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Gesangbücher von der Reformation bis heute

Sonderausstellung „Immer wieder Sonntag“ in der Beletage des Sommerpalais Greiz

Sonderausstellung in der Beletage des Sommerpalais Greiz
Kurator Dirk Görsch vor einer Stellwand mit Informationen zur Sonderausstellung „Immer wieder Sonntag“ im Sommerpalais Greiz.
GREIZ. Die Idee, eine Ausstellung zum Thema Gesangbücher zu gestalten, gab es schon länger, sagte am Donnerstagvormittag Eva-Maria von Mariassy, die Direktorin des Sommerpalais Greiz. Nun hat sich seit etwa drei Monaten Bibliothekar Dirk Görsch, seit 1. April in der Einrichtung tätig, intensiv mit dieser Thematik beschäftigt und eine Sonderausstellung in der Beletage des Hauses mit dem Titel „Immer wieder Sonntag – Gesangbücher von der Reformation bis heute“ zusammengestellt. Die 102 Exponate spiegeln die Entwicklung des Gesangbuches wider, während man zudem der Frage nachgeht: „Wo kommt der Gesang her und in welcher Form drückte er sich aus“, wie Dirk Görsch während eines Rundgangs durch die Ausstellung erklärte.
Dazu habe man die Konzeption der Ausstellung des Heinrich-Schütz-Hauses in Bad Köstritz als Gerüst genommen, die Anfang des Jahres dem 490. Jubiläum des Wittembergischen Gesangbuches gewidmet war. Dieses erschien im Jahre 1524 und wurde vom „Urkantor“ der Evangelischen Kirche, Johann Walter herausgegeben. Nach Auskunft des Bibliothekars ist zu erfahren, dass seinerzeit pro Stimme, von Sopran über Tenor bis zum Bass, jeweils ein Buch erschien. Nachdem dieses einzigartige Wittembergische Gesangbuch in Greiz gezeigt wird – die Vitrine war zum Rundgang noch leer – geht das Exemplar im Jahr 2016 zu wissenschaftlichen Untersuchungen in die USA. „Man wird dort konkrete Analysen zum Erscheinungsjahr durchführen“, begründet dies Dirk Görsch. Auf der Suche nach Raritäten für diese Ausstellung gab es zwar einige Absagen, da innerhalb der Luther-Dekade viele Gesangbücher „unterwegs“ sind, doch achtzig Prozent der Anfragen seien erfolgreich gewesen. Unterstützung in puncto Leihgaben erhielt man auch von der Ratschulbibliothek Zwickau, die beispielsweise ein koloriertes Babstsches Gesangbuch aus dem Jahr 1545 zur Verfügung stellte.
Ein Extra-Raum ist den Greizer Gesangbüchern vorbehalten. Das älteste aus dem Jahr 1707 könne zwar nicht gezeigt werden, wie Dirk Görsch bedauert, doch sei eines aus dem Jahr 1722 zu betrachten. Anhand der Spuren ließe sich vermuten, dass das Buch sogar einmal in Brand geraten sei. Die Rundreise durch die Greizer Gesangbuchgeschichte ende im Jahr 1922 mit dem Band für Reuß Ältere und Jüngere Linie. Was den Bibliothekar besonders freue: eine Vielzahl Greizer hätten sich gemeldet und Gesangbücher aus ihrem Besitz angeboten. So auch Buchhändlerin Renate Herz, die ein schönes Exemplar mit einer Greizer Stadtansicht zur Verfügung stellte. Einen Streifzug durch territoriale Gesangbuchliteratur kann man im Elisabethzimmer unternehmen, während im Chinesischen Zimmer Feldgesangbücher zu betrachten sind. In der Schaubibliothek gibt es weitere Raritäten zu sehen, etwa ein kunstvoll verziertes Gesangbuch, das Heinrich XVI. zu seinem dritten Geburtstag erhielt.
Dass Martin Luther den Gesang in die Kirchgemeinden brachte, betonte Eva-Maria von Mariassy. Der Reformator selbst war ein geübter Lautenspieler und Sänger und schrieb der Musik einen hohen Stellenwert zu. Anhand von zahlreichen Informationen an Tafeln und in den Vitrinen wird die Geschichte und Entwicklung der Gesangbücher von der Reformation bis in die Gegenwart höchst anschaulich dokumentiert. Der Besuch der Ausstellung, die bis 8. Februar 2015 zu sehen sein wird, eigne sich besonders in der „stillen Zeit“, wie die Direktorin anmerkt. Viele hohe kirchliche Feiertage fallen in diesen Zeitraum. Die „Anmut der Stille“ zu genießen, sei ein Anspruch, dem diese Exposition mehr als gerecht wird.

Service:
„Immer wieder Sonntag“ – Gesangbücher von der Reformation bis heute
Beletage des Sommerpalais zu Greiz
11.10.2014 bis 08.02.2015
10 bis 16 Uhr
Montags geschlossen

Antje-Gesine Marsch @10.10.2014

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