Sebastian Wendel (rot),RSV Rotation Greiz gegen Franz Suess, AV Germania Markneukirchen

Vom RSV Rotation Greiz waren drei Aktive in die Nähe des Bodensees gereist

Sebastian Wendel (rot),RSV Rotation Greiz gegen Franz Suess, AV Germania Markneukirchen
Sebastian Wendel (rotes Trikot) feierte nach langer Verletzungspause sein Comeback auf der Matte und scheiterte nur knapp im Kampf um Bronze.
NENDINGEN. Bei den Deutschen Meisterschaften der Männer im freien Ringkampf, die in diesem Jahr im württembergischen Nendingen stattfanden, gingen diesmal nur 79 Aktive über die Waage. Damit musste ein weiterer Negativrekord verbucht werden. Zum Vergleich: 2007 kämpften noch 146 Freistilringer um die Medaillen. Als Teilursache können verletzungsbedingte Ausfälle einiger Spitzenringer angesehen werden, die zwar teilweise zum Meisterschaftsort angereist waren, aber nur auf der Zuschauertribüne Platz nahmen. Andererseits scheint auch der Austragungsmodus bei den Männern, hier wird im Gegensatz zum Nachwuchsbereich nach den internationalen Regularien gekämpft, eine Ursache zu sein. Bei der dreitägigen Veranstaltung trägt ein nicht unwesentlicher Teil der Sportler nur einen Kampf aus, da für jeden nicht gegen einen Finalisten Unterliegenden die Meisterschaft bereits beendet ist. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt da in Zeiten immer knapper werdender Mittel für die Vereine nicht so recht.
Vom RSV Rotation Greiz waren drei Aktive, die von Trainer Swen Lieberamm betreut wurden, in die Nähe des Bodensees gereist. Sie gehörten nicht zu den Sportlern, die nur einen Kampf bestritten.
Sebastian Wendel war mit 10 weiteren Sportlern für die 97 kg-Klasse gemeldet. Nachdem bekannt wurde, dass der große Favorit in der schwersten Gewichtsklasse, der Luckenwalder Nick Matuhin, nicht starten würde, beschlossen einige ihr Glück in der 125 kg-Klasse zu versuchen. Auch Sebastian Wendel aß und trank noch einmal kräftig, um erstmals bei einer Einzelmeisterschaft im schwersten Limit kämpfen zu können. Im ersten Kampf traf er auf Felix Beck aus Winzeln in Württemberg. Der Greizer siegte mit 6:4 Punkten. Nächster Gegner war mit Robin Ferdinand aus Boden im Rheinland ein alter Bekannter. Bei Wendels bisher größtem Erfolg, dem Gewinn der Bronzemedaille 2012, verhinderte Ferdinand, der damals Vizemeister wurde, mit einem 3:1 Erfolg dessen Einzug ins Finale. Ferdinand war schon im Vorjahr als leichtester Sportler in die 125 kg-Klasse aufgerückt, wo er unter anderem den Jenaer Toni Bernhardt, der nicht mehr aktiv ist, bezwang und hinter Matuhin die Silbermedaille gewann. Diesmal machte sich doch stark bemerkbar, dass der Greizer nach einer Operation neun Monate nicht speziell trainieren und ringen konnte und sich deshalb gewisse Defizite bemerkbar machten. Nach gutem Beginn unterlag Sebastian Wendel im Halbfinale gegen den späteren Deutschen Meister in der fünften Minute 2:12. Im Kampf um Bronze war der mitteldeutsche Meister Robert Glor (Luckenwalde) der Widersacher, der ebenfalls mit technischer Überlegenheit von Ferdinand bezwungen wurde. Nach einem Kampf auf Augenhöhe hatte nach sechs Minuten der Brandenburger mit 7:5 das bessere Ende für sich. Sebastian Wendel wurde Fünfter.
Teilnehmer der Deutschen Meisterschaften im Ringen
Thüringer Teilnehmer der Deutschen Meisterschaften im Ringen der Männer und Frauen in Nendingen.
Foto: Sebastian Wendel

