Ein Lausitzer im ewigen EisHarald Seidel (r.) begrüßt als Gast der Reihe "Prominente im Gespräch" den Polar-und Meeresforscher Prof. Gerold Noack.

Prof. Dr. Gerold Noack referiert im Weißen Saal des Unteren Schlosses Greiz über seine Antarktis-Expedition, die er im Buch „Ein Lausitzer im ewigen Eis“ niederschrieb
GREIZ. Obwohl die Antarktisexpedition von Gerold Noack schon über zwei Jahrzehnte zurückliegt, entschloss sich der an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg lehrende Professor für Geodäsie und Darstellende Geometrie, seine Erinnerungen in einem Buch niederzuschreiben. Den Band „Antarktis. Ein Lausitzer im ewigen Eis“ stellte der 57-Jährige am Dienstagabend im Weißen Saal des Unteren Schlosses einem interessierten Publikum vor. Mit dem Abstand zum Erlebten hatte er sich in den vergangenen Jahren immer wieder gefragt, was von der Euphorie der Expeditionsvorbereitung, der Begeisterung für die Arbeit im ewigen Eis, aber auch an Erfahrungen für sein heutiges Leben übrig blieb. Die stete Weiterentwicklung der Wissenschaft sei das eine, so Prof. Noack, das andere sind die Erinnerungen an „eigentlich jeden Tag“ in der Antarktis. Anderthalb Jahre lang leitete Gerold Noack eine Forschungsstation des Alfred-Wegner-Institutes für Polar-und Meeresforschung in Antarktika. Lächelnd berichtete er vom damaligen Abflug in Maputo/Mozambique bei 35 Grad Celsius und die Landung im eisigen Paradies bei Minus 25 Grad Celsius. „Die Ruhe, Leere, Sauberkeit und die unendliche Stille waren beeindruckend“, erinnert sich der Wissenschaftler an seine ersten Eindrücke. Zwar sei die Antarktis ein ganz normaler Kontinent „mit Eis drüber“, doch habe man keine Vorstellung von absoluter Weite. „Man kann soweit gucken, wie Platz ist“, so Prof. Noack augenzwinkernd. Selbst nach fünfstündiger Fahrt mit dem Kettenfahrzeug habe sich an der Landschaft nichts geändert. Seinerzeit forschten das Team der damaligen DDR, sowie ein indisches und ein – damals – sowjetisches. Heute gibt es in der Antarktis bereits über 80 Forschungsstationen von 30 Nationen, in denen rund 4000 Wissenschaftler arbeiten.
Sinn des Experimentes Anfang der 90er Jahre seien vor allem die Darstellung der Geometrie des Klimawandels, geomagnetische Messungen und die Entnahme von Schnee-und Eisproben gewesen, wie Prof. Noack auf die Frage eines Interessierten antwortete.
Im Jahr 1959 hatten zwölf Staaten beschlossen, dass das Land südlich des 60. Breitengrades lediglich wissenschaftlich genutzt werden darf. Die Stationierung von Soldaten, Waffentests sowie die Entsorgung von Atommüll wurden verboten. Die Gebietsansprüche ruhen seither – allerdings wurde in den 1990er Jahren dieser Vertrag um die Frage des Abbaus von Bodenschätzen erweitert. Zwar liegen diese unerreichbar unter kilometerdickem Eis, doch seit der zunehmende Eisschwund in der Antarktis durch die globale Erderwärmung nachgewiesen scheint, wachsen die Begehrlichkeiten: „Das Hauen und Stechen um das Öl hat bereits begonnen“, wie Prof. Noack weiß. Er glaubt zudem, dass in den nächsten Jahren die Antarktis immer stärker in das Bewusstsein der Menschen rücken wird. Wissenschaftliche, politische und vor allem wirtschaftliche Interessen seien der Grund dafür.
Natürlich blieb beim Leben in der Antarktis immer ein Restrisiko übrig, wie der Wissenschaftler gestand – so sei er zwei Mal in eine Gletscherspalte gerutscht, was allerdings glimpflich ausging. Der Wissenschaftler, der für ein Antarktis-Pflichtjahr für Politiker plädiert, betonte: „Man darf nichts hinterlassen als Fußspuren und nichts mitnehmen außer Fotos und Eindrücken.“ Die konnte Prof. Gerold Noack an diesem Abend mehr als fachkundig und unterhaltsam schildern. Der Abend wurde von Hermann Losch am Flügel mit „eisigen, aber unglaublich emotionalen Klängen“ untermalt, wie Harald Seidel dem befreundeten Musiker bescheinigte.
Unterstützung erhielt die Veranstaltung der Reihe „Prominente im Gespräch“ von Thüringens Sozialministerin Heike Taubert (SPD) und dem Greizer Reinhard Hilbert.

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Gerald Noack: Antarktis – Abenteuer Wissenschaft. Ein Lausitzer im ewigen EisREGIA-VERLAG
Kartoniert/Broschiert
2014. 358 S. 200 mm
ISBN/EAN: 9783869292502

Antje-Gesine Marsch @06.08.2014