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Prof. Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident a.D., Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung bei Prominente im Gespräch

Prof. Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident a.D., Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung bei Prominente im Gespräch

Prof. Dr. Bernhard Vogel (l.) und Harald Seidel

Thüringen – Land mit Profil
Prof. Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident a.D., Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung sprach im Greizer „Bücherwurm“ über die Kulturlandschaft Thüringen

GREIZ. Bereits vier Mal weilte Prof. Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident a.D. und Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung in Greiz, wie Harald Seidel in seinen Grußworten bestätigte. Am Freitagabend referierte der Politiker im „Bücherwurm“ über die Kulturlandschaft in Thüringen. 1994 ins Amt gewählt, währte die Amtszeit von Bernhard Vogel (CDU)in Thüringen fast elfeinhalb Jahre; von 1976 bis 1988 war er Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz.
An einem 9. November müsse man natürlich auch über diesen „Schicksalstag der Deutschen“ reden, so der Referent. „Wir dürfen daran nicht vorbeigehen“, mahnte er und verwies auf die schrecklichen Gräueltaten der Nationalsozialisten, die mit der Pogromnacht im Jahr 1938 das Kesseltreiben gegen Menschen mit jüdischem Glauben eröffneten. Erst brannten Bücher und Gotteshäuser, dann Menschen, wie Prof. Vogel sagte. Auf das Verbot der NPD in der heutigen Zeit eingehend, meinte er, dass dies nicht die Flucht vor Auseinandersetzungen sein dürfe. Am 9. November sei aber auch die Mauer gefallen und man habe durchaus Grund, dafür dankbar zu sein. Zukunft braucht Herkunft und Herkunft braucht Heimat, war eine der ersten Anmerkungen, die Bernhard Vogel zum Thema machte. Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss. Das Eigengesicht der Länder beizubehalten, das Profil zu schärfen und nicht jedes Land gleichzuhobeln empfahl er zudem. In seinen Anmerkungen ging Prof. Vogel auch auf die Vielfalt der Theaterlandschaft in Thüringen ein – 30000 Bau-und Kunstdenkmäler, sowie 3000 Bodendenkmäler gebe es und natürlich die Kirchenbauten, die nicht zu übersehen seien. Prof. Vogel lobte zudem die Hochschullandschaft mit ihren neun Universitäten und Hochschulen und ging in seinen Anmerkungen ebenso auf das Handwerk und die Industrie des Freistaates ein. Die Menschen hier haben die Chance nach der Wiedervereinigung Deutschlands genutzt, wobei noch viel zu tun, aber auch bereits eine Menge gelungen sei.
In der anschließenden Diskussion wurden die vielfältigsten Themen angesprochen. Landrätin Martina Schweinsburg (CDU) gab ihrer Freude Ausdruck, dass Prof. Vogel den Begriff Heimat ganz selbstverständlich benutzte in der heutigen Zeit würde dieser oft missbraucht. Günter Rehbein monierte, dass wir auf die politische Bildung in Thüringen nicht stolz sein bräuchten: Dem widersprach nicht nur Prof. Vogel, sondern auch Harald Seidel vehement. Gerade in Greiz würde immer wieder an der Aufarbeitung der Geschichte gearbeitet zahlreiche Veranstaltungen, ob bei Prominente im Gespräch oder in der Greizer Bibliothek beschäftigen sich immer wieder damit, die deutsche Geschichte der Nachkriegszeit darzustellen und darüber zu diskutieren. Was der Unterschied Thüringens zu den alten Bundesländern im Besonderen sei, wollte Martina Schweinsburg wissen. Positiv sei Vogel aufgefallen, dass nach der Wiedervereinigung Männer und Frauen, die keine Ahnung hatten, politische Funktionen übernahmen das sei das Positive. Das Negative sei, dass ein Umbau schwieriger als ein Neubau ist: der Übergang von der sozialistischen Planwirtschaft in die Marktwirtschaft sei schwer zu vollziehen gewesen. Sylvia Nemesch (CDU) fragte, wie man der demographischen Entwicklung in Thüringen entgegenwirken wolle. Prof. Vogel zeigt sich überzeugt, dass man den jungen Menschen die Probleme nicht leugnen dürfe, aber auf jeden Fall Mut machen solle, hier in Thüringen zu bleiben. Ein Gast wollte wissen, wie nach Einschätzung Vogels Deutschland in zwanzig Jahren aussehen werde. Unseren Söhnen soll es nicht schlechter gehen als uns, so die Antwort des Politikers. Auch dass man im Grunde keine Angst mehr haben bräuchte, dass vom Zentrum Europas ein Weltkrieg ausgehen werde, sei ein sicheres Argument für die Zukunft. Wie Prof. Vogel zu einer Fusion Mitteldeutschlands stünde, wollte Dr. Andreas Steudel wissen. Sicher keine schlechte Idee, nur solle man sich nicht zu anonymen Großkreisen entwickeln. Rudolf Kuhl warf in Bezug auf die schlechte Wahlbeteiligung in die Diskussion ein, dass viele Bürger die Parteien vom Programm her gar nicht unterscheiden könnten, dies würde der Glaubwürdigkeit schaden. Die Wähler sollten durchaus etwas kritischer werden, so Prof. Vogel abschließend.
Die Veranstaltung wurde unterstützt vom Bildungswerk Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung. Zu Beginn hatte die Leiterin des Bildungswerkes, Maja Eib, in die Thematik eingeführt.

Antje-Gesine Marsch @09.11.2012

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