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Seit zwanzig Jahren wieder Ziertürmchen am Greizer Rathaus

Greizer Rathaus

Das Greizer Rathaus als historische Ansicht.

Mit der 1996 erarbeiteten Zielstellung für die Gestaltungen am Greizer Rathaus wurden auch Ziertürmchen ins Konzept aufgenommen

GREIZ. Mit dem größten Stadtbrand in der Geschichte der Stadt Greiz wurden alle Gebäude im Zentrum zerstört – darunter auch das Rathaus auf dem Markt. Im Jahr 1802 vernichtete die Feuersbrunst etwa zwei Drittel der gesamten Stadt.
Vierzig Jahre lang war die Stadt Greiz dann ohne Rathaus. Geschuldet war dies zum einen der Finanznot nach dem Brand und den in dieser Zeit tobenden Napoleonischen Kriegen. Zum anderen plante man ab 1830 den Bau eines Rathauses in der Elsteraue. Ein rechteckiger Marktplatz solte das Rathaus auf diesem Areal säumen.

Im Jahr 1840 wurde dann allerdings durch den Gemeinderat beschlossen, das neue Rathaus doch an der Brandstelle des Jahres 1802 wiederzuerrichten. Bereits Ende des Jahres 1841 wurde der neogotische Bau fertiggestellt und Anfang 1842 übergeben. Als Architekt fungierte der Reußisch Fürstliche Schleizer Baumeister C. H. Dorsch.

Schon 1870 machte es sich erforderlich, den Putz des Gebäudes zu erneuern. In den Jahren 1883/84 erfolgte gräßlitzseitig auf dem Areal des ehemals städtischen Brauhauses eine Erweiterung des Rathausbaus.

Ein erneuter Brand im Jahr 1908 auf dem Greizer Markt bildete die Voraussetzung, dass im Jahr 1919 ein Anbau in Richtung Marktstraße erfolgte.

Im Jahr 1925 wurde ein erneuter Umbau vollzogen, der sich aufgrund von Eingemeindungen und der dadurch entstanden Raumnot erforderlich machte.

Der Verwaltungsbericht der Stadt Greiz der Jahre 1923 bis 1926 weist folgende Ausführungen dazu aus:

„Marktseitig erhielt das Rathaus durch eine umfangreiche Renovierung eine neuzeitlichere Ausgestaltung. Die vorhandenen störenden Dachaufbauten wurden entsprechend abgeändert, verschiedene frontale Steinzierate ergänzt oder auch gänzlich entfernt und der ganzen Marktfassade einschließlich dem Turm ein farbiges Aussehen gegeben. Bei dieser Gelegenheit wurde die alte Turmuhranlage durch eine neue, von einer Hauptzentrale im Rathaus aus elektrisch betriebene und erleuchtete, unter Einbau neuer Zifferblätter ersetzt. Die Gesamtbaukosten der Instandsetzung dieser Marktseite betrugen 15.273 RM.“

Anders war wohl die Reaktion der Öffentlichkeit.
Die durch einen „auswärtigen Sachverständigen“ angewiesenen Veränderungen erhielten nicht die ungeteilte Zustimmung.

Die „Greizer Zeitung“ vom 14. Juli 1925 stellt fest:

„Architektonisch ist das Rathaus nicht gerade ein Kunststück und wird als solches auch nicht gelten können, nachdem man die Zierpfeiler zwischen den Fenstern beseitigt hat, was vor einigen Tagen geschehen ist…Und nun sind sie verschwunden und die vier Dachaufsätze mit…Die Rathausfassade wird zwar nüchterner werden, aber schöner sicher nicht.“

Am 26. August 1925 war die „Ausbesserung der Rathausfront“ vollendet.

Die „Greizer Zeitung“ meint dazu:

„Daß man das Verkehrshindernis an der Adler-Apotheke, die in die enge Straße verspringende Rathausecke, nicht beseitigt hat, ist unverständlich….da dies wichtiger gewesen wäre, als die Beseitigung der Ziertürme.“

Viele Jahrzehnte behielt das Greizer Rathaus sein bekanntes Aussehen – abgesehen von verschiedenen Farbanstrichen.

Mit der im Jahr 1996 erarbeiteten denkmalschützerischen Zielstellung für die Gestaltung der Rathausfassade wurden auch die Ziertürmchen (Fialen) wieder ins Konzept aufgenommen.

Da es keine Bauzeichnungen gab, orientierte sich der sächsische Steinmetzbetrieb an alten Fotografien und fertigte aus Betonguss die vier Fialen fast originalgetreu an.

Am 17. September 1997 erhielt das Greizer Rathaus mit schwerer Technik seine Ziertürmchen wieder aufgesetzt.

Antje-Gesine Marsch @20.04.2017

*Quelle: Volkmar Schneider / Heimatkalender 2007

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