mutig nehmen die jungen Leute die Verfolgung auf, wagen sich in die düsteren, unterirdischen Gänge. Es gelingt ihnen, sowohl die Bankräuber in einem Tresorraum dingfest zu machen, als auch wenig später die von den Gangstern entführte und hypnotisierte Freundin zu retten. Doch: Die Projektleiter haben einen Komplizin, der sie einen Goldbarren aus der Falle, in der sie sitzen, herausreichen. Pech ist für die beiden, dass die Komplizin sich mit der Baute davonstiehlt, ohne die beiden zu befreien.
Die jungen Darsteller – Laura Adler, Alina Dillner, Johanna Löffler, Kyra Popp, Elias Reinhold, Josi Schmidt, Sina Schubert, Kai Stolpmann – füllen mit Ausdruck, Authentizität und Hingabe ihre Rollen und Figuren aus. Nichts wirkt gekünstelt oder affektiert. Damit ziehen die Spieler den Zuschauer ebenso in ihren Bann, wie der stets von passender Musik untermalte Film an sich. Schnelle Schnitte und actionreiche Szenen wechseln gekonnt, mit ruhigen, langen, häufig die Spannung zusätzlich steigernden Bildern und Zwischenschnitten. Die bewusst unruhige Kameraführung in manchen Sequenzen erzeugt für die Zuschauer wie bei dem berühmten „Blair-Wich-Project“ eine beklemmende Nähe und extreme Eindringlichkeit. Und dass der Krimi nicht ausschließlich bierernst daherkommt, macht ihn aus einer weiteren Sicht liebenswert. So sorgt zum Beispiel eine Türklappszene in der Unterkunft des Gangsterpärchens ebenso für Lacher wie manche Dialoge.
Mit „Tatort: Freiheit“ ist den Jugendlichen der Filmwerkstatt gemeinsam mit den Werkstattleitern, Kai Wido Meyer, der Kamera und Schnitt übernommen hat, und Franziska Dittrich, die für den Ton verantwortlich zeichnete, ein kleines Meisterwerk gelungen, das dem Krimigenre alle Ehre macht und auf jeden Fall weitere Vorführungen verdient. Möglich wurde der Film übrigens dank der Förderung von „Tafel macht Kultur“ und „Kultur macht Stark. Bündnisse für Bildung – Bundesministerium für Bildung und Forschung“ sowie der Unterstützung des Werkstattpaten, MdB Volkmar Vogel (CDU), der auch Gast der Premiere und voll des Lobes über den Film war.

Weitere Informationen: www.theaterherbst.de

Karsten Schaarschmidt

Von Leserpost