Reiner-Kunze-Film im Unteren Schloss Greiz vorgestelltIm Festsaal des Unteren Schlosses wurde anlässlich des 80. Geburtstages von Reiner Kunze der Interviewfilm "Fragen, Antworten 2013" vorgestellt.

Fragen und Antworten, 2013 zahlreichen Interessierten vorgestellt

GREIZ. Mein Gott, wie viel Blau verschwendest du, damit wir dich nicht sehen? Mit dieser von Reiner Kunze rezitierten Gedichtzeile des griechischen Dichters Odysseas Elytis begann der Film Fragen und Antworten, 2013, der am Freitagabend im Festsaal des Museums seine gutbesuchte Premiere erlebte.

Anlass, diesen Film zu drehen, gab der 80.Geburtstag des Schriftstellers Reiner Kunze, der fünfzehn Jahre lang in der Schloss-und Residenzstadt lebte und arbeitete und von hier aus 1977 in die ehemalige Bundesrepublik übersiedelte. Christiane Baumann und Gerrit Ebneter schufen mit diesem Streifen, in dem lediglich der Dichter selbst zu Wort kommt, eine umfassende Dokumentation der Umstände, unter denen Reiner Kunze in der DDR lebte, litt und hoffte – und den Problemen, die in Westdeutschland nicht unbedingt geringer wurden. Die Journalistin Christiane Baumann erregte deutschlandweit mit ihrem Buch über Manfred Ibrahim Böhme großes Aufsehen; die Zusammenarbeit mit Museumsdirektor Rainer Koch begann im Vorfeld der Ausstellung solche und solche, an deren visueller Gestaltung sie maßgeblich mitwirkte. Für den Kunze-Kenner selbst enthielt der 70-minütige Streifen eher wenig Neues, dafür aber wunderschöne Sequenzen seines Anwesens in der Nähe von Passau.

Wir sind völlig zu Hause, beteuerte der Dichter, der hier mit Ehefrau Elisabeth seit nunmehr 35 Jahren lebt, die Bäume und die Abgeschiedenheit liebt. Reiner Kunze gibt dabei auch Einblicke in sein Archiv mit insgesamt 5300 Einzelteil-und Sammelobjekten. Die reichen von Briefen, Kinderzeichnungen bis hin zu handgefertigten Büchern aus den 1970er Jahren, die man in Ermangelung des Originals abschrieb, fotokopierte und mit zwei Schlüsselringen klammerte. Auch ein Relief der Greizer Bildhauerin Elly-Viola Nahmmacher, das auf einen gebrannten Dachziegel gefügt wurde und die Paul-Celan-Inschrift Es ist Zeit, dass sich der Stein zum Blühen bequemt enthält, präsentiert der Schriftsteller. Mit der Reiner-und Elisabeth-Kunze-Stiftung, die im Interview ebenfalls anklingt, soll bezweckt werden, nach unserem Tod bestimmtes politisch-historisches und literarisch-künstlerisches Material der Öffentlichkeit zugängig zu machen und Haus und Außenanlage in der Gestalt zu erhalten, in der man sie aus meinen Büchern kennt, wie Kunze sagt. Auf was er im Leben auch weiterhin vertraue, wird er von Christiane Baumann abschließend gefragt: Ich vertraue auf den Nicht-Egoismus der Menschen.

Antje-Gesine Marsch @16.08.2013