Fürstlich Greizer Park 2013Das Sommerpalais, Schloss des Jahres 2013

Vor-Ort-Terin im Greizer Park

GREIZ. Als „Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes“ bezeichnete der Direktor der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Prof. Dr. Helmut-Eberhard Paulus die Situation im Greizer Park und dem Sommerpalais bei einem vor-Ort Termin am Mittwochmittag. Zehn Jahre intensiven Arbeitens seien „einfach weggespült“ worden. Viele Schäden seien noch nicht sichtbar. Besonders aggressiv sei der kontaminierte Klärschlamm, der die Anlagen des Parks überschwemme. Auskolkungen hätten die großen Teppichbeete in ein „Schlammaquarium“ verwandelt.

„Dieser Schlamm muss komplett abgetragen werden“, wie Prof. Paulus sagte. Investitionen von über 1,4 Millionen Euro seien durch das Hochwasser verloren gegangen, nach seiner Schätzung sei eine Summe von 1,6 Mio. nötig, um alles wieder herzustellen. In diesem Zusammenhang forderte Prof. Paulus, die Hochwasser-Freistellung voranzutreiben und dieses Ensemble von nationaler Bedeutsamkeit aus dem Überflutungsbereich herauszunehmen. „Ich bestehe auf diesen Hochwasserschutz“, so der Direktor. Für den Hochbaubereich, also das Palais sei wahrscheinlich eine Summe in Höhe von 1 Mio. Euro erforderlich. „Das Palais steht auf Schottergrund und wir wissen nicht, was in drei Metern Tiefe los ist“, so Prof. Paulus. Woher das Geld für diese Maßnahmen komme? Er habe die Zahlen „nach Berlin gemeldet“ und hoffe nun – nachdem er auch der Kanzlerin bei ihrem gestrigen Greiz-Besuch einige Vorher-Nachher-Fotos gezeigt habe – auf finanzielle Unterstützung.

„Gestern haben wir geweint, heute sind wir trotzig und morgen fangen wir an, alles wieder aufzubauen“, kündigte der Stiftungsdirektor an, der auch die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung hoch einschätzt. Zunächst wolle man im Park einen „Katastrophen-Parcours“ schaffen, mit „drei, vier Stationen“, der den Weg zum Sommerpalais weisen soll. „Das bleibt erstmal geschlossen“, teilte Direktorin Eva-Maria von Mariassy mit. Durch die „gute Informationskette“ habe man am Sonnabend reagieren können und die Nel-Ausstellung des Gartensaals nach oben verbringen und selbst die neuen Stellwände retten können. Sonnabendnacht sei das Wasser in das Gebäude eingedrungen, am Montag sei das ganze Palais „umstrudelt“ und eins mit der Weißen Elster gewesen, berichtet Frau von Mariassy. Zum Glück habe das eindringende Wasser die Anschlüsse der neuen Fußbodenheizung nicht zerstört.

Tief betrübt zeigte sich auch Parkverwalter Christian Lenz, der sich gemeinsam mit seinem Team noch vor wenigen Tagen über die blühende Pracht des Greizer Parks freute. Durch das Wissen um das aufkommende Hochwasser habe man alle Kübelpflanzen in Sicherheit bringen können, ebenso die meisten der Bänke und die Zeiger nebst Uhrgehäuse der Blumenuhr. „Wir beginnen nicht beim Punkt Null, sonder bei Minus 2“ fasste er seine Emotionen in Worte. Mit „Gletschermoränen“ verglich Eva-Maria von Mariassy die Aushöhlungen am Parkeingang, die an vielen Stellen weit über einem Meter tief sind. „Die Frühbeete sind ebenfalls komplett zerstört“, so Herr Lenz. Was die Bewässerungsanlagen angehe, wisse man noch nicht, ob sie dem Hochwasser zum Opfer gefallen seien.

„Wir haben versucht zu retten, was zu retten ging“, fasste der Parkverwalter zusammen und betonte, dass er und seine Mannschaft sich nicht entmutigen lassen und noch heute damit beginnen würden, alles wieder zu herzurichten. Zuerst wolle man die Infrastruktur aufbauen, da die Wege im vorderen Parkbereich weder begeh-noch befahrbar seien. Was die Park-und Schlossangestellten besonders freut, ist vor allem die tatkräftige Unterstützung durch freiwillige Helfer. Selbst Fürst Heinrich XIV. habe Hilfe zugesagt und entsende am morgigen Donnerstag „Bagger und Männer“, so Frau von Mariassy. „Eine große Geste“, wie sie unterstrich. Auch Nel, der Künstler, dessen Ausstellung letzten Sonnabend feierlich eröffnet wurde, zeigte Solidarität mit den Greizern und sandte ein Zipfelmützen-Hochwasser-Bild ins Palais.
Einen Spendenaufruf „Rettet unser Schloss des Jahres“ hatte Prof. Paulus ebenfalls mitgebracht. „Wir alle wollen stärker sein als die vernichtende Flut“, heißt es darin.

Antje-Gesine Marsch @05.06.2013