Rauchfrei-Kurses des Diakonievereins CarolinenfeldRamona Sch. (r.) und Maika St. Nahmen erfolgreich am Rauchfrei-Kurs der Suchtberatung des Diakonievereins Carolinenfeld teil. Babette Ketterl (M.) war gemeinsam mit Claudia Erber mit der Durchführung betraut.

Zwei Teilnehmerinnen des Rauchfrei-Kurses des Diakonievereins Carolinenfeld berichten über ihre Erfahrungen
GREIZ. Etwa jeder Vierte Deutsche gibt sich regelmäßig dem Nikotingenuss hin – und das, obwohl den meisten die gesundheitlichen Schäden durchaus bekannt sind. Viele Menschen würden gerne das Rauchen aufgeben und endlich rauchfrei leben, doch viele scheuen sich aus den verschiedensten Gründen – oft, weil sie denken, sie schaffen es nicht allein. Um eine Basis für ein rauchfreies, gesundes Leben zu schaffen, bietet die Suchtberatung Greiz im Diakonieverein Carolinenfeld e.V. Tabakentwöhnungskurse in Greiz und Zeulenroda an.
Dazu nahm Claudia Erber an einer Zertifizierung als Rauchfrei-Trainerin in Berlin teil und erwarb sich dadurch spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten. Das „Rauchfrei Programm“ beinhaltet drei Gruppentreffen á 180 Minuten, zwei individuelle Telefontermine, die optimale Vorbereitung auf den Rauchstopp und vor allem persönliche Unterstützung. „Die Kursteilnehmer werden gründlich vorbereitet; nach dem Stopptag, der genau in der Hälfte der zweiten Zusammenkunft mit dem bewussten Rauchen der ‚letzten Zigarette‘ stattfindet, erlernen sie hilfreiche Strategien zur Stabilisierung der Abstinenz.“ Denn: „Es soll eine ganz bewusste Entscheidung mit intensiver Begleitung sein“, wie Babette Ketterl ergänzt. Dazu gehört auch das gemeinsame Analysieren der Fragen: Warum rauchen Sie? Wie denken Sie über das Rauchen? Oder: Warum wollen Sie rauchfrei leben? Die Gruppenkurse bieten eine langfristig erfolgreiche Unterstützung auf dem Weg in ein rauchfreies Leben, wobei das Programm auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert.

Nach Abschluss des ersten Rauchfrei-Kurses treffe ich mich mit zwei Kursteilnehmerinnen, die seit genau vier Wochen völlig ohne Nikotin auskommen: Marika St. (49) und Ramona Sch. (49). Während Marika angibt, täglich etwa acht bis zwölf Zigaretten geraucht zu haben, war es bei Ramona eine große Schachtel.

Warum entschlossen Sie sich, an diesem Rauchfrei-Kurs teilzunehmen?

Marika St.: Ich leide an der Lungenkrankheit COPD, einer chronischen Bronchitis. Mein Lungenvolumen hat sich in letzter Zeit immer mehr verschlechtert. Es war eine Entscheidung für meine Gesundheit.
Ramona Sch.: Mein Vater ist an Lungenkrebs verstorben. Meinen Impuls, mit dem Rauchen aufzuhören, bekam ich im Krankenhaus in Bad Klosterlausnitz, als ich dort in Behandlung war und die vielen kranken Menschen sah, darunter sehr viele junge Leute, die Schlaganfälle hatten.

Wie fühlen Sie sich heute, vier Wochen nach der „letzten Zigarette“?

Marika St.: Ich bin verwundert, wie relativ problemlos die Entwöhnung war. Mir geht es gut und ich kann auch schon viel besser atmen. Am Wochenende waren mein Mann und ich sogar mit dem Fahrrad unterwegs. Meine Kurzatmigkeit ist fast weg.

Ramona Sch.: Ich bin einfach sehr glücklich, dass ich es geschafft habe. Früher sagte ich immer: „Eine Zigarette ist wie sieben Minuten Urlaub“. Davon bin ich komplett abgekommen.

Wie sind Sie auf den Rauchfrei-Kurs der Diakonie aufmerksam geworden?

Marika St.: Ich hatte den Termin gelesen und mein Mann brachte auch den Flyer mit nach Hause.

