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Suchtberatung Greiz: Lockerere Strafverfolgung bis 10 Gramm Cannabis kein Freibrief

Suchtberatung Greiz: Lockerere Strafverfolgung bis 10 Gramm Cannabis kein Freibrief

Babette Ketterl und Matthias Pfortner von der Suchtberatung des Diakonievereins Carolinenfeld e. V. bekamen von den Schulsozialarbeitern ein Problem auf den Tisch.

Matthias Pfortner und Babette Ketterl von der Suchtberatung des Diakonievereins Carolinenfeld e.V. sprechen über die Anhebung der Geringmenge Cannabis bei Bewertung von Betäubungsmitteldelikten

GREIZ. Matthias Pfortner und Babette Ketterl von der Suchtberatung des Diakonievereins Carolinenfeld e.V. bekamen von den Schulsozialarbeitern ein Problem auf den Tisch. Das sagten sie am Dienstagnachmittag im Gespräch. Seit Jahresbeginn gelten in Thüringen zehn Gramm Cannabis als geringe Menge bei der Bewertung eines Betäubungsmitteldeliktes. Bislang waren es sechs Gramm.

Nach Meinung der beiden Sozialarbeiter fehle diesbezüglich jegliche Aufklärung. Sicher sei die Anhebung der Eigenbedarfsmenge ein Stück moderner Drogenpolitik, auch zum Teil nachvollziehbar – doch versäume man, auf die Gefahren hinzuweisen.
„Zehn Gramm sind eine recht hohe Menge“, befindet Matthias Pfortner. Dabei berge Cannabis viele Gefahren; sei schädlich für die Lunge und Bronchien und könne psychotische Störungen und Abhängigkeit auslösen. Wer schizophren veranlagt sei, habe erhöhte Risiken; auch ließe THC eine gewisse Gefühllosigkeit entstehen.

Cannabiskonsum ist also mit psychischen, sozialen und körperlichen Risiken verbunden. Der Aspekt, dass Cannabis auch als Schmerzmittel in der Medizin eingesetzt werde, sei ein beliebter, so Babette Ketterl, die aber auch darauf verwies, dass jedes Medikament Nebenwirkungen habe.

Von den 552 Klienten, die im Jahr 2015 die Suchtberatung des Diakonievereins aufsuchten, waren 174 Menschen mit Drogenproblemen, darunter 33 Cannabis-Konsumenten. Die Zahl sage nichts über die Realität aus, wie Matthias Pfortner weiß, denn die Hilfesuchenden seien „nur die Spitze des Eisberges“.

Das Einstiegsalter liege für viele im Alter zwischen 14 und 16 Jahren – oft auch bereits früher – wie der Sozialarbeiter aus jahrelanger Erfahrung weiß. Dass es gerade in der Zeit des Wachstums und der Entwicklung der jungen Menschen zu Verzögerungen kommen kann, verschweigt er dabei nicht.

Vor allem die sogenannte Partydroge Crystal Meth mit all ihren schädlichen Wirkungen stünde oft im Fokus; dabei sei es „fatal, wegen einer Droge, die auf dem Vormarsch ist, die anderen zu vergessen“, betonte Babette Ketterl.

Die Mengenerhöhung von Cannabis solle kein „Freifahrtsschein“ sein, unterstreichen die Sozialarbeiter ihr Anliegen. Gerade in puncto Ablegen des Führerscheins sei es ein wichtiger Aspekt, eine „weiße Weste“ zu haben. Zudem schreibt die Polizei trotzdem eine Anzeige und muss das Cannabis abnehmen. Man solle also das „Thema nicht verharmlosen“, sondern „ernst nehmen“, fordern die beiden Sozialarbeiter.

Auf Mitmenschen zu achten, die eine plötzliche Wesensveränderung aufweisen und vor dem Thema „Drogen“ nicht die Augen zu verschließen, darum bitten Matthias Pfortner und Babette Ketterl.

Antje-Gesine Marsch @08.02.2017

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