2.Bundesliga Nord Ringen: RSV Rotation Greiz gegen AV Germania Markneukirchen 23:3Stoßen auf den Greizer Sieg an: die beiden RSV-Trainer Sven Lieberamm (l.) und Tino Hempel.

RSV Rotation Greiz – AV Germania Markneukirchen: 23:3

Jubelnde Mannschaften der Ringer des RSV Rotation Greiz. Gemeinsam mit ihren Fans feiern sie die tolle Saison.
Jubelnde Mannschaften der Ringer des RSV Rotation Greiz. Gemeinsam mit ihren Fans feiern sie die tolle Saison.

GREIZ. Der letzte Wettkampftag im Mannschaftsringen wurde noch einmal ein besonderes Erlebnis für die große Zahl der Greizer Ringkampfanhänger. Wegen der im Anschluss an die Wettkämpfe von zweiter und erster Mannschaft durchgeführten Weihnachtsfeier wurde der Kampfbeginn vorgezogen. Das hatte allerdings den Nachteil, dass die anderen Ergebnisse erst vorlagen, als die meisten Zuschauer schon zu Hause eingetroffen waren. Die Besucher der Sporthalle in Greiz-Aubachtal gingen, soweit sie sich als Anhänger des Heimteams verstanden, allerdings mehr als zufrieden nach Hause. Das Vogtlandderby gegen den AV Germania Markneukirchen wurde wieder einmal ein besonderes Erlebnis. Zwei bis in die Haarspitzen engagierte Teams kämpften vor großartiger Kulisse – offiziell angegeben wurden 569 Zuschauer – bis zur letzten Minute der Saison um jeden Punkt. Nach zehn Kämpfen stand kurz vor 20 Uhr der dreizehnte Greizer Erfolg in Serie fest. Der RSV hatte 23:3 gewonnen und lag zwei Minuspunkte hinter Aue auf Platz zwei der Tabelle der 2.Bundesliga Nord. Aber nur 110 Minuten konnten sich die RSV-Ringer über Silber freuen, dann waren sie sogar noch Staffelsieger geworden. Die Nachricht aus dem Erzgebirge schlug wie eine Bombe ein: Der Spitzenreiter aus Aue unterlag beim Achten in Gelenau überraschend mit 11:12. Damit hatten Greiz und Aue mit 30:6 das gleiche Punktverhältnis. Jetzt mussten zur Ermittlung des Staffelsiegers die beiden direkten Vergleiche herangezogen werden. In Aue war Greiz 11:13 unterlegen, hatte aber zu Hause 23:5 gewonnen. Damit konnte wie 2013 auch in diesem Jahr der Staffelsieg gefeiert werden.
Aber das war noch nicht alles. Auch die zweite Mannschaft machte noch einen Sprung nach vorn. Der Regionalligaaufsteiger hatte Luftfahrt Berlin 19:14 bezwungen und landete nach der Heimniederlage von Spitzenreiter Lugau hinter Potsdam sensationell auf Platz zwei.
Beim Hauptkampf in Greiz standen sich zwei alte vogtländische Rivalen gegenüber. Das klare Resultat täuscht über die Klasse und Ausgeglichenheit der ausgetragenen Kämpfe hinweg. Der in der Rückrunde zu starker Form aufgelaufene AV Germania Markneukirchen, dessen Athleten nie aufgaben, war ein nicht besser zu wünschender Kontrahent zum Jahresabschluss.
Die Verpflichtung von Sven Cammin (57 kg/greco) war eine Superentscheidung der Greizer Verantwortlichen. Auch der tapfer kämpfende Rene Roth, der mit Übergewicht antrat, war nach 4:33 Minuten mit 15:0 dem technisch starken Greizer unterlegen. (Gesamtstand: 4:0) In der schwersten Gewichtsklasse bis 130 kg des freien Stils trafen mit Sebastian Jezierzanski und dem Deutsch-Polen Lukasz Dublinowski zwei Leichtgewichte aufeinander. Die Schnelligkeitsvorteile des nur 88 kg wiegenden Greizers, der dreimal mit Beinangriffen punktete, bevor er mit einem doppelten Beinangriff einen auch optisch glanzvollen Schlusspunkt zum 11:0 setzte, entschieden den Kampf. (7:0) Lange brauchte Hallensprecher Frank Böttger, um die nationalen und internationalen (u. a. Vize-Europameister der Jugend) Erfolge des zwanzigjährigen Hofer Talentes Roman Walter zu verlesen. Der Markneukirchner machte es Vladimir Codreanu (61 kg/frei) sehr schwer, doch der punktete immer wieder am linken Bein des Gegners und gewann nach vier Minuten mit 16:0. (11:0) Das Markneukirchner Urgestein, der 31-jährige Slowake Marian Mihalik, war eine Klasse aufgerückt, wo er auf Lukasz Konera (98 kg/greco) traf. Im Standkampf gelangen es dem Greizer nur zweimal, den Gegner von der Matte zu drängen. Im Bodenkampf war er den nur sechs Kilogramm leichteren Slowaken aber überraschend klar überlegen und gewann durch sieben Rollen schon in der ersten Runde mit 16:0 (15:0) Erst im fünften Kampf kamen die Gäste durch den Junioren-WM-Dritten von 2013 Radoslav Vasilev zu ihrem ersten Punkt. Doch Brian Tewes (66 kg/greco) ging mit einem Armdrehschwung, der allerdings übernommen wurde, 4:3 in Führung. Mit der Entscheidung des Potsdamer Kampfrichters Peter Pippel bei einem missglückten Angriff des Greizers die eigene Griffausführung nicht anzuerkennen, erntete er von Teilen des Publikums starke Kritik, teilweise in unsachlicher Form. Der Greizer gab nicht auf, ging 6:5 in Führung, musste aber Sekunden vor dem Ende eine 6:7 Niederlage einstecken. (15:1)