Ramona Sch.: Ja, ich habe den Termin auch gelesen.

Sie sind froh, bereits vier Wochen ohne Nikotin auszukommen. Gibt es Nebenwirkungen, die Sie an sich selbst erkennen?

Marika St.: Ja (lacht), ich habe großen Appetit auf Salzstangen und ähnliches. Ein wenig Gewicht habe ich schon zugelegt, aber ich denke, das gibt sich wieder. Ich bin manchmal etwas „knietschig“, sagt zumindest mein Mann…ich wusste im Vorfeld schon, dass es danach Höhen und Tiefen geben wird.

Ramona Sch.: Das ist bei mir ähnlich, ich habe großen Appetit. Die fünf Euro, die ich täglich für eine Schachtel Zigaretten brauchte, setzte ich nun in Essen um (lacht). Nein, im Ernst, ich habe auch etwas zugenommen, aber im Kurs wurde uns gesagt, dass der Heißhunger nach vier bis sechs Wochen verschwindet. Entzugserscheinungen im klassischen Sinne habe ich überhaupt keine.

Wie haben Sie im Kurs ihre „letzte Zigarette“ zelebriert?

Marika St.: Wir rauchten sie vor der Tür – es war ein komisches Gefühl.

Ramona Sch.: Stimmt, es war irgendwie merkwürdig. Man wusste nicht so recht, wie es dann weitergeht, beispielsweise am Morgen bei der Tasse Kaffee.

Wann griffen Sie früher zum Glimmstängel?

Marika St.: Immer wenn ich Stress hatte. Wir bauen derzeit unser Haus um und da kam es schon zu Situationen, in denen ich mich an die Zigarette klammerte, um „runterzukommen“.

Ramona Sch.: Es ist auch viel Gewohnheit dabei. Eben bei der berühmten Zigarette zum Kaffee.

Denken Sie, dass Sie über den Berg sind?

Marika St.: Ich habe alles gut im Griff. Zudem hatte ich mir die Entwöhnung viel schlimmer vorgestellt. Mein Mann ist mir eine große Stütze. Besonders freut es uns, dass er nun wieder Arbeit hat, das gibt uns auch diesbezüglich viel Kraft.

Ramona Sch.: Wie gesagt, bei mir gab es überhaupt keine Probleme, was mich übrigens ziemlich wunderte. Meine erste „Bewährungsprobe“ hatte ich bei einem Klassentreffen, als wir vor die Türe gingen. Während die anderen rauchten, störte mich das nicht einmal.

Danke für Ihre ehrlichen Ausführungen. Was würden Sie anderen Menschen empfehlen und mit auf den Weg geben?

Marika St.: Jeder Mensch kann es schaffen, vom Rauchen loszukommen. Natürlich sind der Wille und die Selbstdisziplin entscheidend. An die neue Rolle als „Nichtraucher“ muss man sich gewöhnen. Wenn ich sehe, wie stolz meine Familie ist, weiß ich, dass das die absolut richtige Entscheidung war. Es war eine sehr schöne Zeit im Rauchfrei-Kurs, wir haben uns alle richtig gut verstanden, wollen auch nach dem Kurs in Verbindung bleiben. Ich kann jedem nur empfehlen, an solch einem Kurs teilzunehmen. Die AOK hat die Kosten in Höhe von 100 Euro voll übernommen.

Ramona Sch.: Genau, man kann es schaffen. Meine Mutter ist so stolz auf mich. Was mich besonders glücklich macht: viele aus meiner Verwandtschaft haben daran gezweifelt, dass ich das hinkriege. Denen habe ich gezeigt, dass ich es kann. Bedanken möchte ich mich bei Frau Erber und Frau Ketterl, die uns mit viel Einfühlungsvermögen und Kompetenz diese wertvolle Unterstützung gaben. Danke auch meiner Krankenkasse Barmer, die mir einen Kostenzuschuss in Höhe von 75 Euro gab.

Info: Die nächste Informationsveranstaltung zum Rauchfrei-Kurs findet am 5. November, um 17 Uhr in den Räumen der Suchtberatung, Rosa-Luxemburg-Str. 27 statt.

Das Interview führte Antje-Gesine Marsch