Der erstmals für Greiz antretende Sven Cammin startete in der leichtesten Gewichtsklasse (57 kg), in der 7 Sportler gewogen wurden. Gleich im ersten Kampf traf er auf Titelverteidiger Marcel Ewald, der zum wirtschaftlich potenten Bundesligaaufsteiger Ispringen gewechselt ist. Die Ewald-Brüder, haben nicht nur im Vorjahr Gold und Silber gewonnen hatten sondern fast ein Jahrzehnt die ehemaligen 55 und 60 kg-Klassen beherrschten. Der Neu-Greizer hielt den Kampf drei Minuten offen, ging mit 0:2 in die Pause, erlebte aber dann einen Deutschen Meister, der in der zweiten Runde seine Stärken im Bodenkampf ausspielte und mit Beinschrauben und Rollen bis zur fünften Minute einen 11:0 Sieg sicherstellte. Marcel Ewald erreichte das Finale, wo er gegen den für Eisleben startenden Emanuel Krause mit 4:2 siegte und so seinen Titel erfolgreich verteidigen konnte. Im Kampf um Bronze traf Sven Cammin auf den Saarländer Nico Zarkone (Riegelsberg), gegen den er allerdings 30 Sekunden vor Schluss mit 2:14 unterlag und so auf Platz fünf landete.
Dritter Starter im Greizer Team war Daniel Sartakov, der nicht wie gemeldet im 74 kg-Limit, sondern doch noch, wie im Vorjahr, in der 70 kg-Klasse startete. In dieser quantitativ am stärksten besetzten Klasse stellten sich 15 Aktive zum Kampf. Auftaktgegner war der physisch starke Alexander Storck aus Erkenschwick in Nordrhein-Westfalen. Der Greizer setzte seine ganze Routine ein, rang überlegt und ließ sich auch durch eine Passivitätsverwarnung nicht von seiner Linie abbringen. Nach sechs Minuten stand ein 6:5 Erfolg fest. Schwerer wurde es gegen den Freiburger Stefan Käppeler, der in der ersten Runde den starken Auer Brian Bliefner mit 12:2 bezwungen hatte. Bereits im Vorjahr waren beide Kontrahenten aufeinander getroffen. Diesmal war der Südbadener, der später Fünfter wurde, nicht zu bezwingen und siegte deutlicher als im Vorjahr mit 7:1. Der Greizer wurde wie im Vorjahr auf Rang 8 platziert.
Die beiden weiteren Starter des Thüringer Ringerverbandes kamen vom KSC Motor Jena. Tilman Germar und Routinier Mario Koch starteten in der 61 kg-Klasse und belegten die Plätze 3 und 9. In der Vereinswertung kamen die beiden Thüringer Vereine punktgleich unter 49 Vereinen auf die Plätze elf bzw. zwölf. Erfolgreicher aus Ostdeutschland war nur Sieger Luckenwalde.
Medaillen wurden von den Greizern zwar nicht erkämpft bei den Deutschen Meisterschaften an diesem Wochenende, allerdings können sich die drei fünften Plätze von Eyleen Sewina, Sven Cammin und Sebastian Wendel, bei denen zweimal die neuen Meister das Stoppzeichen setzten, durchaus sehen lassen. Die Nachwuchssportler entschieden außerdem die Mannschaftswertung beim Turnier in Sömmerda für sich.
Erhard Schmelzer @10.05.2015

Von Erhard Schmelzer

Der Mohlsdorfer Erhard Schmelzer ist nicht nur ein engagierter Trainer im Jugendbereich des RSV Rotation Greiz - er zeichnet sich auch durch interessante Berichterstattungen im sportlichen Bereich aus. Ebenso ist er als Vorsitzender des Vereins Reußische Fürstenstraße tätig. Mehr zu Erhard Schmelzer