Zwei Große nahmen Abschied vom Ringkampfsport


Mit Adam Sobieraj (86 kg/frei) und dem fünffachen deutschen Meister und dreimaligen Europameister Andre Backhaus bestritten zwei Große des Ringkampfsports vor imponierender Kulisse ihren letzten Wettkampf. Der drei Jahre für Greiz aktive Pole erkämpfte 2010 bei der EM in Baku den dritten Platz in der 66 kg-Klasse, übrigens mit einem 6:5 Erfolg über Vladimir Gotisan, der für Moldawien Fünfter wurde. Jeder wollte nun mit einem Sieg seine Laufbahn beenden. Der Greizer musste nach einer 30 Sekunden-Strafe punkten. Das gelang ihm zwar mit einem Aufreißer von vorn, doch Backhaus konterte und führte durch die letzte Wertung beim 2:2. Neunzig Sekunden vor Schluss lag Backhaus nach einer weiteren Strafe gegen Sobieraj 3:2 vorn. Die zwei Strategen umschlichen sich wie Raubtiere. Wer würde sich eine Blöße geben? Zwanzig Sekunden vor Schluss folgte der Beinangriff des Greizers, der den Gegner dann im Stand von hinten umfasst hatte, aber nicht zu Boden brachte. Die Zeit lief. Acht Sekunden vor Ultimo unterbrach der Kari die Szene, verwarnte Backhaus und gab eine „Zwei“ für den Greizer. Der Markneukirchner später zu dieser kampfentscheidenden Szene: „Ich habe nicht die Finger gefasst, sondern wie mir mein Trainer Csaba Matrahazi in Lübtheen beigebracht hat, die Handgelenke.“ (16:1) Vladimir Gotisan (66 kg/frei) bezwang den lange verletzten veranlagten Nachwuchsringer (Fünfter der Jugend-EM 2014) Justin Müller in gewohnter Manier mit Bodentechniken, bis es im gelang, den Arm des Gegner durch dessen Beine zu fassen, was zu einem Schultersieg nach nur einer Minute führte. (20:1) Wie im Vorkampf trafen die etwa gleichstarken Thomas Leffler (86 kg/greco) und Francis Weinhold aufeinander, deren Kampfstil, sicher unbeabsichtigt, zu mehreren Kollisionen mit dem Kopf führte, die der Kampfrichter mehrfach sanktionierte. Am Ende siegte der Greizer, dem vier technische Punkte im Bodenkampf gelangen, mit 8:6. (21:1) Wie im Vorkampf, als Toni Stade (75 kg/greco) gegen Tim Bitterling den Mannschaftssieg sichern konnte, dominierte der Greizer, holte vier Punkte im angeordneten Bodenkampf und siegte mit 5:0. (23:1) Daniel Sartakov (75 kg/frei), im Vorkampf 2:11 bezwungen, hatte sich gegen den ehemaligen polnischen Meister Andrzej Grzelak viel vorgenommen. Zur Halbzeit 2:1 führend, kämpfte er trotz toller dynamischer Aktionen glücklos und unterlag mit 4:8. Mit dem siegreich gestalteten Vogtlandderby ging ein äußerst erfolgreiches Ringerjahr zu Ende. Und am späten Abend konnten dann sogar noch die vielen Teilnehmer der Weihnachtsfeier den Staffelsieg in der 2.Bundesliga bejubeln.

Erhard Schmelzer @20.12.2015

Von Erhard Schmelzer

Der Mohlsdorfer Erhard Schmelzer ist nicht nur ein engagierter Trainer im Jugendbereich des RSV Rotation Greiz - er zeichnet sich auch durch interessante Berichterstattungen im sportlichen Bereich aus. Ebenso ist er als Vorsitzender des Vereins Reußische Fürstenstraße tätig. Mehr zu Erhard Schmelzer